Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
kräftig genug, um euer volles Arbeitspensum zu leisten«, konstatierte Lessa nüchtern. »Aber wenn ich es richtig verstehe, dann bedeutet eine Himmelsüberwachung mehr als auf dem Rücken zu liegen und die Sterne anzustarren. Erragon sagte mir, er brauchte Referenzbilder von Honshu.« Sie legte eine Pause ein und schaute über das Tal. »Es ist wunderschön hier. Aber heute können wir nicht lange bleiben.«
Kurz darauf verabschiedeten sich die Weyr-Führer von Benden und versprachen wiederzukommen, wenn die Rampe fertig sei.
Und dann war es so weit. Die Rampe war breit genug für Ramoth, den größten Drachen von Pern. Die goldene Königin stolzierte die Rampe auf und ab, ohne mit den zusammengefalteten Schwingen die angrenzende Felswand zu berühren. Tapfer schickte sich Golanth an, die Rampe zu erklimmen, wobei F'lessan ihn begleitete.
»Stütz dich ruhig mit deinem vollem Gewicht auf die Vorderbeine, Golly«, ermunterte F'lessan ihn. Lauschend legte er den Kopf schräg, als die Holzbretter sich knarzend durchbogen.
Die Zuschauer feuerten Golanth und F'lessan an, als sie ihren Weg über die Rampe fortsetzten. Mit kreisenden Augen schaute Ramoth von der oberen Terrasse zu, derweil Zaranth und Mnementh auf den schroffen Klippen Posten bezogen hatten. Allmählich fasste Golanth Vertrauen zu dem Aufbau, und der erste Absatz der Rampe war breit genug, damit sich der Drache umdrehen konnte. Als er und F'lessan wieder drunten standen, reckte er den Kopf in die Höhe, stieß einen Triumphschrei aus und stampfte mit den Pranken auf den weichen Boden. In diesem Moment sah Golanth das Tor, das zu dem ehemaligen Viehpferch führte.
Hier könnte ich mir einen Weyr einrichten , erklärte er seinem Reiter. Der Platz ist groß genug, und ich passe mühelos durch das Tor.
F'lessan, der jeden Winkel von Honshu genau kannte, bemerkte erst jetzt, dass das Tor erweitert worden war. Im allgemeinen Baulärm und den emsigen Aktivitäten rings um die Rampe war ihm nicht aufgefallen, dass die Handwerker Verbesserungen an der alten Viehunterkunft vornahmen. F'lessan wusste, dass der Stall größer war als Golanths Weyr in Benden, und über die Rampe konnte er den Pferch mühelos erreichen. Wenn im Winter die Regenzeit einsetzte, brauchte Golanth ein geschütztes Quartier.
Regen. Plötzlich merkte F'lessan, wie ihm schwindelig wurde, und er musste sich festhalten, bis der Anfall vorbei ging.
»Was hast du, F'lessan?«, fragte Tai besorgt. Sie war herbeigeeilt um zu sehen, was Golanths Augenmerk auf sich zog. F'lessan schien sich in einer Art Schockzustand zu befinden.
Regen! Vom Himmel regnete es nicht nur Wasser, sondern auch Fäden, silbergraue, gefräßige Organismen, die jedes Lebewesen vernichteten. Golanth würde nie wieder imstande sein, gegen die Fäden zu kämpfen. Wenn demnächst ein Fädenschauer über Honshu niederging, musste man Golanth in den Viehpferch einsperren, damit er nicht versuchte, trotz seiner Verletzungen zu fliegen. Ein nicht zu unterdrückender Instinkt befahl den Drachen, die Sporen aus dem All zu bekämpfen. Hatte man deshalb so eilig die Rampe gebaut? F'lessan überlegte, wann der nächste Fädenschauer in Honshu zu erwarten war. Doch er vermochte nicht klar zu denken, sein Kopf war wie leer gefegt.
Die jähe Erkenntnis, dass seine Zeit als Geschwaderführer zu Ende war, überstieg seine Kräfte. Dabei lag diese Tatsache auf der Hand, er hatte sie nur nicht wahrhaben wollen. Er hatte die Realität verdrängt, indem er sich auf die Auswertung von Erragons Weltraumfotos stürzte. Und Tai hatte ihn darin noch bestärkt. Ihn abgelenkt, indem sie mit ihm Ausflüge ans Meer unternahm und ihn in lange astronomische Beobachtungen verwickelte. Er wollte ihr die Schuld dafür geben, dass sie ihn daran gehindert hatte, sich der Realität zu stellen, doch er wusste, dass er ihr damit bitter Unrecht tat. In Tai lag keine Spur von Falschheit oder Heimtücke, sie meinte es nur gut mit ihm.
Weder Lessa noch F'lar hatten ihn bei ihrem letzten Besuch auf sein Handikap angesprochen, und dass er in Zukunft kein Geschwaderführer mehr sein konnte. Oder glaubten sie, er habe sich mit seinem Zustand abgefunden und sei von einem Himmelskämpfer zu einem Himmelsbeobachter geworden? Das gleiche Schicksal galt für Golanth. Die Rampe gewährte ihm mehr Bewegungsfreiheit, aber lediglich auf dem Boden. Würde er je wieder in die Lüfte aufsteigen können?
Er erinnerte sich, dass Tai neben ihm stand. Noch immer stießen die
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