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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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daß ihre Gebärden keinerlei Drohung enthielten. Die goldene Echse wollte lediglich verhindern, daß sie die Böschung erklomm.
    »Du möchtest mich nicht fortlassen?« fragte Menolly.
    Die Augen der Königin schienen heller zu leuchten.
    »Aber ich muß fort. Wenn ich bleibe, kommt die Flut, und ich ertrinke.« Menolly begleitete ihre Worte mit erklärenden Gesten.
    Plötzlich stieß die Königin einen durchdringenden Schrei aus, schien einen Moment lang reglos in der Luft zu verharren und glitt dann, gefolgt von ihren Bronze-Echsen, zu dem Gelege im Sand. Sie schwebte über den Eiern und kreischte erregt.
    Natürlich! Die Flut, die jetzt mit Macht hereindrängte, stellte nicht nur für Menolly eine Gefahr dar. Sie drohte auch das Nest am Strand zu überschwemmen. Die kleinen Bronzegeschöpfe nahmen die Klage ihrer Königin auf. Einige flogen mutig bis zu Menolly und wieder zurück zum Gelege.
    »Ach so – ich soll euch helfen? Ihr greift mich nicht mehr an?« Menolly tat ein paar Schritte auf das Gelege zu.
    Die Schreie klangen verändert, und Menolly begann zu laufen. Als sie das Nest erreichte, hatte die kleine Königin ein Ei in den Klauen und hievte es unter größter Mühe hoch. Die Bronze-Echsen umkreisten sie ängstlich, aber da sie kleiner als ihre Königin waren, konnten sie ihr nicht helfen.
    Nun erst sah Menolly, daß am unteren Rand der Klippe zerbrochene Eier und die armseligen toten Körperchen fast ausgeschlüpfter Echsen lagen. Die Königin hatte das Ei zu einem Sims auf halber Höhe des Steilhangs geflogen. Sie legte es sanft ab und rollte es mit den Klauen zu einem kleinen Loch … offenbar einem Höhleneingang. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis die Goldechse wieder erschien. Dann schoß sie hinunter zum Strand, flatterte einen Moment lang über dem Brandungsschaum, der bereits gefährlich nahe an das Nest heranreichte, und flog dann zurück zu Menolly. Sie begann zu keifen wie ein altes Weib.
    Mitleid und Bewunderung erfüllten Menolly. Dieses winzige Geschöpf versuchte unter Aufbietung all seiner Kräfte die Eier vor der Flut zu retten. Den toten Embryos nach zu schließen, mußten die Jungen bald schlüpfen. Kein Wunder, daß die Königin so schwer zu schleppen hatte.
    »Du willst, daß ich deine Eier aus der Gefahrenzone hole? Na, mal sehen, was ich tun kann!«
    Vorsichtig nahm Menolly ein Ei auf. Die Schale war hart, und es fühlte sich warm an. Drachen-Eier, das wußte sie, waren anfangs weich und erhärteten langsam auf dem heißen Sand der Weyr-Brutstätten. Die kleinen Echsen mußten wirklich jeden Moment ausschlüpfen.
    Sie schloß die Finger der verletzten Hand um das Ei und kroch mühselig zu dem Sims hinauf. Sorgsam legte sie das Ei ab. Die Königin packte es besitzergreifend, dann beugte sie sich vor und schaute Menolly tief in die Augen. Ein leises Zirpen – doch gleich darauf schimpfte sie wieder los wie eines der Tantchen.
    Beim nächsten Aufstieg brachte Menolly drei Eier mit. Aber es war unschwer zu erkennen, daß die Rettungsaktion letzten Endes zu einem Wettlauf mit der Flut führen würde.
    »Wenn der Höhleneingang nur breiter wäre«, erklärte sie der kleinen Königin, »dann könnten dir deine Bronze-Verehrer beim Verstauen der Eier helfen.«
    Die Königin achtete nicht auf ihre Worte, sondern rollte geschäftig ein Ei nach dem anderen zur Höhle.
    Menolly versuchte einen Blick in die Öffnung zu werfen, aber der Körper der Feuerechse versperrte ihr die Sicht. Wenn die Höhle größer und der Sims ein wenig breiter gewesen wäre, dann hätte sie alle Eier auf einmal in ihrem Ledersack nach oben bringen können. Menolly schob das lockere Geröll beiseite, bis sie einen hübschen Tunnel mit einem etwas verbreiterten Eingang geschaffen hatte.
    Ohne auf das vorwurfsvolle Gezeter der kleinen Königin zu achten, kletterte Menolly in die Tiefe, schnürte den Sack auf und legte vorsichtig ein Ei nach dem anderen hinein. Als die Gold-Echse das bemerkte, ging sie zu einem hysterischen Angriff über.
    »Schluß jetzt!« befahl Menolly streng. »Ich habe nicht die Absicht, deine Eier zu stehlen. Ich versuche sie nur rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Das schaffe ich aber nicht, wenn ich mit jedem Ei einzeln nach oben turne, verstanden?«
    Menolly wartete einen Moment lang und schaute die kleine Königin, die sie in Augenhöhe umflatterte, streng an.
    »Begreifst du mich?« fuhr sie fort und wies auf die Brandung, die immer näher rückte. »Die Flut kommt herein. Nicht

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