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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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und dann das Gewisper der jüngeren Arbeiter, die alle zu Menolly herüberstarrten, weckte die Aufmerksamkeit eines älteren Mannes, der sich tief über eine Gitarre auf seinem Schoß beugte und ein Stück Einlegeholz festleimte. Er schaute auf und bemerkte die gaffenden Lehrlinge.
    »Na – was gibt es?«
    Prinzeßchen stieß erneut einen Schrei aus und flatterte von der Decke zurück auf Menollys Schulter, nun, da der ungewohnte Lärm verstummt war.
    »War das eben eine Stimme? So klingt doch kein Instrument?«
    Mit einemmal erspähte Meister Jerint Menolly, die schüchtern an der Tür stehengeblieben war.
    »Nun, mein Junge? Was suchst du hier? Und was hast du da für ein komisches Ding auf deiner Schulter sitzen? Du weißt genau, daß es nicht erlaubt ist, Haustiere durch die Gildehalle zu schleppen! He – bist du stumm?«
    Leises Gekicher in den Werkstattwinkeln machte ihn auf seinen Irrtum aufmerksam.
    »Entschuldigen Sie – Meister Jerint, nicht wahr? Ich heiße Menolly …«
    »Wenn du Menolly heißt, kannst du kein Junge sein.«
    »Nein, Meister.«
    »Außerdem habe ich dich erwartet.« Er starrte die Einlegearbeit auf seinem Schoß an, als trage sie die Schuld an seiner Geistesabwesenheit. »Und dieses winzige Biest hat so laut gekreischt?«
    »Sie war erschrocken, Meister.«
    »Kein Wunder bei dem Lärm, der hier drinnen herrscht«, sagte Jerint gutmütig und reckte den Hals, um Prinzessin näher zu betrachten. Sie begann leise zu zirpen, und er zuckte zurück.
    »Das ist also eine dieser legendären Feuerechsen?« Seine Stimme klang skeptisch.
    »Ich nenne sie Prinzessin, Meister Jerint«, sagte Menolly, fest entschlossen, neue Freunde für ihre Echsen zu gewinnen. Sie lockte Prinzeßchen auf ihren Arm. »Hier! Sie mag es, wenn man sie zwischen den Augen streichelt …«
    »Ja?«
    Jerint kraulte das winzige goldene Geschöpf. Prinzessin schloß die Innenlider ihrer glitzernden Augen und schmiegte sich an seine Hand.
    »Tatsächlich.«
    »Sie ist im Grunde recht lieb – nur der Lärm und die vielen Menschen haben sie beunruhigt.«
    »Also, ich finde sie entzückend«, erwiderte Jerint, und sein schwieliger Finger fuhr immer wieder über das Köpfchen der kleinen Echse, bis sie zufrieden summte. »Ganz entzückend. Ist die Haut der Drachen auch so weich?«
    »Ja, Meister.«
    »Ein schönes Geschöpf. Und handlicher als die Drachen.«
    »Außerdem kann sie singen.«
    Aus dem Hintergrund schlenderte ein kräftiger Mann heran, der sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete.
    Als hätte der Neuankömmling die geheime Spannung gelöst, begannen die Lehrlinge in allen Ecken zu wispern und zu lachen. Der Mann nickte Menolly zu.
    »Was sagen Sie da, Domick?«
    Einen Moment lang vergaß Jerint, Prinzessin zu streicheln; sie stupste ihn mit der Nase an, und er machte weiter.
    »Sie kann singen?«
    »Haben Sie den Diskant heute morgen denn nicht gehört, Jerint?«
    Der untersetzte Mann war Meister Domick, dem sie später vorspielen sollte? Zwar trug er einen alten Kittel mit dem Emblem der Gesellen, aber kein Geselle hätte es gewagt, einen Meister nur mit seinem Namen anzusprechen.
    »Heute morgen?«
    Jerint schaute überrascht auf. »Ja, ich erinnere mich. Die Höhe war ungewöhnlich für Flöten, und zudem wird diese Saga traditionsgemäß ohne Begleitung gesungen, aber da Brudegan gern improvisiert …«
    Er spreizte hilflos die Hände. Prinzessin flatterte auf Menollys Arm hin und her, als sie das Gleichgewicht zu halten versuchte. Ihre Krallen gruben sich schmerzhaft durch den dünnen Stoff des Ärmels.
    »Du warst doch nicht gemeint, du hübsches Ding«, entschuldigte sich Jerint und streichelte Prinzessin, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Aber daß so ein winziges Geschöpf einen ganzen Chor ersetzen kann …«
    »Wie viele haben denn nun wirklich gesungen, Menolly?« fragte Meister Domick.
    »Nur fünf«, antwortete sie schüchtern; sie erinnerte sich noch zu gut an Duncas Reaktion.
    »Fünf!« Meister Jerint schaute sie verblüfft an. »Du … besitzt fünf Feuerechsen?«
    »Also, um die Wahrheit zu sagen …«
    »Es ist klüger, stets die Wahrheit zu sagen, Menolly«, warf Meister Domick ein, und sie merkte an seinem Lächeln, daß er sie neckte.
    »Also, ich habe neun Feuerechsen für mich gewonnen«, stieß Menolly hervor. »Sehen Sie, ich befand mich in der Echsenhöhle, als die Eierschalen aufsprangen – weil draußen Sporen fielen – und ich konnte doch nicht zulassen, daß die Jungen auf

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