Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
plötzlich ging, Robie, aber Lord Maidir bat mich inständig, auf seine Burg zu kommen und diese wirklich viel versprechenden jungen Leute zu unterrichten. Ich dachte mir, uns beiden täte es gut, die Harfnerhalle für eine gewisse Zeit zu verlassen. Meister Gennell teilte meine Ansicht und drängte mich, den Posten anzunehmen. Auf einmal war da dieser Drache …«
»Er heißt Spakinth«, warf Robinton ein.
Sie lächelte unter Tränen. »Woher weißt du das?«
»Er hat es mir gesagt.«
»C'rob hat es dir gesagt?«
»Nein, Spakinth.«
Sie hielt den Kopf schräg. »Du kannst Drachen hören?«
»Ja, wenn sie es wollen.«
»Ach, Robie!« Sie presste ihn an sich. »Das ist nur sehr wenigen Menschen vergönnt. Vielleicht kannst du sogar einen Drachen für dich gewinnen, das wäre dann die ideale Lösung.« Robinton kam es vor, als hätte sie die letzte Bemerkung nur laut gedacht.
»Dürfte ich trotzdem Harfner sein?« Bis jetzt hatte er auf diese Frage noch keine konkrete Antwort erhalten. Vielleicht wusste seine Mutter Bescheid.
»Ich glaube, das hängt von vielen Dingen ab«, entgegnete sie. Sie trocknete ihre Tränen und schien sich wieder zu fassen. »Zuerst einmal muss ein Gelege da sein, wenn du im richtigen Alter bist. Während eines Intervalls steigen die Drachen nicht so häufig zum Paarungsflug auf, und infolgedessen gibt es nur wenige befruchtete Eier. Normalerweise erwählt ein Drache nur Menschen zwischen zwölf und zwanzig, und sie bevorzugen junge Leute, die aus einem Weyr stammen. Auf alle Fälle wirst du hier mehr über Weyr-Angelegenheiten erfahren als anderswo, und das begrüße ich sehr.«
Auch dieser Zusatz klang, als spräche sie zu sich selbst, doch er ging der Sache nicht weiter auf den Grund, da er gleichfalls bestrebt war, alles über Weyr und Drachen zu lernen. Lord Grogellan hatte den verlassenen Fort Weyr zum Sperrgebiet erklärt, mit dem Ergebnis, dass jeder Junge, wenn er zwölf wurde, eine Nacht allein dort droben verbringen musste, wollte er nicht als Feigling gelten.
»Ob ich den hiesigen Weyr wohl besuchen darf?« fragte Robinton eifrig. Wenn er bereits einen Weyr kannte, würde er sich vielleicht nicht so fürchten, wenn er mit seiner Mutprobe an die Reihe kam.
»Ich glaube schon. Der Weyrsänger, C'gan, bat mich, ihn zu unterrichten, weil er meint, seine Stimme bedürfe dringend einer weiteren Ausbildung.« Seine Mutter gab ein kurzes Lachen von sich. »Vor lauter Arbeit werde ich gar nicht zum Nachdenken kommen …« Sie brach ab und stand auf. »Und jetzt richten wir uns häuslich ein. Oder möchtest du vorher eine Kleinigkeit essen?«
Robinton zeigte auf den Teller mit süßen Keksen.
»Na schön, aber nur zwei, damit du dir nicht den Appetit verdirbst. Ich nehme auch einen Keks – sie duften köstlich. Ganz frisch gebacken, sie stehen den Biskuits von Lorra in nichts nach.«
Sie plauderte munter drauflos, während sie ihm half, seine Habseligkeiten zu verstauen. »Ich wollte dem Drachen nicht zu viel Gepäck aufbürden«, meinte sie, »deshalb nahm ich nicht alle deine Sachen mit, Robie. Aber deine neueste Trommel und die Flöte sind dabei … du kannst auf meiner Gitarre üben, und vielleicht baust du dir sogar deine eigene. Meister Bosler erzählte mir, du seist soweit, mit der Vorbereitung des Holzes zu beginnen, denn diese Arbeit nimmt am meisten Zeit in Anspruch, aber das weißt du ja sicher. Für die Saiten finden wir bestimmt den geeigneten Darm. Deine neue Festtagskleidung habe ich eingepackt, weil Lord Maidir und Lady Hayara oft Gesellschaften geben. Die beiden sind ja so beliebt an der Küste. Deine Schulsachen lassen wir am besten im Beutel, dann kannst du sie später im Klassenzimmer unterbringen. Und jetzt, wo wir bei dir Ordnung geschaffen haben, könntest du mir mit meinem Zeug helfen.«
Robinton merkte, dass seine Mutter nur sehr wenig Bekleidung mitgebracht hatte. Ein einziges Festtagsgewand und nur eines ihrer schönen langen Kleider, die sie bei ihren Konzerten trug. Zwar enthielt ein Packsack Stapel von Notenblättern, hauptsächlich Partituren, die sie für den Unterricht brauchte, doch darunter fand sich kein Werk seines Vaters. Das kam ihm höchst seltsam vor. Plötzlich hatte er ein flaues Gefühl im Magen, doch ihm war nicht übel von den Keksen, die er verputzt hatte.
»Mutter, wird Vater uns in Benden besuchen?«
Sie hielt in ihrer Tätigkeit inne und drehte sich langsam zu ihm um. Einen so trostlosen Ausdruck hatte er noch nie auf
Weitere Kostenlose Bücher