Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
kaum etwas für dich selbst tun, geschweige denn für deine Königin. Sie hat sich wirklich nicht vernachlässigt gefühlt. Und sie kennt mich schon so lange, daß sie auch auf mich hört.
Schließlich stammt sie aus Holths Gelege. Sie mußte einfach fressen, Moreta. In Kürze sucht sie die Brutstätte auf; sie wollte nur noch warten, bis es dir besser geht. Aber nun haben wir es bald geschafft.«
Moreta rechnete rasch. »Ist sie nicht etwas früh dran? Eigentlich hat sie noch fünf bis sechs Tage Zeit.«
»Sie befand sich unter starkem seelischen Druck. Nun mach dir keine Gedanken! Iß! Je eher deine Kräfte zurückkehren, desto besser für uns alle!«
»Ich bin bereits viel kräftiger. Gestern …« Moreta lächelte wehmütig. »Wie kommst du zurecht?«
»Ganz problemlos.« Leri wirkte sehr selbstzufrieden. »Wie gesagt, ich ließ mir ein Kohlebecken und Vorräte bringen. Da Orlith auf jeden deiner Atemzüge horchte und Holth immer auf dem laufenden hielt, konnten wir dich so gut versorgen, als hätte Meister Capiam persönlich an deinem Bett gestanden.«
»Ich erfuhr eben von Orlith, daß er ein Mittel gegen die Seuche entdeckt hat.«
»Einen Impfstoff, wie er es nennt. Aber ich lasse nicht zu, daß er dir Blut abnimmt!«
»Warum sollte er?« fragte Moreta verblüfft.
»Er zapft allen Genesenen Blut ab und stellt daraus ein Serum her, das den Ausbruch der Krankheit bei anderen verhindert. Behauptet, das sei eine alte Heilmethode. Ich kann nicht sagen, daß mir die Angelegenheit gefällt.« Leri schüttelte sich. »Als K'lon sich zum Transport von Medikamenten in der Heilerhalle einfand, schnappte er ihn wie ein Schlachtopfer.« Leri lachte leise und fuhr dann fort: »K'lon übernahm sich bei seinen Botenritten für die Heilerhalle. Ich habe jetzt ein paar Jungreiter dazu bestimmt, ihm zu helfen. Gefiel mir selbst nicht recht … aber sie haben ihre Aufgabe bis jetzt recht ordentlich erledigt. Oh, es war so viel los, daß ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll!«
Unter Leris leichtem Geplauder spürte Moreta Sorge und Erschöpfung, aber die alte Frau schien mit der Krise zu wachsen.
»Hat es … noch mehr Tote im Weyr gegeben?« fragte Moreta zögernd.
»Nein!« Leri schüttelte trotzig den Kopf. »Und es hätte überhaupt keine geben müssen. Aber die Leute wollten einfach ihren Verstand nicht einsetzen. Du weißt, wie schnell die Grünen und Blauen die Nerven verlieren. Genau das taten sie, als ihre Reiter erkrankten, statt sie zu unterstützen. Vielleicht ist sogar was dran an Jalloras These, daß die Panik die Krankheit erst recht verschlimmerte …« Leri starrte einen Moment lang ins Leere. »Jallora ist die Gesellin, die man uns zusammen mit zwei Lehrlingen von der Heilerhalle schickte. Dich hatte es am schlimmsten erwischt, weißt du das? Vermutlich warst du erschöpft nach dem langen Fest … kein Schlaf, die Aufregung, dann der Fädeneinfall und die schwierige Behandlung von Dilenth … Ihm geht es übrigens gut. Nun, Orlith hätte niemals zugelassen, daß du stirbst. Sie gab ein so gutes Beispiel, daß wir die übrigen Königinnen baten, die Kranken zu bewachen und auf keinen Fall sterben zu lassen. Es wäre doch gelacht, wenn die Drachenreiter dieses seltsame Virus nicht besiegen könnten! Schließlich leben wir nicht in der dumpfen Enge der Burgen …«
»Wie viele sind denn krank, wenn die Weyr sich bereits vereinigen müssen, um gegen die Fäden anzukämpfen?«
Leri schnitt eine Grimasse. »Du mußt jetzt tapfer sein. Mit Ausnahme des Hochland-Weyrs melden alle Weyr einen Ausfall von nahezu zwei Dritteln. Wir können - wenn man die Kranken und Verletzten abzieht - gerade zwei Geschwader zusammenstellen.«
»Aber du sagtest doch, Meister Capiam hätte ein neues Mittel?«
»Zur Vorbeugung. Und dieser Impfstoff reicht längst nicht aus.« Leris Stimme klang wütend. »So beschlossen die Weyrherrinnen, daß man zunächst die Hochland-Reiter impfen müsse, da wir im Moment alle von S'ligar und Falga abhängen. Sobald mehr von dem Serum hergestellt ist, kommen die übrigen Weyr an die Reihe. Im Moment läßt Meister Capiam per Trommeln Leute suchen, die von der Krankheit genesen sind. Tolocamp beschwert sich natürlich, daß die Drachenreiter bevorzugt werden, aber ich finde die Entscheidung vernünftig.«
»Tolocamp ist nicht krank?«
»Er rührt sich nicht aus seinen Räumen.«
»Für eine Frau, die ihren Weyr nur selten verläßt, bist du hervorragend informiert.«
Leri lachte.
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