Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
entgegengesetzten Seite vom Rücken des Drachen glitt, derweil die Weyrherrin ihre Gäste überschwänglich begrüßte. S'loner, der auch beim Empfang zugegen war, bedankte sich höflich dafür, dass die Meistersängerin und ihr Sohn die Einladung angenommen hatten.
»Das war doch wohl selbstverständlich«, wehrte Merelan lachend ab. »Offen gestanden brannte ich regelrecht darauf, den Benden Weyr zu besuchen.«
Dann machte man sie mit Stolla bekannt, der Aufseherin über die Unteren Kavernen, eine hoch gewachsene Frau mittleren Alters, die nun ihrerseits C'gan vorstellte, den hiesigen Weyrsänger. C'gan war eher schmächtig gebaut, Reiter eines blauen Drachen, und aus seiner Begeisterung für die Meistersängerin machte er kein Hehl.
Alsdann trat Miata vor, die im Weyr die jüngsten Kinder unterrichtete. Robinton verbeugte sich artig vor allen, und nach der allgemeinen Vorstellung legte S'loner ihm eine Hand auf die Schulter.
»Und jetzt lauf mit Falloner los, Robinton«, schlug er lächelnd vor. »Um deine Mutter brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wir geben gut auf sie Acht.«
»Solange sie sich im Weyr aufhält, ist mir um sie nicht bange«, gab er freimütig zurück.
»Komm mit, hier gibt es viel zu sehen«, forderte Falloner ihn auf und rannte durch den Kraterkessel zu den gähnenden schwarzen Schlünden der Brutstätte. »Das hier ist der wichtigste Ort im ganzen Weyr. In jedem Weyr …«
»Soll Ihr Sohn auch ein Harfner werden, Merelan?« hörte Robie S'loner fragen.
Die Antwort seiner Mutter bekam er nicht mehr mit. Doch abermals fragte er sich, ob es wohl möglich sei, Harfner und Drachenreiter gleichzeitig zu sein. Am liebsten hätte er einen Bronzedrachen für sich gewonnen … Nun ja, mit einem Braunen würde er sich auch zufrieden geben, unter Falloners Kommando im Geschwader mitfliegen und gegen die Fäden kämpfen, wenn sie kämen.
Falloner zeigte ihm den gesamten Weyr. Die Brutstätte wirkte geradezu Furcht einflößend mit ihrer hohen, kuppelartigen Decke und den steil ansteigenden, treppenförmig angelegten Bänken, auf denen bei einer Gegenüberstellung die Zuschauer saßen. Robinton staunte über die gewaltige erhöhte Felsplatte, auf der die Königin ruhte, ihre Brut bewachte und den Schlüpfvorgang aufmerksam verfolgte.
Robinton war sich sicher, dass Falloner ihn auch in verschwiegene Winkel führte, die normalerweise keinem zugänglich waren, der nicht selbst in einem Weyr wohnte. Sie erklommen die Schwindel erregend hohe Treppe, die seitlich von der Brutstätte nach oben führte, und gelangten in die privaten Gemächer der Weyrherrin.
Robinton schluckte nervös und hoffte, dass Feyrith immer noch auf ihrem Felssims in der Sonne badete, und dass Carola nicht plötzlich auf den Gedanken käme, ihr Quartier aufzusuchen.
Er trippelte auf Zehenspitzen und merkte, dass auch Falloner vorsichtiger auftrat als sonst. Von hier aus erreichten sie das Ratszimmer der Drachenreiter mit seinem großen, ovalen Tisch aus massivem Fels und den steinernen Stühlen. Es musste ein Ehrfurcht gebietender Anblick sein, wenn sich hier die Weyrherren mit ihren Geschwaderführern zu Besprechungen trafen. Dann ging es ein Stück weit hinunter in die muffigen Gewölbe, in denen die schriftlichen Aufzeichnungen des Weyrs lagerten.
»In unseren Archiven stinkt es genauso«, sagte Robinton, der froh war, die Behausung der Drachenkönigin hinter sich gelassen zu haben. Als er mit dem Finger über einen Buchdeckel strich, rieb sich das Leder ab. Hastig säuberte er den Finger und hoffte, man würde die raue Stelle am Einband nicht sehen. Der Weyr sollte sich wirklich besser um die Pflege der alten Berichte kümmern. Die Bücher befanden sich in einem desolateren Zustand als die abgewetzten Folianten in der Harfnerhalle, die Meister Ogolly als seine Sorgenkinder betrachtete.
Falloner hatte den kleinen Vorfall beobachtet und schnob durch die Nase. »Das ist noch etwas, das mir in Benden so gut gefällt. Sie halten ihre Bibliothek gut in Schuss. Dort kann man ein Buch in die Hand nehmen, ohne dass es gleich zu Staub zerfällt.«
Rob musste ihm Recht geben. In Benden war ein Mann ausschließlich damit beschäftigt, die Ledereinbände der Wälzer zu reinigen und mit Öl einzureihen, damit sie geschmeidig blieben und nicht von Insekten aufgefressen wurden. Seine Mutter hatte ihm ein paar der ältesten Schwarten gezeigt. Die Tinte wirkte so frisch, als sei sie erst kürzlich aufgetragen worden, obschon die
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