Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern
sie nannte, am liebsten mochten. Wann immer die Dämmerschwestern von ihnen begleitet wurde, warf er ihnen eigenhändig diese Belohnung zu. Außerdem wies er seine Steuerleute an, auf die von den Delphinen eingeschlagene Richtung zu achten und sich ihrer Führung zu den Fischgründen anzuvertrauen. Auf diese Weise fing er mehr Fische als zuvor, und zweimal konnte die Dämmerschwestern unerwarteten Riffen ausweichen, weil sie den Richtungsweisungen der Delphine folgte.
Schließlich war es Kitrin, die Menolly auf die Abendbeschäftigung ihres Bruders aufmerksam machte. Wenn der Meereswind die heiße Tagesluft allmählich abkühlte, verschaffte Menolly sich soviel Bewegung, wie es in ihrem Zustand möglich war. Meistens ging sie schwimmen und vergnügte sich daran, daß das Gewicht des Ungeborenen vom Wasser getragen wurde. Aramina schloß sich ihr mit Aranya im Schlepptau häufig an. Menolly sah das abendliche Schwimmen auch als eine Gelegenheit an, ihre Schwägerin besser kennenzulernen. Sie konnte Kitrin nicht dazu überreden, mit Aramina und ihr zusammen zu schwimmen, doch wenigstens sie setzte sich ins flache Wasser und ließ ihren hochschwangeren Leib von den Wellen abkühlen. Alemi hatte seinen älteren Töchtern das Schwimmen beigebracht, und sie beherrschten es recht gut, gehorchten aber ihrer Mutter, sobald sie ihnen zurief, sie sollten näher beim Strand bleiben. Auf Readis hingegen mußte man besser aufpassen, denn er fühlte sich im oder unter Wasser völlig zu Hause und neigte dazu, weiter hinaus zu schwimmen, als seiner Mutter lieb war. Auch Camo kam, watete knietief hinaus und folgte dem furchtlos durch das flache Wasser tapsenden Robse.
Wenn Menolly genug vom Schwimmen hatte, gesellte sie sich zu Kitrin im flachen Wasser, und gemeinsam ergötzten sie sich an dem Geplansche der Kinder. Eines Abends fragte Menolly, ob sie Alemi wohl dazu verführen könnten, sich zu ihnen zu gesellen. Sie hatte Alemi nicht so häufig gesehen, wie sie sich erhofft hatte, wenn auch sicherlich mehr als in den vergangenen Umläufen. Sie verstanden sich sehr gut auf eine Art, die in der Meeresburg an der Halbkreisbucht niemals möglich gewesen wäre, und sie hätte gerne mehr Zeit mit ihm zugebracht.
»Oh, an den meisten Abenden ist er mit irgend so einem Gildeprojekt beschäftigt«, winkte Kitrin ab und lächelte über die Passionen der Männer. »Ich kümmere mich nie um Angelegenheiten der Gilde, aber was auch immer es ist, womit er jetzt zu tun hat, es scheint ihm Spaß zu machen.«
Menolly runzelte die Stirn. Sie hatte den größten Teil der Umgebung bei ihren täglichen Spaziergängen mit und ohne Schüler erkundet, und sie konnte sich keinerlei Hinweis auf irgendein Projekt in Erinnerung rufen.
»Baut er ein neues Beiboot?«
Nun war es an Kitrin, nachdenklich die Stirn zu runzeln.
»Das glaube ich nicht, denn er hat, soviel ich weiß, bei der Gildehalle in Ista eines in Auftrag gegeben - so ziemlich die einzige Gilde, die nicht in Aufträgen von Akki ertrinkt.« Abrupt richtete sie sich auf und legte die Hand auf den Bauch. »Oh, ich hoffe so sehr, daß dieses Kind ein Junge wird. Heißt es nicht, wenn einem morgens schlecht ist, ist man mit einem Jungen schwanger?« Bestätigungsheischend neigte sie Menolly den Kopf zu.
Menolly zuckte die Achseln und lächelte in Robses Richtung. Er hatte gerade Streit mit den kleinen Wellen, die an den Strand liefen, während er versuchte, etwas aus dem Sand zu seinen Füßen zu graben. Gebieterisch streckte er die Hand gegen die nächste Welle aus und schrie empört auf, als auch diese ihn bespritzte. Camo stürzte herbei, um sich zu vergewissern, daß der Kleine sich nicht in Gefahr befand.
»Mich darfst du nicht fragen. Mir war bei Robse morgens nie schlecht, und bei diesem schon gar nicht. Wie ist es bei Aramina?«
Kitrin seufzte. »Sie hat nie Probleme.«
»Sei ganz ruhig, Kitrin«, meinte Menolly sanft und legte ihrer Schwägerin besänftigend die Hand auf den Arm. Kitrin war ein winziges Persönchen mit feinen Gesichtszügen und langem schwarzen Haar, das nun geflochten über ihren wohlgeformten Kopf herabfiel. Ihre braunen Augen standen voller Sorge. »Alemi liebt dich sehr, und das wird auch so bleiben, ob du ihm nun einen Sohn schenkst oder nicht.« Dann legte sie das Gesicht in Falten. »Ich erinnere mich, daß die meisten Frauen von Seefahrern sich Töchter wünschten, denn so mußten sie sich keine Sorgen machen, sie könnten sie auf See verlieren.«
»Oh?«
Weitere Kostenlose Bücher