Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
was sie tat, bis Mirrim ihr lächelnd zunickte.
»Das klingt ja wunderbar, Menolly. He, Oharan, komm her! Menolly hat eine neue Stimme für dein Lied.«
»Bitte, Mirrim … sei doch still!«
»Warum?« fragte T’gellan und schenkte ihr Wein nach. »Ein wenig Musik tut uns allen gut. Manche Leute hier machen Gesichter, so lang wie eine verregnete Planetendrehung.«
Schüchtern paßte Menolly ihre Stimme dem warmen Bariton von Harfner Oharan an.
»Hm, nicht schlecht, Menolly. Du besitzt ein sicheres Gehör«, strahlte Oharan, und sie senkte verlegen den Kopf.
Wenn Yanus wüßte, daß sie im Weyr sang … Aber Yanus war weit weg, und er würde es nie erfahren.
»Paß auf, kannst du das da begleiten?«
Und Oharan stimmte eine der alten Balladen an, die sie immer im Wechselgesang mit Petiron vorgetragen hatte.
Mit einem Mal klang ein Chor auf, leise und zart, aber nicht zu überhören. Mirrim hob den Kopf, sah erst mißtrauisch T’gellan an und deutete dann auf Prinzessin.
»Sie summt die Melodie mit! Menolly, wie hast du ihr das beigebracht? Und die anderen … singen auch!« Mirrim machte große, runde Augen.
Oharan spielte weiter und gab Mirrim durch einen Wink zu verstehen, daß sie still sein solle. T’gellan hielt den Kopf schnief und lauschte angespannt. Prinzessin, Rocky und Taucher sangen … »Das ist doch nicht zu glauben«, murmelte er.
»Erschreck sie nicht!« flüsterte Oharan und leitete mit einigen Akkorden die nächste Strophe ein.
Als sie die Ballade beendeten, summten alle Feuerechsen im Chor mit. Mirrim konnte sich nicht mehr beruhigen. »Wie hast du das denn nur geschafft, Menolly?«
»Ich spielte und sang für sie in der Höhle, wenn ich mich einsam fühlte. Einfache kleine Sachen …«
»Einfache kleine Sachen! Ich besitze meine drei schon viel länger als du – aber ich hatte nicht einmal eine Ahnung, daß sie Musik mögen.«
»Was beweist, daß du doch nicht allwissend bist, Mirrim«, ärgerte sie T’gellan.
»Also, das finde ich un…«, wollte Menolly ihre Freundin verteidigen, aber plötzlich bekam sie einen Schluckauf, der nicht mehr aufhören wollte.
»Wieviel Wein hast du ihr eigentlich gegeben, T’gellan?« fragte Mirrim und sah den Bronzereiter mit düsterer Miene an.
»Bestimmt nicht genug für einen Schwips.«
Menolly hickste von neuem.
»Hol Wasser!«
»Halt den Atem an!« schlug Oharan vor.
T’gellan brachte Wasser, und Menolly trank es in kleinen Schlucken, bis sie sich besser fühlte. Sie beharrte darauf, daß sie den Wein überhaupt nicht spürte, sondern nur todmüde sei.
Wenn jemand die Echsen-Eier hüten könnte … es sei soo spät… Fürsorglich brachten T’gellan und Oharan sie zu ihrer Schlafkammer, verfolgt von Mirrims Geschimpfe, daß Männer eben keinen Funken Verstand im Kopf hätten.
Menolly war froh, als sie endlich auf ihrem Bett lag. Sie ließ es zu, daß Mirrim ihr die Pantoffel und neuen Kleider auszog und sie zudeckte. Und sie war eingeschlafen, ehe die Feuerechsen sich an ihre Seite gekuschelt hatten.
Drachenflug, Drachenflug,
Entflammt sind die Triebe,
Weyrherrin, teil mit mir
Die Glut dieser Liebe.
Mirrim weckte Menolly in aller Frühe und scheuchte ungeduldig die Feuerechsen weg, die sie gereizt anfauchten.
»Menolly, wach auf! Wir brauchen heute jeden in der Küche. Die kleinen Drachen sollen schlüpfen, und halb Pern ist zur Gegenüberstellung eingeladen. Los, dreh dich um! Manora kommt gleich und sieht sich deine Füße an.«
»Autsch – mußt du so grob sein?«
»Erklär deiner Prinzessin … Du liebe Güte, ich tu dir doch nichts! Prinzessin! Benimm dich, oder ich sage Ramoth Bescheid.«
Zu Menollys Staunen stellte Prinzessin ihre Angriffsflüge ein und verzog sich mit einem ängstlichen Kreischen in die entfernteste Zimmerecke.
»Du hast mir ganz schön weh getan«, murrte Menolly, noch zu schläfrig, um taktvoll zu sein.
»Aber doch nicht mit Absicht! Hmmm. Deine Füße sehen wirklich viel besser aus.«
»Wir versuchen es heute mit einem leichteren Verband«, erklärte Manora, die in diesem Moment die Kammer betrat.
»Die Pantoffel bieten dir zusätzlichen Schutz.«
Menolly drehte den Kopf nach hinten, als Manoras kräftige und zugleich sanfte Finger die Sohlen untersuchten.
»Ja, Mirrim … Salbe und ein leichterer Verband. Am Abend dann gar keine Bandagen mehr. Wunden brauchen nämlich auch Luft. Aber du hast deine Sache gut gemacht, Kind. Menolly, du siehst wieder nach den Eiern, ja?«
Damit ging sie,
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