Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Mund der Astrogatorin milderte sich etwas. »Wir sollten die Gelegenheit nützen«, fügte er hinzu, und sein Lächeln wurde breiter. Er legte ihr den Arm um die Schultern, nahm ihr den Krug aus der Hand und stellte ihn auf den nächsten Tisch, dann führte er sie, ohne sich noch einmal umzusehen, aus dem Speisesaal.
»Da sieht man's wieder, Charme zahlt sich eben aus«, sagte Barr.
»Sollen wir nachsehen, ob sie im Gravraum wirklich Ball spielen?« schlug Nabol mit unruhig glitzernden Augen vor.
»Es gibt solche und solche Ballspiele«, sagte Sallah achselzuckend. »Alles schon erlebt. Entschuldigt mich!« Sie stand auf und ging zum Tisch der Hanrahans hinüber, obwohl sie wußte, daß sie ihre Freundin damit im Stich ließ. Aber Barr konnte ja auch gehen, wenn es ihr in Nabols Nähe unbehaglich wurde. »Hallo! Wann fliegen Sie runter?« fragte sie, als sie die Hanrahans erreichte.
»Morgen«, sagte Red, grinste sie dabei an und zog vom nächsten Tisch einen Stuhl heran. »Setzen Sie sich ein wenig zu uns? Ich glaube, wir sind auf Ihrem Schiff.«
»Das stimmt.« Sorka strahlte Sallah an.
»Sie mußten lange warten«, bemerkte Sallah und setzte sich.
»Ich bin Tierarzt, und Mairi ist für Kinderbetreuung zuständig«, antwortete Red. »Wir gehören nicht gerade zu den wichtigsten Leuten.«
»Jetzt vielleicht noch nicht.« Sallah lächelte breit, um zu zeigen, daß ihr die künftige Bedeutung dieser Spezialgebiete durchaus klar war.
»Ist es da unten wirklich so schön, wie es aussieht?« fragte Sorka.
»Ich habe bisher nicht viel Zeit gehabt, um es festzustellen«, sagte Sallah mit kläglicher Miene. »Wir fliegen runter, entladen und starten wieder. Aber die Luft ist wie Wein.« Sie blähte die Nüstern, um ihre Geringschätzung für die wiederaufbereitete Atmosphäre des Schiffs zum Ausdruck zu bringen. »Und Wind gibt es auch. Manchmal eine ganz schön steife Brise.« Sie tat so, als kämpfe sie mit dem Steuerjoch der Fähre. Mairi machte ein wehmütiges Gesicht, während ihr Mann seine Ungeduld offenbar kaum bezähmen konnte. Sallah wandte sich den Kindern zu. »Und die Schule ist toll. Im Freien! Man bringt euch alles bei, was wir über unsere neue Heimat wissen.« Bei ihrem ersten Satz hatten die beiden Kinder gestöhnt, aber als sie weitersprach, hellten sich die Gesichter auf.
»Manchmal sind die Lehrer den Schülern nur einen Schritt voraus.«
»Gestern abend haben sie kein Feuer angezündet«, sagte Brian enttäuscht.
»Nur deshalb, weil die Lichtmasten aufgestellt wurden, aber wart mal bis heute abend. Du bist nicht der einzige, der das Feuer vermißt hat. Soviel ich gehört habe, soll es einen eigenen Freudenfeuerplatz geben, und jeden Abend darf ein anderer das Feuer anzünden, eine Belohnung, die man sich durch besondere Leistungen verdienen kann.«
»Mann!« Brian war begeistert. »Was muß man tun, damit man es anzünden darf?«
»Dir wird schon etwas einfallen, Brian«, versicherte ihm sein Vater.
»Wir sehen uns dann alle frisch und munter morgen früh?« Sallah stand auf und fuhr Sorka durch das Haar.
»Wir sind bestimmt vor Ihnen da«, grinste Red.
Zu Sallahs Überraschung standen die Hanrahans tatsächlich bereits an der Fähre, als sie kam, denn Mairi hatte sich unbedingt vergewissern wollen, daß ihr kostbares persönliches Gepäck sicher im Frachtraum verstaut war. Mairi hatte sich die größten Sorgen um die wertvollen Familienerbstücke gemacht, besonders um die Brauttruhe aus Rosenholz, die seit Generationen im Besitz ihrer Familie war. Sie war vorsichtig zerlegt worden und beanspruchte fast das ganze Gewicht, das ihnen zustand, aber Mairi hatte sie um keinen Preis zurücklassen wollen. Sorka konnte sich das Schlafzimmer ihrer Eltern ohne die Brauttruhe unter dem Fenster gar nicht mehr vorstellen. Sie hatte von ihrer geliebten Sammlung von Spielzeugpferden nur die drei kleinsten mitnehmen dürfen und nicht mehr als zehn Lesebänder. Brians Modellschiffe waren auseinandergenommen worden, und nun machte er sich Gedanken, ob er wohl den richtigen Kleber dafür finden würde.
Das war sein dringendstes Anliegen, als Sallah und Barr sie begrüßten.
»Kleber?« wiederholte Sallah überrascht. »Man hat alles mögliche hinunterbefördert; warum in aller Welt sollte man gerade den Kleber vergessen haben?« Sie zwinkerte Red zu, und der grinste. »Und wenn, dann sind unsere hiesigen Experten bestimmt in der Lage, einen Ersatz zusammenzumischen. Pern scheint gut versorgt zu sein.
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