Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
schnelle, sondern ausdauernde Tiere zu züchten. Bei den Festen mußte ich unserem Rennverwalter Norman zur Seite stehen.«
Moreta hob erneut das Glas. »Auf den Mann, der sich durchsetzte und gewann!«
Ihre Blicke trafen sich. Moreta fühlte sich immer stärker von dem neuen Burgherrn angezogen, und das nicht nur, weil er ihre Leidenschaft für Rennen teilte. Er ließ sich schwer einordnen. Mit Tolocamp, Ratoshigan oder Diatis hatte er wenig gemeinsam. Er wirkte aufgeschlossener und sehr humorvoll; wenn er nun noch gut tanzte, dann konnte es tatsächlich sein, daß sie ihn den ganzen Abend für sich in Beschlag nahm.
Als Moreta zögernd den Blick von Alessan löste, entdeckte sie, daß zwei weitere Drachen über der Burg kreisten. Sie suchte nach Orlith, die sich immer noch über dem Haupteingang der Burg sonnte, und freute sich über den goldenen Schimmer ihrer Haut. Dann spürte sie, daß Alessan sie beobachtete, und wandte sich etwas verlegen ab.
»Eine liebe alte Gewohnheit«, murmelte sie und zuckte mit den Schultern.
»Kein Wunder bei einer so langen Partnerschaft …«
»Haben Sie sich eigentlich bereits an Ihr neues Amt als Herr von Ruatha gewöhnt?«
»Nein. Ich bin eben erst dabei …« Alessan unterbrach sich, als er das zärtliche Lächeln sah, das Orlith galt. »Selbst nach zwanzig Planetenumläufen …?«
»Da - die Flagge! Der nächste Lauf beginnt.« Moreta lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Renngeschehen. Jemand, der selbst kein Drachenreiter war, würde kaum begreifen, daß die telepathische Gemeinschaft, die bei der Gegenüberstellung geknüpft wurde, ein Wunder war - ein sehr intimes Wunder.
KAPITEL II
Ruatha, 10.03.43
Das zweite Rennen ging über eine längere Strecke. Man hatte die Zielflaggen versetzt und die Bahn verbreitert, weil auf dieser Distanz mehr Renner antraten.
»Haben Sie diesmal ebenfalls einen Kandidaten im Feld?« fragte Moreta, als die Startfahne niederging.
»Nein. Ich besitze nur drahtige Sprinter und schwere, ausdauernde Zugtiere. Aber einer meiner Pächter hat einen aussichtsreichen Bewerber gemeldet. Man kann im Gedränge die Farben zwar schlecht erkennen; seine Satteldecke müßte jedoch blau mit roter Schraffierung sein.«
Das Feld war bereits etwas auseinandergezogen, als unvermittelt einer der Renner stürzte und zwei weitere mit zu Fall brachte. Moreta hielt den Atem an. Sie hoffte, daß sich die Tiere rasch wieder aufrappeln würden. Zwei der Renner kamen wieder auf die Beine. Der eine schüttelte benommen den Kopf, während der zweite reiterlos hinter dem Hauptfeld herrannte. Der dritte allerdings machte nicht einmal den Versuch aufzustehen.
Moreta rannte los, quer über das Feld.
»Ich verstehe nicht, weshalb er stürzte.« Orlith!
»Vermutlich ist er bei dem Gedränge ausgerutscht.« Alessan lief an ihrer Seite zur Rennstrecke hinunter. Ihre Besorgnis hatte ihn angesteckt.
»So dicht war das Feld nicht, und gestrauchelt ist er auch nicht!« Sie rannte weiter, obwohl sie sah, daß sich die beiden abgeworfenen Reiter über der Tier beugten und von der Startlinie Rennknechte herbeiliefen. Orlith, warum steht er nicht auf?
Beim Näherkommen erkannte Moreta, daß sich die Flanken des gestürzten Renners hoben und senkten. Seine Nase berührte den Boden, und er machte keine Anstalten, sich zu erheben. Das war sehr ungewöhnlich. Renner zogen es im allgemeinen vor, so rasch wie möglich auf die Beine zu kommen.
Hat er sich etwas gebrochen, Orlith?
»Er bekommt keine Luft«, sagte ein Reiter zum anderen. »Und die Nüstern sind blutig.«
Orlith, wach auf! Ich brauche dich!
»Dennoch - er hätte sich längst aufrichten müssen. Baron Alessan! Lady Moreta!« Der eine Reiter wandte sich ihnen zu, und Moreta erkannte Helly, einen tüchtigen Stallmeister, der viel Rennerfahrung besaß.
Er kann nicht atmen, erklärte Orlith schläfrig und ein wenig unwirsch über die Störung. Seine Lungen sind mit Flüssigkeit gefüllt.
Moreta beugte sich über den Kopf des Renners. Sie beobachtete das verzweifelte Blähen der Nüstern und den blutigen Ausfluß. Als sie nach der Halsschlagader tastete, spürte sie nur einen schwachen Puls. Er war viel zu unregelmäßig für ein Tier, das erst einige Drachenlängen gelaufen war. Ein paar Männer ringsum schlugen vor, den Renner hochzustemmen. Moreta scheuchte sie mit einer Handbewegung zur Seite.
»Er kann nicht atmen. Die Luft dringt nicht bis in die Lungen vor.«
»Dann müssen wir einen Luftröhrenschnitt machen.
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