Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
und verließ die Halle.
»Na, dann guten Tag und auf Wiedersehen«, sagte Barr, die sich von der Zurechtweisung inzwischen erholt hatte.
»Gehen wir an die Vorkontrollen, nachdem Fusi Pingelig eine so ausführliche Übergabe gemacht hat«, sagte Sallah und schlüpfte eine Handbreit vor der nächsten Kiste durch die Schleuse der Eujisan. Als die Beladung der Fähre abgeschlossen war, hatten sie auch den Check beendet. Barr kümmerte sich um die Passagiere und vergewisserte sich besonders, daß General Cherry Duff, die älteste Konzessionärin und vorläufige Friedensrichterin der Kolonie, bequem untergebracht war. Dann bekamen sie die Startfreigabe.
»Wir haben doch eben erst aufgesetzt«, beklagte sich Barr, als Sallah acht Stunden später die Eujisan am Ende der Landebahn in Startposition brachte. »Und jetzt müssen wir schon wieder weg.«
»Unsere Richtschnur ist die Leistung. Spar in der Zeit, so hast du in der Not«, zitierte Sallah, den Blick auf die Instrumente gerichtet, und öffnete das Drosselventil der Eujisan für den Startschub. Nervös schnellten ihre Augen zwischen dem Treibstoffmesser und dem Tourenzähler hin und her, sie wollte keinen Tropfen Treibstoff mehr verbrauchen als nötig. »Kenjo und die nächste ungeduldige Kolonistengruppe knabbern inzwischen sicher schon die Frachtluke an. Also nichts wie weg hier!«
»Hat Kenjo in seinem ganzen Leben nie einen Fehler gemacht?« wollte Barr einige Zeit später von Sallah wissen. Der berühmte Pilot hatte sich abfällig über den Treibstoffverbrauch der Fähre bei den Flügen der beiden Frauen geäußert.
»Deshalb ist er heute noch am Leben«, gab Sallah zurück. Aber die Bemerkung nagte doch an ihr. Obwohl sie wußte, daß sie nicht mehr Treibstoff verbraucht hatte als unbedingt nötig, begann sie, sich bei jedem ihrer Flüge den Verbrauch zu notieren. Sie bemerkte auch, daß Kenjo in der Regel das Auftanken der Eujisan überwachte und die alle fünfzig Flugstunden stattfindenden technischen Überprüfungen leitete. Sie wußte zwar, daß sie eine überdurchschnittlich fähige Pilotin war, sowohl auf Raumfahrzeugen wie auf Atmosphäremaschinen, aber sie wollte sich nicht mit einem Helden anlegen, der über weit mehr Erfahrung verfügte als sie selbst solange es nicht unbedingt nötig war und nicht ohne mit genauen Zahlen aufwarten zu können.
Schnell fand man in eine gewisse Routine. Die Bodenmannschaften errichteten jeden Morgen als erstes Unterkünfte und Arbeitsstätten für jene, die im Lauf des Tages eintreffen sollten. Die Agronomen-Teams rodeten von Hand die für den Anbau bestimmten Flächen. Das Lazarett hatte schon seine ersten Patienten versorgt; glücklicherweise war es bisher nur zu kleineren Unfällen gekommen. Und trotz der schweren Arbeit behielten die Leute ihren Sinn für Humor. Ein Witzbold hatte Schilder aufgestellt, die in Lichtjahren die Entfernung zur Erde, nach First Centauri und zu den Heimatwelten der anderen Angehörigen der Konföderation Vernunftbegabter Rassen angaben.
***
Wie alle anderen, die auf den Transport nach unten warten, saß Sorka Hanrahan lange vor den Bildschirmen und beobachtete die Fortschritte der Siedlung, die den inoffiziellen Namen ›Landing‹ erhalten hatte. Sorka wollte sich nur die Zeit vertreiben, wirklich interessiert war sie nicht, schon gar nicht, seit ihre Mutter ständig bemerkte, hier würde Geschichte gemacht. Geschichte war etwas, worüber man in Büchern las.
Sorka war immer ein sehr lebhaftes Kind gewesen, die erzwungene Untätigkeit und die Enge des Lebens an Bord wurden allmählich bedrückend. Es war nur ein schwacher Trost zu wissen, wie wichtig ihr Vater als Tierarzt auf Pern sein würde, wenn alle Kinder, die sie in den Speisesälen und auf den Gängen kennengelernt hatte, früher nach Pern hinuntergebracht wurden als sie und ihr Bruder.
Brian hingegen hatte es nicht eilig. Er hatte sich mit den Jepson-Zwillingen angefreundet, die zwei Quergänge weiter untergebracht waren. Die beiden hatten auch einen größeren Bruder in Sorkas Alter, aber mit dem verstand Sorka sich nicht. Ihre Mutter versicherte ihr immer wieder, auf Pern würde sie genügend gleichaltrige Mädchen kennenlernen, sobald einmal die Schule angefangen hatte.
»Ich brauche aber jetzt einen Freund«, murmelte Sorka vor sich hin, als sie durch die Schiffskorridore schlenderte. Sich so frei bewegen zu können, war ungewohnt für ein Mädchen, das stets vor Fremden gewarnt worden war. Selbst zu Hause in
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