Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
ihn allenthalben umgab, fühlte er sich besudelt. Je eher man diesen Firlefanz zerstörte, umso besser. Doch Landing war mittlerweile zu ungeahnter Größe angewachsen. Umso schwieriger würde es sein, sämtliche durch das Akki angeregten Neuerungen zu vernichten, doch er musste einen Weg finden. Vielleicht sollte er mehr Helfer anwerben. Doch zuerst galt es festzustellen, wie tief dieser fette kleine Mann in Lord Torics Schuld stand.
Zu seiner Verwunderung führte Esselin ihn nicht zum Haupteingang des Akki-Gebäudes, sondern zu einer Seitenpforte. Der Wachmann, der dort auf seinem Posten saß, verzog unwillig das Gesicht, als er Esselin erkannte, doch ohne Zögern öffnete er die Tür.
»Wir verlassen das Gebäude durch den Vordereingang«, erklärte Esselin dem Wächter und bedeutete Shankolin, ihm zu folgen.
Der Wachposten rückte zur Seite, um den korpulenten Archivar vorbeizulassen. Er setzte eine abweisende Miene auf, als wolle er verhindern, dass Esselin ihn in ein Gespräch verwickelte, und Shankolin würdigte er kaum eines Blickes.
Sie schritten durch einen Korridor mit geschlossenen Türen zu beiden Seiten. Vielleicht konnte er später von draußen durch die Fenster spähen, nahm Shankolin sich vor. Dann gelangten sie in einen breiten Flur, an den Shankolin sich noch gut erinnerte. Hier war er vor vielen Planetenumläufen schon einmal gewesen. Gelegentlich begegneten sie Leuten, die sich miteinander unterhielten, doch jeder schien bestrebt zu sein, Esselin zu meiden.
Die Zimmer zur Linken mussten inspiziert werden. Ob er brennendes Pech durch ein Fenster schleudern sollte? Nein, nur durch Sprengstoff konnte die größtmögliche Verwüstung erreicht werden. Feuer allein genügte nicht.
Am Ende des Flurs lag der matt erhellte Raum, in dem das Akki stand. Shankolin spürte, wie eine ungeheure Erregung, ein wahrer Nervenkitzel, von ihm Besitz ergriff. Nie hätte er gedacht, dass es so problemlos sein würde, in das Akki-Gebäude zu gelangen.
Als er den Angriff auf die Heilerhalle plante, hatten alle geglaubt, die größten Schwierigkeiten lägen darin, sich Einlass zu verschaffen. Wie es sich dann herausstellte, war es ein Leichtes, in die Halle hineinzuspazieren, doch das Hinauskommen war eine Tortur.
Sollte er Meister Esselin unter Druck setzen, damit er ihn auch bei seinem nächsten Besuch des Akki-Gebäudes begleitete? Unter den Gewändern dieses Fettwanstes ließen sich unauffällig Päckchen mit Sprengstoff verbergen. Doch zuerst musste er den eigentlichen Akki-Raum in Augenschein nehmen. Und sich davon überzeugen, was sich in dem Zimmer zur Linken befand. Durch die offen stehende Tür drang Licht auf den Korridor, und den Geräuschen nach zu urteilen, waren dort Maschinen in Betrieb, die von mehreren Leuten bedient oder überwacht wurden.
Plötzlich verließ ein groß gewachsener Mann diesen Raum. Als er Esselin erkannte, runzelte er die Stirn, und Shankolin streifte er mit einem flüchtigen Blick.
»Ich wollte ihm nur kurz das Akki zeigen, Tunge«, erklärte Esselin und wedelte mit der Hand, um den Mann loszuwerden.
Tunge setzte zu einem Protest an, doch unbeirrt marschierte Esselin bis zur Akki-Kammer weiter. Auf der Schwelle blieb er stehen und winkte Shankolin zu, er möge sich beeilen.
»Natürlich gibt es nicht mehr viel zu sehen, seit sich das Akki selbst abschaltete …«
Shankolin hörte ihm gar nicht zu. Er kostete den Moment in vollen Zügen aus. Sein Herz klopfte in freudiger Erwartung, wie damals an jenem denkwürdigen Tag. Eine Anwandlung von Furcht beschlich ihn, als er sich an das entsetzliche Geräusch erinnerte, das ihm das Hörvermögen raubte. Doch das Akki hatte sich ausgeschaltet. Er konnte es kaum abwarten, sich den Raum anzusehen, den er bald in Schutt und Asche legen würde. Ungeduldig schob er Esselin zur Seite und überschritt energisch die Schwelle.
Weiter kam Shankolin nicht. Aus der Wand, die der Tür gegenüber lag, schossen zwei schmale Lichtspeere und trafen seine Brust in der Herzgegend. Er war tot, noch ehe er rücklings auf dem Fußboden aufschlug.
Meister Esselin erlitt einen hysterischen Anfall und entfernte sich so weit wie möglich von dem Leichnam. Tunge rief um Hilfe, spähte dann hinunter auf den Toten und kratzte sich verblüfft am Kopf. Als er dem Mann die Mütze abnahm und das zernarbte Gesicht sah, bückte er sich rasch und untersuchte die linke Hand. Die Spitze des Zeigefingers fehlte. Tunge rannte in die Haupthalle und stöberte in der
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