Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
eine Serum-Injektion, so ist er vor Ansteckung geschützt. Wird sie einem bereits Infizierten gegeben, so mildert das Blutserum den Verlauf der Krankheit. Lange vor den Überfahrten behandelte man viele ansteckende Krankheiten mit Serum-Impfungen, und es gelang, eine Reihe davon völlig auszumerzen: Windpocken, Diphtherie, Grippe, Röteln, Roseola, Masern, Scharlach, Pocken, Typhus und Typhoide, Kinderlähmung, Tuberkulose, Hepatitis, Virus-Zytomegalie, Herpes, Gonokokken …
    Typhus und Typhoide waren Capiam bekannt; es hatte mehrere Ausbrüche aufgrund unzureichender Hygiene gegeben. Er und die anderen Heiler fürchteten diese Krankheit wegen der beengten Lebensverhältnisse in den Burgen. Diphtherie und Scharlach waren im Lauf der letzten hundert Planetenumdrehungen gelegentlich aufgeflackert, zumindest so oft, daß er Symptome und Therapien während seiner Ausbildung gelernt hatte. Die anderen Krankheiten kannte er nicht; die Wortstämme waren sehr, sehr alt. Er mußte die einzelnen Begriffe im Lexikon der Harfner nachsehen.
    Capiam las weiter. Wenn man einem genesenen Patienten anderthalb Liter Blut abzapfte, konnte man daraus fünfzig Milliliter Serum zur Immunbehandlung gewinnen. Die Injektionsmenge schwankte nach Gallardys Worten zwischen einem und zehn Millilitern. Capiam dachte an sein Gespräch mit Tirone, bei dem er den Verlust der alten Techniken bedauert hatte. Mußte er nicht bei sich selbst beginnen? Hätte er nicht besser auf Meister Gallardys Worte achten sollen?
    Capiam mußte nicht lange rechnen, um zu erkennen, welche gewaltige Aufgabe ihm bevorstand, wenn er sämtliche Drachenreiter impfen wollte, ganz zu schweigen von den Baronen und Gildemeistern oder den Heilern, die sich um die Kranken kümmern und die Impfungen durchführen mußten.
    Die Tür schwang auf, und Desdra kam zurück. Capiam konnte sich nicht erinnern, sie je so aufgelöst wie an diesem Tag gesehen zu haben. Sie schleppte einen Weidenkorb und stieß die Tür mit dem Fuß zu.
    »Hier ist alles, was du mir aufgetragen hast … dazu die Glasspritzen, die Meister Genjon für dich anfertigte. Drei waren zerbrochen, aber die übrigen habe ich bereits ausgekocht.«
    Desdra stellte den Korb vorsichtig neben seinem Bett ab.
    Sie rückte seinen Nachttisch näher und stellte darauf eine Schale mit konzentrierter Rotwurzlösung, ein Bündel Schilfrohre und die in Blätter gehüllten Nadeldorne. Dann schob sie einen dampfenden Kessel auf eine Stahlunterlage. Capiam sah darin einen kleinen Glasbehälter, einen Verschluß und Genjons Spritzen. Aus ihrer Tasche holte Desdra eine Rolle fester Schnur. »So!«
    »Das ist doch nie und nimmer ein Zweiliter-Gefäß!«
    »Nein, aber du bist auch noch nicht kräftig genug, um zwei Liter Blut zu spenden. Mehr als einen halben Liter darfst du nicht verlieren. K'lon wird sicher bald eintreffen.«
    Desdra wusch seinen Arm rasch mit Rotwurz und schnürte ihm den Oberarm mit der Kordel ab, während er die Hand zur Faust ballte, damit die Vene besser hervortrat. Sie lag wie ein dicker bläulicher Strick unter der blassen Haut. Mit einer Zange nahm Desdra den Glasbehälter aus dem Kessel. Sie öffnete das Bündel mit den Schilfrohren, holte eines heraus und befestigte einen Nadeldorn an seinem Ende. »Ich kenne die Technik zwar, habe sie aber noch nicht oft angewandt.«
    »Dann bekommst du jetzt sicher Übung. Ich kann nicht selbst einstechen, meine Hand zittert zu stark.«
    Desdra preßte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, tauchte die Finger in Rotwurz, stellte den Glasbehälter neben das Bett auf den Boden, hielt das eine Ende des Schilfrohrs schräg hinein und befestigte den Dorn am anderen Ende. Die Spitzen eines Nadeldorns waren so fein, daß man die winzige Öffnung darin kaum sah. Desdra stach ohne große Mühe in die gestaute Ader und lockerte dann den Knebel. Capiam schloß die Augen. Er spürte einen leichten Schwindel, als die ersten Tropfen durch den Dorn und das Rohr zu fließen begannen und der Blutdruck absank. Der Augenblick der Schwäche ging rasch vorbei, und er beobachtete fasziniert den Weg, den das Blut in den Glasbehälter nahm. Er machte eine Faust, und das Blut floß stärker. Wie aus weiter Ferne schien er wahrzunehmen, daß der Lebenssaft seinen Körper verließ; sein Herz schlug schneller, um sich dem Fließen anzugleichen. Aber das war absurd. Er kämpfte gegen Übelkeit an, als Desdras Finger einen mit Rotwurz getränkten Bausch über die Einstichstelle drückten und den

Weitere Kostenlose Bücher