Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
einmal Drachen können sie aufhalten.«
Sie legte das nächste Ei in den Sack. Vermutlich mußte sie den schweren Aufstieg zwei-oder dreimal machen, um die Eier unterwegs nicht zu zerdrücken.
»Ich bring den Sack nach oben«, erklärte sie und deutete zum Sims. »Versteh mich doch, du einfältiges kleines Ding!«
Offensichtlich begriff die Echsen-Königin den Sinn ihrer Worte, denn sie flog auf den Felsvorsprung und wartete dort mit halbgespreizten Schwingen.
Jetzt, da Menolly beide Hände frei hatte, konnte sie schneller klettern. Und sie schaffte es, die Eier aus dem Sack bis zum Höhleneingang zu rollen.
»So – jetzt laß dir von deinen Bronze-Echsen helfen. Ich brauche Platz für die nächste Ladung.«
Insgesamt erklomm Menolly den Sims dreimal; beim letzten Mal war das Wasser nur noch einen Fuß von der Nestmulde entfernt.
Die kleine Königin hatte ihre Bronzegefährten eingespannt, und man hörte sie irgendwo im Innern der Höhle schelten. Es schien sich um eine größere Kaverne zu handeln. Menolly erstaunte das nicht. Die meisten Hügel hier in der Gegend waren von Gängen und Höhlen durchzogen.
Sie warf einen letzten Blick nach unten. Das Wasser stand inzwischen knöcheltief in der ganzen Bucht. Dann musterte sie prüfend den Steilhang. Sie hatte etwa die Hälfte des Weges geschafft, und sie glaubte genug Vorsprünge zu erkennen, an denen sie sich hochziehen konnte.
»Lebt wohl!« Statt einer Antwort hörte sie das schrille Keifen der Königin, die ihre Bronze-Echsen zur Arbeit antrieb.
Menolly war völlig erschöpft, als sie endlich die Bruchkante des Hügels erreicht hatte. Sie ließ sich ins Gras fallen. Die linke Hand pochte von der ungewohnten Anstrengung. Eine Zeitlang blieb sie einfach liegen. Dann, als ihr Atem leichter ging und die Lungen nicht mehr so stachen, merkte sie, wie hungrig sie war. Der mitgebrachte Proviant hatte sich durch den Sturz und die Kletterpartien in Krümel aufgelöst. Sie verschlang gierig selbst die kleinsten Brösel, die sie fand.
Unvermittelt kam ihr zu Bewußtsein, was für ein Abenteuer sie eben erlebt hatte, und sie war hin-und hergerissen zwischen Heiterkeit und Entsetzen. Noch einmal robbte sie vorsichtig an den Rand der Klippe und spähte in die Tiefe.
Der Strand stand jetzt völlig unter Wasser. Die Sandkuhle, in der die Feuerechsen-Eier gelegen hatten, war verschwunden. Sobald das Wasser zurückfloß, erinnerte nichts mehr an das Geschehen. Selbst die zerbrochenen Eierschalen und Kadaver würde die Flut hinwegspülen, Menolly konnte den Sims erkennen, hinter dem sich die Höhle befand, aber von der goldenen Echse sah sie keine Spur mehr.
Sie fuhr sich mit der Hand über die Wange. Da war der blutverkrustete Riß, den ihr die kleine Königin mit ihren scharfen Klauen zugefügt hatte.
»Also ist es doch geschehen!«
Woher aber wußte die Echse, daß ich ihr helfen könnte? Nun, niemand hatte behauptet, daß die Feuerechsen keinen Verstand besaßen. Immerhin war es ihnen seit vielen Planeten-Drehungen gelungen, den Fallen der Menschen zu entgehen. Ja, sie versteckten sich so gut, daß die meisten Bewohner von Pern ihre Existenz anzweifelten und sie als Produkte kindlicher Phantasien abtaten.
Menolly war sich völlig sicher, daß die goldene Echse sie verstanden hatte. Wie sonst hätte Menolly ihr helfen können? Eine andere Frage schoß ihr durch den Kopf. Weshalb war das kleine Geschöpf mit seinen Eiern nicht einfach ins Dazwischen getaucht? Ach so, in den Balladen hieß es immer, daß im Dazwischen eisige Kälte herrschte. Und Kälte schadete den Eiern – zumindest Dracheneiern.
Ob das Gelege in der kühlen Höhle sicher war? Hmmm.
Menolly spähte in die Tiefe. Nun, wenn die Königin weiterhin soviel Vernunft bewies wie bisher, dann brachte sie ihr Gefolge dazu, die Eier mit der Körperwärme zu schützen, bis die Zeit zum Ausschlüpfen kam.
Menolly stülpte ihren Ledersack um, in der Hoffnung, noch ein paar Krümel zu finden.
Ihr Hunger wollte nicht nachlassen.
Sicher, im Marschland gab es genug Frühbeeren und saftige Sprossen, aber sie zögerte, den Hügel zu verlassen. Obwohl sie eigentlich selbst nicht so recht glaubte, daß die Königin noch einmal auftauchen würde….
***
Nach langem Warten erhob sich Menolly. Sie war wie zerschlagen von der ungewohnten Anstrengung. Ihre Hand schmerzte dumpf, und die lange Narbe wirkte rot und geschwollen. Aber als Menolly die Finger bewegte, hatte sie das Gefühl, daß sie sich besser biegen
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