Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
sie längsseits traf, das kleine Schiff kentern ließe. Und wenn sie in das eisige, aufgewühlte Wasser fielen, wären ihre Überlebenschancen gering.
Irgendwann einmal schien der Sturm einzuschlafen. Der Himmel lichtete sich ein wenig, und der Druck auf das Ruder ließ nach. Erschöpft lehnten sie sich aneinander und atmeten tief durch.
»Schnell!« befahl Kasia und deutete auf den Mast. »Wir befinden uns im Auge des Sturms und müssen die Zeit nutzen. Du musst das Segel bis auf halbe Masthöhe hissen. Da drüben liegt die Küste, und wir müssen eine schützende Bucht finden und dort das Ende des Orkans abwarten. Irgendwo gibt es sicher einen windstillen Platz, wo wir ankern können.«
Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte schaffte er es, das Segel den halben Mast hochzuziehen. Dann half er Kasia, das verkürzte Segel zu halten, als die Böen wieder auffrischten, und von einem immer stärker blasenden Wind getrieben, steuerten sie auf die schwarze Landmasse zu.
Um ein Haar hätten sie die Einfahrt zu der winzigen Bucht verpasst, obwohl sie den Bug der Schaluppe direkt darauf richteten. Als sie durch die schmale Passage glitten, stieß Kasia einen triumphierenden Schrei aus. Hier konnte sie die Wucht des Orkans nicht mehr treffen. Im Schutz der weit ins Meer hineinragenden Klippen rollte und schlingerte die Schaluppe nur noch sanft dahin, während sie auf die konturlose Felswand zudrifteten.
Argwöhnisch blickten sie sich um. Sie konnten es kaum glauben, dass sie der Gefahr entronnen waren.
»Der Anker … Rob … du musst den Anker fallen lassen. Sonst treiben wir gegen die Klippen oder laufen auf«, flüsterte Kasia matt.
Er warf den Anker über Bord, und die Schaluppe hörte auf zu driften. Ächzend knarrten die Balken, als sich das Boot im Rhythmus der Wellen wiegte und am Ankertau herumschwojte.
Kasia war am Ende ihrer Kräfte und stützte sich schwer auf die Ruderpinne. Robinton war selbst völlig abgekämpft, doch er musste seine Frau den Niedergang hinunter schaffen und dafür sorgen, dass sie es warm hatte. Während er Kasia über das Deck schleppte und die Luke öffnete, hoffte er, in die Kabine möge kein Wasser eingedrungen sein. Endlich befanden sich beide in der Kajüte. Kasia warf sich auf die Koje, und er schloss die Luke.
Kasia zitterte heftig. Er pellte ihr die nasse Kleidung vom Leib und stellte dabei fest, dass ihre Haut vor Unterkühlung fleckig war. Dann wickelte er sie in Pelzdecken. Sie stöhnte und wollte etwas sagen, doch dazu reichte ihre Kraft nicht aus.
»Wir müssen etwas Heißes trinken«, murmelte er und zündete mit steifen Fingern ein Feuer in dem Holzkohlebecken an, das ihnen gleichzeitig als Kochstelle diente. Er setzte den Kessel auf und wartete ungeduldig, bis das Wasser zu sieden anfing. Als Erstes wollte er Klah aufbrühen. Hinterher konnte er den Fischeintopf aufwärmen. Er erinnerte sich nicht mehr, wann sie ihn gekocht hatten. Ein seltsames Geräusch machte ihn stutzig. Es dauerte einen Augenblick, bis er merkte, dass sowohl er als auch Kasia mit den Zähnen klapperten. Sofort setzte er sich zu Kasia auf die Koje und massierte ihren Körper, um den Blutkreislauf anzuregen.
Als er mit dem Finger gegen den Kessel tippte, um herauszufinden, ob das Wasser nicht bald kochte, hätte er sich um ein Haar verbrannt. Er steckte den Finger in den Mund, um den Schmerz zu lindern, und mit der freien Hand goss er das siedende Wasser über das Klahpulver. Mit einem Löffel rührte er das Getränk um und gab zum Schluss reichlich Süßwürze hinzu. Süßwürze half angeblich bei Schock und Unterkühlung.
Probeweise trank er den ersten Schluck, um sicherzugehen, dass Kasia sich nicht den Mund verbrühte. Dann stützte er seine Frau und hielt ihr den Becher an die Lippen.
»Trink, Kasia, das wird dich aufwärmen.«
Ihre Muskeln waren vor Kälte so taub, dass sie kaum schlucken konnte. Doch auf sein beharrliches Drängen hin nippte sie immer wieder an dem Klah. Erst dann trank auch er. Als der Becher leer war, brühte er noch einmal Klah auf, und später stellte er den Topf mit dem Fischgericht auf die glühenden Kohlen. Er musste eingenickt sein, denn mit einem Ruck fuhr er hoch, als die Mahlzeit zischend überkochte.
Doch die wenigen Minuten Schlaf hatten genügt, dass seine Spannkraft teilweise wiederkehrte. Er füllte die sämige Fischsuppe in zwei Becher und brachte danach wieder Wasser zum Sieden. Vielleicht half es Kasia, wenn er sie mit Tüchern abrieb, die er in
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