Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Verschwunden die Schutzmacht der Burgen und Felder, wehrlos sind nun die Hallen und Wälder. Wo weilt ihr, Drachen? In anderen Welten? Die heilige Ordnung kann nicht mehr gelten.
Als Robintons letzter Ton ausklang und seine Mutter die Flöte senkte, herrschte eine Zeit lang absolute Stille. Das Schweigen wirkte beinahe verlegen, obschon Robinton wusste, dass er hervorragend gesungen hatte. Die Zuhörer starrten ihn und seine Mutter an, als könnten sie ihren Ohren nicht trauen.
Dann ertönte das scharrende Geräusch eines Stuhls, der nach hinten geschoben wurde, und S'loner erhob sich von seinem Platz. Seine Miene wirkte sehr ernst.
»Hab Dank, Meistersängerin, für den wundervollen Vortrag dieses klassischen Liedes.« Er verneigte sich voller Respekt vor beiden. »Seit Generationen quälen diese Fragen jeden Weyrführer von Benden. Als junger Drachenreiter habe ich dieses Lied gelernt, doch seit Jahrzehnten nie wieder gehört. Auch ich finde, dass es dem allgemeinen Repertoire hinzugefügt werden müsste. Vielleicht findet eines Tages jemand die Antworten auf die Fragen, die uns alle so sehr beschäftigen.«
»Glaubst du denn, S'loner, dass die Fäden zurückkehren werden?« fragte ein Mann am hinteren Ende der Hohen Tafel. Robinton hatte ihn noch nie zuvor gesehen, doch nach seiner Kleidung und der Sitzordnung nach zu urteilen, musste es sich um einen wohlhabenden Grundbesitzer aus Benden handeln.
Robinton bekam mit, wie Carola S'loner am Ärmel zupfte und ihm einen warnenden Blick zuwarf. Falloner hingegen sah seinen Vater gespannt und voller Erwartung an. Ein jeder in der Großen Halle schien den Atem anzuhalten.
»In weiteren fünfzig Jahren werden wir wissen, was uns die Sternsteine darüber erzählen, mein Freund. Nur an ihnen lässt sich ablesen, ob es wieder Fäden regnen wird oder nicht. Aber die Drachen halten sich bereit, und der Benden Weyr sorgt für ihre Ausbildung und ihre Kampfkraft. Dazu haben wir uns verpflichtet, sowie der erste Drache aus seinem Ei schlüpfte. Uns obliegt es, die Perneser vor dieser Heimsuchung aus dem Weltraum zu schützen. Und verlasst euch darauf, ich und jeder Weyrführer nach mir wird dieser Verpflichtung nachkommen!« Er verbeugte sich noch einmal vor Merelan, tauschte mit Robinton einen kurzen Blick und setzte sich wieder hin.
Schnell gab Merelan den Musikanten einen Wink, eine fröhliche Weise zu spielen. Dies war gleichzeitig das Signal für das Gesinde, die Tische abzuräumen und in der Mitte der Halle eine freie Fläche zum Tanzen zu schaffen. Die Leute plauderten angeregt miteinander, derweil die aufgebockten Tische auseinander genommen und an die Seite gerückt wurden. Statt dessen stellte man die Stühle in Reihen auf, und in all der umtriebigen Geschäftigkeit wurden die Kinder zu Bett geschickt.
Robinton begleitete die Tanzweisen auf der Handtrommel, deshalb erhielt er an diesem Abend keine Gelegenheit mehr, mit Falloner zu sprechen. Doch am nächsten Morgen, als Robinton zusammen mit seiner Mutter das Klassenzimmer betrat, sprang Falloner auf ihn zu, packte ihn beim Hemd und zerrte ihn in eine Ecke.
»Wer hat dir aufgetragen, dieses Lied zu singen?« zischte er halblaut, wobei er seinen Freund beinahe feindselig anstarrte.
»Meine Mutter«, versetzte Robinton verdattert, der sich diese heftige Reaktion nicht erklären konnte.
»Splitter und Scherben! Carola hat sich fürchterlich aufgeregt!« Falloner grinste. »S'loner dagegen war entzückt. Unser alter Harfner kannte es nicht und fand auch keine Aufzeichnungen, als S'loner ihn danach forschen ließ. Er wusste nur, dass ein solches Lied existierte. Möglicherweise strich G'ranad, der vorherige Weyrführer, es aus dem Unterrichtsplan.«
»Text und Melodie befinden sich im Archiv der Harfnerhalle«, erläuterte Robinton. »Ich musste mehrere Kopien anfertigen, für Harfner, die fortgingen und eine Stelle in einer Burg antraten.«
»Eines ist jedenfalls sicher – du hast meinen Vater sehr glücklich gemacht.«
»Warum?«
»Weil er mit Bestimmtheit weiß …« – Falloner legte eine bedeutungsvolle Pause ein –, »dass die Fäden zurückkommen werden. Und er bemüht sich, andere von der Richtigkeit seiner Ansichten zu überzeugen. Dieses Lied ist nicht nur eine Art Rätsel, es dient gleichzeitig als Warnung.« Er klopfte Robinton auf den Rücken. »Und wenn es soweit ist, werde ich auf dem Rücken meines Bronzedrachen in den Kampf ziehen. Warte nur ab, Rob, du wirst es erleben.«
»Aber selbst
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