Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
ihrem Gesicht gesehen.
»Das liegt ganz bei ihm, Robinton«, antwortete sie und fuhr fort, Wäsche in eine Kommode zu legen. »Vermutlich nimmt er an der Frühjahrsfeier teil«, setzte sie in verändertem Tonfall fort, als sei es ihr völlig gleichgültig. »So, das hätten wir. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt frisch machen, denn gleich ist es Zeit zum Abendessen.« Sie deutete auf das Dämmerlicht, das durch die Fensterschlitze fiel, und zog dann energisch die schweren Vorhänge zu, als wolle sie symbolisch dem Tag ein Ende bereiten.
***
Beim Abendessen saß Robinton mit den Kindern der Burg an einem Tisch. Um die Tafel für seine Altersgruppe drängten sich vierundzwanzig Jungen und Mädchen, aber Falloner hatte neben sich einen Platz für Robinton frei gehalten.
»Nein«, funkte einer der Jungen dazwischen und schlängelte sich an Robinton heran. »Er soll neben mir sitzen. Du durftest seine Sachen hochtragen, Falloner, aber Mutter sagte mir, wir sollen uns alle um Robinton kümmern. Du hast dazu schon Gelegenheit gehabt.«
»Rob und ich sind Freunde«, erwiderte Falloner von oben herab. »Wenn du unbedingt willst, dann setz dich an seine andere Seite, Hayon. Er ist Lady Hayaras ältester Sohn«, fügte er hinzu und stellte dann jedes Kind an ihrem Ende des Tisches vor. »Das da ist Rasa, daneben sitzt Naprila, und die auf der anderen Seite sind Anta, Jonno und Drevalla.«
Robinton warf einen Blick zur Hohen Tafel, wo seine Mutter zwischen Lord Maidir und Raid Platz genommen hatte. Maizella saß neben ihrer Stiefmutter.
»Letztes Jahr durften sie vom Kindertisch zur Hohen Tafel überwechseln«, erklärte Falloner und zog die Nase hoch. Er nahm der Serviererin das Brot und das Schneidebrett ab und begann, dünne Scheiben vom Laib abzusäbeln. Geschickt spießte er sie mit dem Messer auf und warf sie der Reihe nach den am Tisch sitzenden Jungen und Mädchen zu, bis alle versorgt waren. »Ich wette, es gibt Eintopf«, meinte er. Er hatte richtig getippt, denn als Nächstes wurde ein großer Topf auf den Tisch gestellt.
»Jetzt bin ich dran«, sagte Anta, stand auf und schnappte sich die Schöpfkelle, ehe Falloner danach greifen konnte.
»Von mir aus, aber gib Acht dass du nichts verschüttest,« entgegnete er gnädig und setzte sich wieder hin. Freundlich grinsend stieß er Robinton mit dem Ellbogen in die Rippen.
An der Hohen Tafel gab es keinen Eintopf, wie Robinton bemerkte, sondern eine Vorsuppe und danach gebratenen Wherry, verschiedene Saucen, Gemüse und Brötchen. Ihm fiel auf, dass seine Mutter kaum etwas aß, sondern lustlos in dem guten Essen herumstocherte.
Allerdings unterhielt sie sich mit Lord Maidir und Raid und schien wieder ganz die Alte zu sein. Nur lächelte sie viel weniger, als Rob es von ihr gewöhnt war. Und kein einziges Mal hörte er sie lachen.
Der Eintopf schmeckte ihm, das Brot mundete köstlich, und Rob war ausgehungert. Zum Nachtisch gab es kleine Obsttörtchen, die gierig verschlungen wurden. Rob schielte zur Hohen Tafel hinüber und stellte fest, dass dort die Desserts noch reichlich vorhanden waren. Er hatte den Eindruck, dass man seine Mutter bevorzugt behandelte, was auch nur recht und billig war, wie er fand. Vor allem, weil er von diesen Privilegien auch profitierte.
Nach dem Essen sang seine Mutter. Viele gute Stimmen begleiteten den Refrain, und Rob fragte sich, wieso man in Benden nach einer Meistersängerin verlangt hatte, ein tüchtiger Geselle hätte auch genügt. Dann fiel ihm ein, dass sie ja Maizella unterrichten sollte. Robinton rümpfte die Nase. Das Mädchen schmetterte aus Leibeskräften, offenbar weil sie in ihre eigene Stimme verliebt war. Er gestand sich ein, dass sie über eine gewisse Begabung verfügte, aber sie brauchte nicht so zu kreischen und von Atemtechnik hatte sie überhaupt keine Ahnung.
Seine Mutter beschränkte sich auf vier Lieder. Sie lächelte erfreut, als Instrumente gebracht wurden und bedeutete den Musikanten, an der Hohen Tafel Aufstellung zu nehmen. Die beiden Gitarrenspieler, ein älterer und ein jüngerer Mann, glichen sich so sehr, dass sie Vater und Sohn oder zumindest Onkel und Neffe sein mussten. Der Geiger spielte seine Fiedel, indem er sie auf das Knie stützte anstatt sie unters Kinn zu klemmen, doch als er loslegte, erwies er sich als ein wahrer Virtuose. Eine Frau spielte Querflöte, zwei junge Burschen traten mit Panflöten auf. Der Trommler war so vernünftig, sich mit einer angenehm diskreten Begleitung zu
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