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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Nahrungssuche ins Freie flatterten und getötet wurden – und deshalb fütterte ich sie eben und …«
    »… und so entstand die Bindung zwischen dir und ihnen«, ergänzte Meister Domick, als sie stockte. »Du wirst deiner Echsen-Ballade noch eine oder zwei Strophen anfügen müssen, Kind!«
    »Der Meisterharfner hat das Lied schon umgeschrieben«, sagte sie ruhig und, wie sie hoffte, einigermaßen würdevoll.
    Meister Domicks Lächeln vertiefte sich.
    »Es ist klüger, stets die Wahrheit zu sagen, Menolly. Hast du nicht alle neun Feuerechsen zum Singen abgerichtet?«
    »Nicht bewußt. Ich spielte einfach auf meiner Flöte, und sie summten mit …«
    »Ach, weil wir gerade von der Flöte sprechen, Jerint – das Mädchen braucht ein Instrument, bis sie sich selbst eines bauen kann. Oder hatte Petiron nicht genug Holz, um dich in diese Kunst einzuweisen?«
    »Er erklärte mir alles …«, entgegnete Menolly. Glaubte Meister Domick im Ernst, der See-Baron Yanus hätte sein kostbares Holz geopfert, damit ein Mädchen das Harfnerhandwerk erlernen konnte?
    »Wir werden sehen, wieviel du dir gemerkt hast. Inzwischen mußt du auf einem geliehenen Instrument spielen und üben …« Er betonte das letzte Wort und warf einen strengen Blick in die Runde.
    Mit einemmal huschten all die neugierigen Gaffer an ihre Arbeitsplätze. Das Hämmern, Sägen und Klopfen setzte mit solcher Lautstärke ein, daß Prinzessin die Flügel spreizte und empört loskreischte.
    »Das kann man ihr kaum verübeln«, meinte Domick, während Menolly die Feuerechse beruhigte.
    »Eine bemerkenswerte Klangspanne«, murmelte Meister Jerint.
    »Eine Gitarre für Menolly!« erinnerte Domick den zerstreuten Instrumentenbauer.
    »Ach ja«, meinte Jerint hastig. »Bei uns liegen genug Instrumente herum. Sie kann sich selbst eines aussuchen.« Und mit steifen Schritten ging er auf die Seite der L-förmigen Werkstatt, die dem Hof zugewandt war.
    Menollys Augen weiteten sich, als sie all die verschieden großen Trommeln, Pfeifen, Harfen und Gitarren sah. Die Instrumente hingen von Wandhaken und Deckenschnüren oder lagen staubig in Regalen; je tiefer sie in den Raum vordrangen, desto dicker wurde die Staubschicht.
    »Eine Gitarre, hast du gesagt?« Jerint schaute sich mit zusammengekniffenen Augen um und griff nach einer Gitarre, deren Holz nach frischem Firnis glänzte.
    »Die nicht.« Die Worte waren Menolly entschlüpft, ehe sie merkte, was sie da sagte.
    »Nein?« Jerint schaute sie an, ohne den ausgestreckten Arm zu senken. Das klang knurrig, aber er musterte Menolly aufmerksam. Seine Geistesabwesenheit von vorher war völlig verflogen.
    »Sie ist viel zu grün, um einen vernünftigen Klang zu geben.«
    »Und das siehst du auf den ersten Blick?«
    Ah, ein Aufnahmetest, dachte Menolly.
    »Ich würde kein Instrument vom bloßen Ansehen her wählen, Meister Jerint, sondern immer den Klang prüfen, aber ich erkenne von hier aus, daß sich das Holz dieser Gitarre verzogen hat und der Hals nicht gerade sitzt, auch wenn die Lackschicht das zu vertuschen sucht.«
    Die Antwort gefiel ihm offensichtlich, denn er trat zur Seite und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, daß sie selbst die Wahl treffen solle. Sie befingerte die Saiten einer Gitarre, die am Regal lehnte, und schüttelte leicht den Kopf. Weiter vorn sah sie eine Hülle aus Wherleder, abgenutzt, aber gut eingefettet. Sie schaute die beiden Männer fragend an, und als sie nickten, holte sie die Gitarre aus dem Futteral. Ihre Hände streichelten das glatte, dünne Holz, ihre Finger umspannten bewundernd den Hals. Sie strich mit dem Daumen über die Saiten, direkt am Schalloch. Der Klang entzückte nicht nur sie, sondern auch Prinzessin, die aufgeregt mitzusummen begann. Ehrfürchtig verstaute Menolly das Instrument wieder in seiner Hülle.
    »Warum legst du sie zurück? Gefällt sie dir nicht?« fragte Meister Jerint scharf.
    »O doch, Meister, aber diese Gitarre muß einem guten Musiker gehören. Sie ist viel zu schade zum Üben.«
    Domick lachte schallend auf, und er klopfte Jerint auf die Schulter.
    »Keiner hat ihr verraten können, daß es deine Gitarre ist, Jerint. Nur zu, Mädchen, such dir ein Instrument, das schlecht genug zum Üben, aber gut genug für dich ist!«
    Sie versuchte es mit mehreren anderen; ihr war klar, daß sie eine gute Wahl treffen mußte. Eine hatte einen sanften Klang, aber die Stimmwirbel waren so abgenutzt, daß die Saiten ihre Spannung während einer langen Ballade kaum

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