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Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Dorn mit einer geschickten Bewegung herauszogen.
    »Das reicht voll und ganz, Meister. Ein Dreiviertelliter … du bist ganz bleich. Drück den Bausch fest auf! Hier, ein Schluck Schnaps!«
    Sie drückte ihm den Becher in die Linke. Das starke Getränk schien sich sofort in seinen Adern zu verteilen und den Platz des verlorenen Blutes einzunehmen. Aber als Heiler wußte er natürlich, daß diese Vorstellung Unsinn war.
    »Und was nun?« fragte Desdra. Sie hielt das verschlossene Gefäß mit seinem Blut hoch.
    »Ist der Deckel wirklich fest zugeschraubt?« Und als sie nickte, fuhr er fort: »Dann wickle die Schnur fest um den Hals und verknote sie mehrmals! Gut so. Gib her!«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dich jetzt aufstehen lasse?« Ihre Miene war streng und ihr Blick grimmig entschlossen. Für eine Frau, die immer kühle Gelassenheit predigte, wirkte sie plötzlich sehr besorgt.
    »Gallardy meinte, daß sich die Blutbestandteile unter dem Einfluß der Zentrifugalkraft trennen. Mit anderen Worten, wir müssen das Gefäß schnell herumwirbeln, damit das Serum entstehen kann.«
    »Also schön.« Desdra trat so weit vom Bett zurück, daß sie genügend Bewegungsfreiheit hatte, und begann dann das Glas über ihrem Kopf zu schwingen.
    Capiam sah, daß ihr nach kurzer Zeit der Schweiß auf der Stirn stand. Er war froh, daß sie ihm die Arbeit abgenommen hatte. Er selbst wäre einfach noch zu schwach gewesen. »Vielleicht könnten wir die Hunde einsetzen, die sonst den Bratenspieß drehen … wenn wir sie irgendwie dazu bringen, ihr Tempo zu steigern. Außerdem muß die Drehung gleichmäßig erfolgen …«
    »Warum? Glaubst du, wir … müssen das … noch öfter … tun?«
    »Wenn meine Theorie stimmt, werden wir ziemlich viel von dem Serum brauchen. Hast du ausrichten lassen, daß K'lon sofort nach seiner Ankunft hierhergebracht werden soll?«
    »Ja. Wie … lange … noch?«
    Capiam hatte Angst, daß alles umsonst war, wenn sie zu früh mit der Schleuderbewegung aufhörte. Andererseits hatte Meister Gallardy von einer ›kurzen Zeit‹ gesprochen … wenn die alten Notizen stimmten …
    Heute, da er auf eine Heilertätigkeit von dreißig Jahren zurückblickte und wußte, daß man diesen Beruf ungeheuer ernst nehmen mußte, verfluchte er insgeheim die Gleichgültigkeit des von Frühlingsgefühlen geplagten jungen Burschen, der er damals gewesen war. »Das müßte reichen, Desdra. Vielen Dank!«
    Atemlos verlangsamte Desdra den Schwung, stoppte den Glasbehälter mit der freien Hand und stellte ihn sacht auf den Tisch. Capiam beugte sich vor, und gemeinsam bestaunten sie die Schichten, die sich gebildet hatten.
    Desdra deutete zweifelnd auf die strohfarbene Flüssigkeit, die ganz oben schwamm. »Das ist also dein Heilmittel?«
    »Im Grunde kein Heilmittel. Es macht den Körper immun.« Capiam sprach das ungewohnte Wort sorgfältig aus.
    »Muß man es trinken?« Die Stimme der jungen Frau klang neutral, aber unterschwellig spürte er ihr Entsetzen.
    »Nein, obwohl es bestimmt nicht schlechter schmecken würde als manche der Sachen, die ich in den letzten Tagen schlucken mußte. Nein, das hier wird in die Vene injiziert.«
    Sie warf ihm einen langen, nachdenklichen Blick zu. »Deshalb also wolltest du die Glasspritzen.« Desdra schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht genug davon.« Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Ich finde, wir sollten zuallererst Meister Fortine aufsuchen …«
    »Hast du kein Vertrauen in mich?« fragte Capiam gekränkt.
    »O doch. Gerade deshalb mache ich diesen Vorschlag. Meister Fortine war einige Male zu oft im Lazarett unseres übervorsichtigen Burgherrn. Er hat sich angesteckt.«

KAPITEL X
Fort, Weyr und Ruatha, 16.03.43
    Als Moreta erwachte, spürte sie Orliths Nähe. Die Königin strahlte Freude und Erleichterung aus.
    Es geht dir besser! Das Schlimmste ist vorbei!
    »Es geht mir besser?« Moreta ärgerte sich über das Zittern in ihrer Stimme. Zu deutlich erinnerte es sie an die entsetzliche Mattigkeit, die sie noch am Vortag gequält hatte.
    Viel besser. Du wirst sehen, heute schöpfst du wieder Kraft.
    »Weißt du das, oder hoffst du das nur?«
    Moreta erkannte selbst, daß diese Frage eigentlich überflüssig war. Während der Krankheit war ihr Orlith so nahe gewesen, als habe sie in ihrem Körper Wohnung genommen. Sie hatte jeden Augenblick des Leidens mit Moreta geteilt, hatte versucht, die Auswirkungen der Krankheit zu dämpfen und zu vermindern. Die

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