Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
eine Hand, wie um das Experiment zu verbieten.
Ruth hatte genügend Schwingenfreiheit und glitt in der dünnen Atmosphäre behutsam am Rand der Schlucht vorbei bis hinunter zur ersten Steinplatte. Beim Landen trat er einen kleinen Stein los, der in die Tiefe fiel. Jaxom lauschte lange, hörte aber keinen Aufprall.
Stehst du mit dem ganzen Gewicht auf der Platte, Ruth? fragte Jaxom. Jaxom spürte, wie der Drache ächzend in die Knie ging und Druck nach unten ausübte.
Sie gibt nicht nach. Außerdem wiege ich hier nicht so viel.
Stimmt. »Wir hätten Lichter mitnehmen sollen«, rief Jaxom den anderen zu, während er den Felsvorsprung begutachtete. »Das Sims hier scheint mir jedenfalls lang genug zu sein, um sogar das Triebwerk der Yokohama aufzunehmen. Sollen Ruth und ich erkunden, wie tief wir vordringen können, ehe die Spalte sich schließt?«
»Scherben! Nein!« rief F'lar. »Was ihr jetzt macht, ist gefährlich genug.«
»Wie lange sind wir schon hier?« fragte Lessa. »Der Luftvorrat der Drachen ist nicht unbegrenzt.«
»Erst sieben Minuten«, sagte Jaxom nach einem Blick auf den eingebauten Anzug-Chronometer. Als Anführer trug er einen der ursprünglichen Raumanzüge, keine der von Hamian so meisterhaft nachempfundenen Kombinationen.
»Komm wieder herauf, Jaxom«, bat F'lar. »Wenn diese Schlucht plötzlich zuschnappt…«
Jaxom war eben der gleiche Gedanke gekommen, und er gehorchte nur zu gerne. Ruth mußte viel schneller mit den Flügeln schlagen als auf Pern, um mit seinem Reiter die schwarze Spalte verlassen zu können, aber schließlich saß er den beiden anderen Drachen wieder gegenüber.
»Das wäre also ein möglicher Standort«, sagte F'lar. »Jetzt gehe ich spaltenaufwärts und du spaltenabwärts. Lessa, du siehst dir die Gegenkante an. Wie lange noch, Jaxom?«
»Fünf Minuten! Nicht mehr!«
Der Flug über diesen Schlund, der wahrscheinlich bis in die tiefsten Tiefen des Planeten hinabreichte, zerrte an Jaxoms Nerven. Er hielt Ausschau nach auffallenden Zacken und Zinnen, die sich als Wegmarken eigneten, aber fast vier Flugminuten weit fielen die Seiten glatt und senkrecht ab. Dann entdeckte er, eine Drachenlänge unterhalb der Kante, wieder eine lange, dicke Platte aus hellem, geflecktem Fels und bat Ruth, sie sich einzuprägen.
Ramoth sagt, wir müssen aufbrechen. Sie haben eine dritte Stelle gefunden , teilte Ruth ihm mit.
Dann haben wir unser Soll erfüllt. Wir treffen uns mit den anderen und begeben uns wieder aufs Schiff.
Ramoth sagt, wir sollen von hier aus springen.
Fühlst du dich wohl? fragte Jaxom. Und wie ist es mit Ramoth und Mnementh?
Ich fühle mich wohl, und auch ihnen geht es gut. Aber ich habe nichts dagegen, auf die Yokohama zurückzukehren und zu atmen.
Dann los. Auch Jaxom wünschte sich sehnsüchtig in die Geborgenheit des Frachtraums zurück.
Einen Atemzug nach Ruth und Jaxom trafen auch die beiden großen Benden-Drachen ein. Jaxom sah trotz der schwachen Beleuchtung den Grauschimmer auf ihrer Haut. Besorgt musterte er Ruth, doch dessen Farbe war unverändert. Er stellte fest, daß seit dem Aufbruch 12:30:20 Minuten vergangen waren.
Wie geht es dir? fragte er und beugte sich über Ruths Hals. Der weiße Drache hatte das Maul weit aufgerissen und atmete in mächtigen Zügen ein und aus. Jaxom spürte, wie er zitterte.
»Jaxom? Lessa? F'lar?« dröhnte Akkis Stimme aus dem Helmlautsprecher.
»Wir sind wieder da!« meldete Jaxom. »Heil und gesund. Wir haben drei passende Stellen für die Triebwerke gefunden. Breite Simse, tief unten in der Schlucht. Bestens geeignet.« Er sah auf den Chronometer. »Zwölf Minuten, Akki. Zwölf. Sonderbare Gegend«, fuhr er fort und sah wieder die seelenlose Öde vor sich, die zerklüfteten Schutthalden und den riesigen Canyon, der sich wie eine klaffende, tödliche Wunde über den Planeten zog. Ob es dort jemals Leben gegeben hatte?
Ich bin durstig, und ich brauche ein Bad , jammerte Ruth so kläglich, daß Jaxom lachen mußte. Mnementh und Ramoth denken genauso.
»Ich glaube, wir lassen dich erst einmal richtig zu Atem kommen, liebste Ramoth.« Lessa klinkte die Reitriemen aus. »Ein Becher Klah ist hier wohl nicht zu kriegen, Jaxom?« Das mutete fast ebenso kläglich an wie vorher bei Ruth. »Ich habe Durst, mir ist kalt, und ich komme mir vor, als hätte ich Pern seit einem Jahrhundert nicht mehr gesehen.«
»Etwas anderes als Wasser kann ich Ihnen nicht bieten«, bedauerte er.
»Aber damit ist es gar nicht mehr so
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