Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
wird er bei mir suchen und mir vorwerfen, ich hätte als Lehrerin versagt. Dabei gebe ich mir die größte Mühe«, setzte sie mit einer Mischung aus Resignation und Verzweiflung hinzu.
»Jeder hier in der Harfnerhalle kann das beschwören, Merelan.« Washell tätschelte ihren Arm. Dann dachte er kurz nach. »Es muss einen anderen Weg geben. Uns wird schon etwas einfallen, wie wir das Problem lösen. Lass uns vorerst abwarten, wie die Dinge sich entwickeln.«
Viele der Meister und sogar der Gesellen in der Harfnerhalle waren mehr oder weniger exzentrisch. Man respektierte ihre Marotten und nahm sie stillschweigend in Kauf. Doch alle absolvierten das ihnen auferlegte Lernpensum, um sich ein Wissen in Musiktheorie anzueignen und ihre jeweiligen Begabungen zu perfektionieren. Nicht so Halanna. Sie fühlte sich über die sture Büffelei erhaben. Beharrlich versuchte Merelan es immer wieder, das Mädchen zum Lernen zu bewegen, und mit der gleichen Hartnäckigkeit weigerte sich Halanna, sich etwas beibringen zu lassen.
Das Mädchen flirtete gern, und im Nu hatte sie sich eine Schar von jungen Burschen ausgesucht, die sie mit ihrer Gunst beglückte. Sie interessierte sich ausschließlich für Männer, die einen gewissen Status besaßen, innerhalb einer Burg oder der Harfnerhalle. Zurzeit hielten sich in der Halle nicht wenige attraktive Gesellen und Meister auf, entweder, weil sie darauf warteten, einen neuen Arbeitsplatz zugewiesen zu bekommen, oder weil sie für die Sonnenwendfeiern probten.
Halanna besaß nicht nur eine schöne Stimme; selbst ihre ärgsten Widersacher mussten zugeben, dass sie ungemein attraktiv war. Blondes, von der Sonne Istas beinahe silbern gebleichtes Haar, ein sonnengebräunter Teint, der ihre hellgrünen Augen reizvoll betonte, weiße, regelmäßige Zähne und eine Figur wie eine ausgereifte, sinnliche Frau. Zudem verstand sie es, ihren Sexappeal zur Geltung zu bringen.
Sie missachtete die Hausordnung ihrer Pensionswirtin und tat kund, sie als Tochter eines Burgherrn brauche sich nicht an kindische Regeln zu halten. Dabei focht es sie nicht an, dass die anderen Mädchen, die im Cottage logierten, den gleichen sozialen Status innehatten wie sie oder ihr rangmäßig gar überlegen waren. Halanna kam und ging, wie es ihr gerade passte und wurde mehrmals dabei ertappt, wie sie sich spätnachts ins Haus schlich.
Dann fasste Halanna eine Abneigung gegen Robinton.
Merelan erteilte die Lektionen in ihrem privaten Quartier, da die Räumlichkeiten groß genug waren und sie nicht gestört wurden. Wegen der kurz bevorstehenden Sonnenwendfeiern unterrichtete Merelan eine stattliche Anzahl von Studenten, und häufig kamen sie zu ihr, wenn Robie nicht in der Schule war.
Der Kleine spielte still und zufrieden in einem anderen Zimmer. Halanna verkündete, seine bloße Anwesenheit lenke sie ab, selbst bei geschlossenen Türen. Sie könne es nicht vertragen, wenn jemand ihr beim Üben zuhörte.
Merelan riss die Geduld. Sie fragte sich, wie Petiron auf Halannas neueste Schrulle reagieren würde; ihr Mann träumte bereits von einem berauschenden Erfolg seiner jüngsten Kompositionen.
»Da dir die kommenden Konzerte so wichtig sind, mein Lieber«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »solltest du wohl besser Halannas Ausbildung in die Hand nehmen. Wie du vielleicht schon bemerkt hast«, fuhr sie fort, wohl wissend, dass ihm nicht das Geringste aufgefallen war, »dürfte sie einem männlichen Instruktor gegenüber weniger ablehnend sein. Mit der Schulung der Begleitstimmen bin ich ohnehin mehr als ausgelastet.«
»Aber ich kann ihr nicht das beibringen, was du ihr vermitteln kannst«, protestierte Petiron überrascht. Seiner Meinung nach war Merelan als Gesangslehrerin viel besser geeignet als er, und er verstand nicht, wieso sie Schwierigkeiten hatte, eine so schöne Stimme wie die von Halanna zu schulen. »Oder bist du verärgert, weil ich ein Duett für euch beide geschrieben habe?«
»Ich? Nein, wieso solle ich mich darüber ärgern? Sie hat eine herrliche Stimme, aber sie beherrscht keine Technik, und ich weiß, dass sie deine Ermahnungen eher zur Kenntnis nimmt als meine Versuche, sie zu instruieren.«
Petiron war sich ganz und gar nicht sicher, dass Merelans Unterstellung stimmte, doch etwas an der Haltung seiner Frau veranlasste ihn, seine privaten Ansichten für sich zu behalten. Im Grunde rechnete er nicht mit Schwierigkeiten.
»Musikalisch gesehen ist sie ein Idiot!« tobte
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