Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
sie ein paar davon sogar in ihr Repertoire auf.
Beim Arbeiten kostete er immer wieder von dem Wein. Schließlich rollte er die Blätter zusammen und verschnürte sie vorsichtig mit einer Kordel. Dieses Päckchen wollte er seiner Mutter mitgeben. Nach einem weiteren Glas Wein merkte er, dass es bis zur Morgendämmerung nicht mehr weit war. Er legte sich ins Bett und schlief im Nu ein.
Kapitel 13
Obwohl Robinton nur wenige Stunden schlief, stand er beim ersten Tageslicht auf. Er hatte vergessen, die Vorhänge vor die kleinen runden Fenster zu ziehen, und die Sonne schien ihm in die Augen. Doch er fühlte sich frisch und ausgeruht. Die Sicht war so klar, dass er glaubte, auf der anderen Seite der Bucht die Küste des Hochlands zu sehen. Dabei fiel ihm ein, dass er noch nicht wusste, ob Lord Faroguy Melongels Einladung zu seiner Hochzeit angenommen hatte.
Obwohl er und Kasia nicht das einzige Paar waren, das an diesem Tag ihr Ehegelöbnis ablegte, ermahnte er sich. Er durfte sich selbst nicht zu wichtig nehmen.
Während er sich ankleidete, dachte er mit Verdruss daran, dass er den ganzen Vormittag über zu Gericht sitzen musste. Doch vielleicht hatte dies auch sein Gutes, wie Kasia bereits scherzhaft angedeutet hatte, und die Ablenkung verringerte seine Nervosität.
Beim Frühstück setzte er sich zu Clostan an den Tisch, und der Heiler unterzog ihn und seine neue Kleidung einer kritischen Musterung.
»Ich habe dir wirklich einen Gefallen erwiesen, alter Junge«, meinte Clostan und zog die Nase hoch, ehe er sich wieder seinem Käsebrot widmete.
»Du siehst auch nicht schlecht aus«, erwiderte Robinton, der nun ein Auge hatte für gut sitzende Garderobe.
Clostan blickte an sich hinab, als könne er sich nicht mehr erinnern, was er heute früh angezogen hatte. »Ich bin zufrieden. Zum Tanzen ziehe ich mich vielleicht um. Das heißt«, er stieß Robinton den Ellbogen in die Rippen und zwinkerte ihm vertraulich zu, »wenn du mir einen Tanz mit der schönen Kasia erlaubst.«
»Weil du es bist, und weil ich dir einen Gefallen schulde, darfst du mit ihr tanzen, wenn ich spiele.«
»Wie bitte?« Clostan gab sich überrascht. »An deinem Hochzeitstag musst du musizieren?«
Robinton winkte ab. »Ich bin Harfner. Du würdest doch auch keinen Patienten zurückschicken, oder?«
»Wohl kaum.« Clostan schnippte einen Krümel von seinem Rockärmel. »Wir sehen uns dann später. Ich habe noch zu tun.« Dann stand er auf und entfernte sich.
***
Lord Melongel, der ein strenges, dunkelbraunes Gewand mit sparsamer Goldstickerei am Kragen und an den Manschetten trug, betrat die Speisehalle. Als er Robinton in seiner neuen Garderobe entdeckte, huschte ein Lächeln um seine Lippen.
»Gut siehst du aus«, lobte er ihn. »Ach ja, gestern traf vom Hochland eine Trommelbotschaft ein. Lord Faroguy kann zu seinem größten Bedauern die Einladung nicht annehmen.«
»Nannte er einen Grund? Ist er vielleicht zu krank zum Reisen?«
Melongel furchte die Stirn und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Etwas Näheres ließ er nicht verlauten. Das ist ja das Merkwürdige an dieser Nachricht. Ich kenne Faroguy schon sehr lange. In den vielen Botschaften, die er mir zukommen ließ, erkundigte er sich immer nach Juvana. Sie verbrachte nämlich einen ganzen Planetenumlauf bei Lady Evelene. Doch dieses Mal wollte er nichts über Juvanas Befinden wissen.«
Robinton beschlich ein leises Unbehagen. »Wenn er krank ist, hat eventuell jemand anders den Text verfasst.«
»Farevene hätte ebenfalls ein persönliches Wort für Juvana erübrigt. Nun ja, wir haben heute genug zu tun und sollten uns nicht mit weiteren Problemen belasten. Wie ich sehe, bist du fertig mit dem Frühstück. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt in die Gerichtshalle begeben. Es stehen eine Menge Fälle zur Verhandlung an.«
Robinton stand auf, einen Seufzer unterdrückend. In Tillek befand sich der Saal, in dem die Prozesse stattfanden, nicht in der Festung, sondern in einem Gebäude aus Stein. Die Versammlung war bereits in vollem Gange. Sowohl die Gildehallen als auch unabhängige Kaufleute stellten ihre Verkaufsbuden auf, und es herrschte eine rege Betriebsamkeit.
Die gesamte Fischereiflotte ankerte im Hafen oder lag auf Reede, und ständig legten weitere Schiffe an. Nicht nur die Einheimischen, auch Gäste von außerhalb würden an den Feierlichkeiten teilnehmen. Melongel und Robinton gingen gemessenen Schrittes durch die Menge und wurden von allen Seiten freundlich
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