Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Alessan runzelte die Stirn und drehte sich langsam um. Sein Blick streifte die Reihen der angepflockten Renner. »Es muß sich um irgendeinen dummen Zufall handeln. Ich kenne Vander. Sein Hof liegt einen guten Tagesritt im Süden. Er hat diesen Renner für den heutigen Lauf gründlich vorbereitet.« Alessan seufzte. »Aber werfen wir zur Sicherheit einen Blick auf seine anderen Tiere. Sie müßten da drüben stehen, wenn ich die Koppel-Nummern noch richtig im Kopf habe.« Er nahm Moreta am Arm und führte sie nach rechts.
Aber wie konnte sich so rasch Flüssigkeit in den Lungen stauen, wenn das Tier gesund gewesen war? überlegte Moreta. Sie wollte Orlith fragen, aber sie spürte, daß die Königin bereits wieder schlief. Renner spielten bei Drachen längst keine so große Rolle wie bei Menschen.
Alessan zog Moreta unvermittelt an sich, als ein Renner an ihnen vorbei zum Startplatz galoppierte. Seine Hufe wühlten das Gras auf, und er tänzelte so nervös, daß der Reiter Mühe hatte, im Sattel zu bleiben. Zwei Rennknechte liefen nebenher, aber sie hielten einen Respektabstand zu dem aufgeregten Tier ein. Moreta schaute der Gruppe nach.
»Nun?« erklang Alessans warmer Tenor dicht neben ihrem Ohr. Jetzt erst merkte sie, daß er immer noch schützend den Arm um sie gelegt hatte.
»Nein, der hier war alles andere als krank«, meinte sie lachend und löste sich von ihm. »Der hatte lediglich das Rennfieber.«
»Hier ist Vanders Koppel. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er sieben Tiere angemeldet.« Alessan zählte und nickte dann. »Sagten Sie nicht, daß Sie aus Keroon stammen? Hier diesen Renner kaufte er kürzlich in Keroon.«
Moreta streckte lachend die Hand aus und ließ das Tier an ihren Fingern schnüffeln, bis es sich an ihren Geruch gewöhnt hatte. Dann tastete sie seine Ohren nach dem Brandzeichen ab.
»Nein, von unserem Hof kommt er nicht.«
Alessan zuckte lächelnd mit den Schultern und untersuchte die übrigen Tiere. »Sie sehen prächtig aus. Vander kam schon vor zwei Tagen hier an, damit seine Tiere vor dem Rennen gut erholt sind. Ich werde mich später mit ihm unterhalten. Sollen wir jetzt zurück zu den … nein, das darf nicht wahr sein!« Das Geschrei der Menge verkündete, daß der nächste Lauf begonnen hatte. Alessan warf ihr einen zerknirschten Blick zu. »Nun versäumen Sie meinetwegen schon wieder ein Rennen!«
»Ich sehe mir die Rennen an, weil das die Würde einer Weyrherrin besser unterstreicht als das Herumschleichen zwischen den Koppeln - obwohl mir letzteres weit mehr Freude bereitet! Darf ich einen Blick auf Ihren Sieger werfen, wenn wir schon hier sind? Ich hege den finsteren Verdacht, daß Sie mit Rücksicht auf Ihre Gastgeberpflichten darauf verzichtet haben, nach ihm zu sehen.«
Die Erleichterung und Freude in Alessans Augen bestätigten ihre Vermutung. Er wollte eben losgehen, als ihm ein untersetzter Mann mit langen, kräftigen Armen und den typischen Säbelbeinen des Jockeys entgegengerannt kam. Auf seinen Zügen lag ein breites Grinsen.
»Baron Alessan! Suchen Sie etwa Squealer?«
»Allerdings, Dag! Das hast du großartig gemacht, wirklich großartig!« Alessan hieb Dag kräftig auf die Schultern. »Ein perfektes Rennen!«
Dag verbeugte sich steif vor Moreta.
»Meine Gratulation zu einem solchen Tier!« sagte die Weyrherrin.
Dann konnte sie nicht widerstehen und fügte hinzu: »Es gibt nur wenige Menschen, denen es gelang, Baron Leef so hinters Licht zu führen.«
Dag warf ihr einen bestürzten, ja entsetzten Blick zu. »Lady Moreta, ich hätte nie gewagt …«
Alessan boxte den kleinen Mann freundschaftlich in die Rippen. »Lady Moreta kommt von einem Hof, auf dem Renner gezüchtet wurden. Sie freut sich über unseren Erfolg.«
»Wo ist denn nun Ihr Squealer, Dag? Ich würde ihn gern aus der Nähe sehen.«
»Hier entlang, Lady. Aber im Moment kann man gar keinen Staat mit ihm machen. Ich habe ihn langsam auf und ab geführt, bis er nicht mehr so erhitzt war, Baron Alessan, und ihn dann mit lauwarmem Wasser gewaschen. Das Rennen hat ihn nicht im geringsten erschöpft. Er könnte jederzeit …« Dag warf Moreta einen erschrockenen Blick zu und schwieg.
»Er ist ein Hengst?« fragte Moreta erstaunt.
»Ja. Weil er so knochig aussieht, konnte ich den Herdenmeister bisher immer beschwatzen, daß er zu jung oder zu kränklich zum Kastrieren sei. Und danach brachte ich ihn meist heimlich auf eine andere Weide.«
»Und das über Planetenumläufe hinweg?« Moreta
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