Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern
Abschied und führte seinen kleinen Schützling zum Strand und dem Boot hinunter, das sie zu der Stelle hinausbringen würde, wo Alemi die großen Rotfische zu fangen hoffte, die er für Swackys Feier am Abend versprochen hatte.
Swacky war ein Teil von Readis' Leben, solange er denken konnte. Der untersetzte ehemalige Soldat hatte sich Jayge und Aramina angeschlossen, als Tante Temma und Onkel Nazer aus dem Norden gekommen waren. Er lebte auf einem der kleineren Güter und ging bei einer Vielzahl von notwendigen Aufgaben im Paradiesfluß-Gut zur Hand. Von allen Burgen, auf denen er gedient hatte, konnte Swacky dem faszinierten kleinen Jungen Wächtergeschichten erzählen. Readis' Vater, Jayge, sprach nie von dem Renegaten-Problem, das ihn und Swacky zusammengeführt hatte. Und Swacky war zwar wütend auf die Renegaten und vergab ihnen nicht, daß sie »unschuldige Menschen und Tiere niedermetzelten, nur um ihr Blut fließen zu sehen«, ließ aber nie verlauten, was genau Jayge in jenen Tagen getan hatte, außer daß es mit einer Gruppe von Renegaten in Zusammenhang stand, die den zu Jayges Familie gehörenden Lilicamp Wagenzug angegriffen hatten.
Hätte man Readis gefragt, welchen Mann er am liebsten mochte - abgesehen von seinem Vater natürlich -, Swacky oder Alemi, so wäre ihm die Entscheidung schwer gefallen.
Beide Männer hatten einen hohen Stellenwert in seinem jungen Leben, doch aus unterschiedlichen Gründen. Heute würde Readis von beiden das Beste genießen: Am Morgen Angeln mit Alemi, und am Abend Swackys Feier seines fünfundsiebzigsten Planetenumlaufs.
Gemeinsam schoben sie die Jolle den Sandstrand hinunter und in das sanft plätschernde Wasser. Als sie so weit nach draußen gewatet waren, daß das Wasser Readis bis zum Oberschenkel ging, machte Alemi ihm ein Zeichen, er solle ins Boot springen und das Ruder nehmen. Das war der Hauptunterschied zwischen Readis' zwei Idolen: Swacky redete viel; Alemi benutzte Gesten, wo der andere Mann Worte verwendet hätte.
Mit einem kräftigen letzten Schubs schob Alemi die Jolle durch die ersten kleinen Brecher und sprang hinein. Auf eine andere vertraute Geste hin schlüpfte Readis zum Heck und wriggte mit dem Paddel, damit das Boot geradeaus weiterlief, während Alemi das Segel hißte und den Baum ausbrachte. Die vom Land her wehende Morgenbrise füllte das Segel, und Readis legte das Paddel beiseite und griff nach dem Schwert, schob es durch seinen Schlitz im Heck und sicherte es mit einem Stift.
»Hart nach Backbord«, rief Alemi und begleitete das Kommando mit den entsprechenden Gesten. Als der Baum herüberschwang, duckte er sich geschickt und fierte die Leinen, bevor er sich auf den Platz neben seinem Bootsgenossen niederließ. Er reffte das Segel, legte dann den freien Arm hinter Readis und beobachtete, mit welcher instinktiven Sicherheit der Junge das Ruder führte.
Alemis Frau hatte ihm drei gesunde Mädchen geschenkt und war mit einem vierten Kind schwanger, von dem beide inbrünstig hofften, es werde ein Sohn sein. Bis dahin ›übte‹ Alemi mit Readis. Jayge war damit einverstanden, denn es würde einem Gutsbesitzer an der Küste gut zustatten kommen, wenn er die Launen der See einschätzen konnte und ihren Reichtum zu nutzen wußte, und für Readis würde es von Vorteil sein, mehr als ein Handwerk zu beherrschen.
Alemi sog die vom Land kommende Brise ein, die nach Pflanzen und exotischen Blüten duftete. Er ging davon aus, daß der Wind sich drehen würde, wenn sie einmal aus dem Mündungsgebiet des Paradiesflusses heraus waren. Er hatte nicht vor, weit vom Land wegzusegeln, doch auf der landwärts gelegenen Seite der Großen Südlichen Strömung würden sie bestimmt Rotfische finden, die diesen Teil des Meeres in großen Schwärmen durchzogen. Gestern hatte Alemi die zwei kleineren Schiffe seiner bescheidenen Flotte zu diesen Schwärmen ausgeschickt. Sobald die Reparaturarbeiten an seinem größeren Kutter abgeschlossen waren, würden er und seine Mannschaft sich ihnen anschließen. Alemi war eigentlich ganz froh, an Swackis Fest noch teilnehmen zu können. Vielleicht versäumte er so einen Fischtag, doch solange sein Hauptsegel nicht repariert war, konnte er nicht in See stechen.
Als sie die Flußmündung und ihr kabbeliges Wasser erreichten, bockte und sprang die kleine Jolle. Readis lachte glucksend über das Hüpfen und Schaukeln. Nicht gerade ängstlich, der Bursche, und kein einziges Mal hatte er bisher die Fische gefüttert. Was mehr
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