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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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und strecken ließen als zuvor. Ja … die Hand war längst nicht so stark gekrümmt wie sonst.
    Sie spürte zwar Schmerzen, aber das kam von der gedehnten Narbe.
    Die geliebte Gitarre fiel ihr ein, und in der Luft griff sie ein paar Akkorde. Wieder der Schmerz, der von der straff gespannten Haut herrührte.
    Wenn sie vielleicht öfter übte … Bis jetzt hatte sie es ängstlich vermieden, die Hand zu beanspruchen. Aber heute, da ihre Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt waren, hatte sie die Finger zum Klettern und Tragen und allem anderen benutzt.
    »Siehst du, nun sind wir quitt, kleine Königin«, murmelte Menolly und schwenkte beide Arme in die Brise. »Siehst du? Meiner Hand geht es viel besser.«
    Sie vernahm kein Antwortzirpen, nur das Rauschen der Brandung und das sanfte Fächeln des Windes, der vom Meer her wehte.
    Aber sie glaubte fest, daß die kleine Echse ihre Worte gehört hatte. Sie wandte sich landeinwärts, gutgelaunt und zufrieden mit der Arbeit, die sie geleistet hatte. In aller Eile begann sie Beeren und Kräuter zu sammeln. Nach Spinnenklauen suchte sie gar nicht erst; das hatte bei dem Wasserhochstand wenig Sinn.

    Oh, preist die starken Drachenschwingen,
Die Mut und neue Hoffnung bringen.
    Wie gewöhnlich bemerkte keiner Menolly, als sie in die Burg zurückkehrte. Pflichtbewußt suchte sie den Hafenmeister auf und berichtete ihm über den Stand des Hochwassers.
    »Du solltest nicht so weit fortlaufen«, meinte der Mann freundlich. »Wir rechnen jeden Tag mit Fädeneinfall. Was macht die Hand?«
    Sie murmelte etwas, doch er hörte nicht mehr hin, denn ein Schiffsmeister rief nach ihm.
    Das Abendessen wurde in aller Hast eingenommen, denn die Männer wollten noch in der Dockhöhle Wasserstand, Schiffe und Masten überprüfen. In dem Durcheinander kümmerte sich niemand um Menolly.
    Sie suchte ihre Kammer auf, kroch ins Bett und ging im Geiste noch einmal die überwältigenden Erlebnisse des Vormittags durch. Sie war sicher, daß die Königin sie verstanden hatte.
    Genau wie die Drachen wußten die Feuerechsen, was im Kopf und im Herzen eines Menschen vorging. Deshalb verschwanden sie wohl auch so rasch, wenn die Jungen sie einzufangen versuchten. Und sie hatten Menollys Gesang gern gehört.
    Aber konnten die Echsen wirklich die Gedanken der Menschen lesen, wenn sie sich immer von ihnen fernhielten? Natürlich, Drachen wußten, was ihre Reiter dachten, aber sie knüpften von Geburt an ein festes Band zueinander, das bis zum Tode nicht mehr zerriß. Wie also hatte die kleine Königin sie verstanden?
    »Die Not weckt ungeahnte Kräfte!« Das hatte der alte Petiron immer gesagt.
    Not?
    Arme Königin! Sicher war sie verzweifelt gewesen, als sie erkannte, daß die Flut ihr Gelege überspülen würde. Wahrscheinlich hatte sie seit vielen Planetendrehungen ihre Eier stets an der gleichen Stelle gelegt. Wie lange lebten Feuerechsen eigentlich? Die Drachen wurden so alt wie ihre Reiter. Manchmal starben sie jung, besonders jetzt, im Kampf gegen die Sporen. War es möglich, daß die kleinen Echsen länger lebten, weil sie der Gefahr leichter entgehen konnten? Fragen über Fragen. Menolly beschloß, am nächsten Morgen noch einmal hinauszugehen zur Bucht, vielleicht mit ein wenig Futter. Sie konnte sich denken, daß Spinnenklauen auch für die Feuerechsen Leckerbissen waren; vielleicht gelang es ihr, das Vertrauen der Königin damit zu gewinnen.
    Oder sollte sie lieber ein paar Tage warten? Jetzt, da so häufig Fäden fielen, war es gefährlich, sich aus dem sicheren Umkreis der Burg zu entfernen.
    Was würde geschehen, wenn die jungen Feuerechsen ausschlüpften? Ein herrlicher Anblick mußte das sein. Hah! Da redeten sämtliche Jungen der Burg davon, wie sie eine Echse fangen wollten, und dann blieb es ihr, Menolly vorbehalten, mit den Tierchen zu reden und ihre Eier zu retten.
    Wenn sie Glück hatte, konnte sie sogar das Ausschlüpfen beobachten. Das war bestimmt nicht weniger aufregend als eine Gegenüberstellung in einem der Weyr. Und nicht einmal Yanus hatte bis jetzt dieses große Ereignis miterlebt.
    Irgendwann schlief Menolly doch ein.

    ***

    Am nächsten Morgen stach und pochte ihre Hand, und sie fühlte sich ganz steif von dem Sturz und der Kletterei. Vor allem das Wetter vereitelte ihre Absicht, zurück zur Bucht der Drachen-Steine zu gehen. In der Nacht war ein Sturm aufgekommen, und hohe Wogen donnerten gegen die Kaimauern.
    Selbst in der Dockhöhle schäumte das Wasser, und der Wind blies

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