Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
vielsagend zu den Wohnquartieren.
»Ach so!«
Und das mitfühlende Nicken des anderen ließ darauf schließen, daß die Küchenarbeit an einem Festtag eine der scheußlichsten Strafen war, die es gab.
Der Aufseher trieb die Knechte zur Eile an, und so konnte Piemur nur wenige der Siegel erkennen, als er Säcke, Fässer und Kisten in die Lagerräume schleppte. Aber ihm wurde klar, daß die Ware von den verschiedensten Orten stammte. Gerber, Weber und Schmiede hatten ihre Erzeugnisse ebenso geliefert wie die Weinhändler verschiedener Burgen. Als das letzte Bündel in den zum Bersten gefüllten Kammern verstaut war, seufzte Piemur erleichtert. Besel, der Küchenhelfer, der selten von seiner Seite gewichen war, wischte sich ebenfalls den Schweiß von der Stirn. Als sich jedoch Piemur auf einem der Säcke niederlassen und etwas verschnaufen wollte, riß ihn der Mann hoch.
»Los, los, du kannst nicht den ganzen Tag faulenzen!«
Zum Ausruhen kam Piemur in der nächsten Zeit wirklich nicht. Er mußte die Aschekästen ausleeren und danach Wherhühner ausnehmen. Zum Glück hatte er Camo bei dieser Arbeit oft zugeschaut, daß er einigermaßen damit zurechtkam. Er schrubbte Teller, an denen der Dreck von ganzen Planetenumläufen zu kleben schien. Dann mußte er einen Berg Rüben kleinschnitzeln und nebenher den Spieß drehen.
Schließlich tauchte der Burgverwalter auf und erklärte, daß Baron Meron in seinen Gemächern zu speisen wünsche und man alles herrichten solle, während er auf dem Festplatz weilte.
Der Küchenaufseher nahm die Änderung wortlos auf, doch sobald sich die Tür hinter dem Verwalter geschlossen hatte, ließ er einen Stapel von Flüchen los, der ihm Piemurs uneingeschränkte Bewunderung eintrug. Sein Zornausbruch war verständlich, denn er hatte eben mit seinen Helfern eine Stunde lang geschuftet, um im Großen Saal alles für das Bankett vorzubereiten.
Wenn Piemur geglaubt hatte, er sei nun fertig, so sah er sich getäuscht. Im Eiltempo wurde er durch das Küchengewölbe gehetzt und mußte Wischeimer, Putzlappen und ähnliches zusammensuchen. Dann wurde er mit Besel und einer Frau nach oben geschickt, um die Privatgemächer von Baron Meron auf Hochglanz zu bringen.
Piemur, der mitten in der Nacht aufgestanden war und härter gearbeitet hatte als je zuvor in seinem Leben, dachte mit Wehmut darüber nach, daß Meister Oldive ihm »jede Anstrengung« verboten hatte.
»Hätt’ auch keiner geglaubt, daß der zum Fest runtergeht«, seufzte die Frau, als sie die steilen Stufen von den Burgsälen zu Merons Gemächern erklommen.
»Mußte er wohl. Hast du nicht gehört, was überall geflüstert wird? Daß Meron schon tot ist und niemand seinen Nachfolger kennt! Manche glauben sogar, daß der Festtag noch zum Duell-Tag wird, wenn sich die Söhne wegen der Erbschaft in die Haare geraten.«
Die beiden begannen höhnisch zu lachen, und Piemur überlegte, ob er sich verdächtig machte, wenn er genauere Fragen stellte. Doch da fuhr Besel bereits mit durchtriebener Miene fort: »Ich hab’ die ankommen sehen –o Mann! Jeder versuchte, sich den Alten eine Weile allein zu schnappen. Wundert mich gar nicht, daß der jetzt frische Luft braucht – die Kerle sind keinen Deut besser als er, echt nicht!«
»Der schmiert sie alle an, wirst schon sehn«, prophezeite die Frau. »Verspricht sicher jedem die Burg!« Sie stieß Besel mit dem Ellbogen an, und wieder prusteten die beiden los.
»Hoffentlich müssen wir nicht allein den Dreck hier wegschaffen«, meinte Besel, während er die Klinke herunterdrückte. »Da ist seit ewigen Zeiten nicht mehr… puh!«
Er wandte angeekelt den Kopf zur Seite, als ihnen aus den Gemächern Merons ein grauenvoller Gestank entgegenwehte.
Auch Piemur spürte, wie sein Magen rebellierte. Ein fauliger, süßlicher Krankengeruch machte sich überall breit. Er blieb ein paar Schritte zurück, in der Hoffnung, das Zeug würde in den Korridor entweichen.
»Los, Junge, lauf rein und reiß die Läden auf! Leute, die Wherhühner ausnehmen, sind an Gestank gewöhnt!« Besel packte Piemur hart am Arm und schubste ihn ins Zimmer.
Wie es Piemur schaffte, bis ans Fenster zu taumeln und die Läden aufzustoßen, ohne sich zu übergeben, wußte er später nicht mehr. Er beugte sich weit über das Fensterbrett nach draußen und sog die frische Luft ein. »Da sind noch mehr Fenster, Junge!« befahl Besel vom Eingang her.
Piemur hielt den Atem an und eilte ans nächste Fenster. Dort schöpfte er
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