Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Torlo, als Haligon die Kurierstation betrat. Torlo hatte soeben die Kuriere losgeschickt, die an den zahlreichen Nachrichten von den Zunfthallen schwer zu tragen hatten. Zu Anfang eines neuen Planetenumlaufs häufte sich die Post, weil von den Handwerkszünften viele zusätzliche Aufträge erledigt wurden. »Vielleicht liegt es am kalten Wetter. In manchen Gegenden ist es klirrend kalt, und auf einem steinhart gefrorenen Boden kommen die Kuriere nicht so schnell voran.«
»Der Weyr, die Burg und die Halle schulden dir Dank, Torlo«, erwiderte Haligon höflich und hoffte, er habe am vergangenen Abend nicht zu viel versprochen. Kuriere besaßen ein ausgeprägtes Berufsethos und fühlten sich zur Diskretion verpflichtet.
»Die Herkunft von Briefen aufzuspüren gehört zu unseren Aufgaben«, versetzte Torlo und wedelte lässig mit der Hand. »Vor allen Dingen, wenn es darum geht, ein Verbrechen aufzuklären.« Er fasste seinen frühmorgendlichen Gast lauernd ins Auge. »Um Tenna zu treffen, ist es noch ein bisschen früh. Mittlerweile müsstest du doch ihren Zeitplan auswendig kennen. Schließlich warst du während der Festtage dauernd mit ihr zusammen.«
Haligon räusperte sich verlegen und überlegte, wie er sein eigentliches Anliegen für seinen Besuch vortragen sollte.
»Ach, bist du wegen etwas anderem hier?« Torlo, der trotz seines unverblümten Auftretens ein sehr feinsinniger Mann war, deutete auf einen Ecktisch in der nun leeren Halle der Kurierstation. »Darf ich dir frisch gebrühten Klah anbieten, Lord Haligon?«
Haligon wäre am liebsten ganz zwanglos vorgegangen, doch indem der Stationsmeister ihn mit seinem Titel anredete, gab er den Umgangston an. Seine Enttäuschung verbergend, nahm Haligon auf der Bank Platz. Derweil schenkte Torlo Klah ein und brachte das aromatische Getränk zusammen mit ein paar ofenfrischen Brötchen an den Tisch.
Mittlerweile wusste jeder, dass am vergangenen Abend ein Treffen im kleinen Speisezimmer der Burg stattgefunden hatte. Und dass Batim befragt worden war. Auch dass man Feuerechsen mit Nachrichtenkapseln losschickte, sprach für sich. Die Kuriere störte es nicht besonders, dass man Feuerechsen zur Übermittlung von Eilbriefen benutzte, denn mitunter spielte Zeit eine wichtige Rolle, und ihre Zunft wurde durch diese Dienste nicht bedroht. Früher, als man an den Stränden von Boll, Ista und Keroon noch häufig Gelege der Echsen fand, hatten die Kuriere sich gleichfalls dieser flinken und schlauen Tiere bedient.
Der junge Lord nippte an seinem Klah - der hier immer ausgezeichnet schmeckte - und legte sich in Gedanken zurecht, wie er seine Bitte an Torlo formulieren sollte. Er hatte ein paar gute Gründe, diesen Mann oder seine Kuriere nicht zu verprellen. Unter anderem wollte er es sich nicht mit ihnen verderben, weil er sich unsterblich in Tenna verliebt hatte.
»Der Rebell, der die Gruppe von Vandalen anführte, gab uns ein paar verdeckte Hinweise«, begann er vorsichtig.
»Gehört er etwa zu diesen Schurken, die damals Meister Robinton verschleppten?«, staunte Torlo.
»Er und Meister Robintons Entführer verfolgen dieselben Ziele«, räumte Haligon ein. »Dieses Mal richtete sich ihre Zerstörungswut gegen Heilerhallen und Hallen der Glasmacherzunft.«
»Sie griffen auch die Hallen der Glasmacher an?« Torlo wölbte die buschigen Brauen und runzelte die Stirn. Aus seinen tief liegenden Augen sah er Haligon aufmerksam an. Dann beugte er sich leicht nach vorn. »Und die Schmiedehallen? Wurden die ebenfalls attackiert?«
Irgendetwas an Torlos Haltung ließ in Haligon den Verdacht aufkeimen, dass der Stationsmeister Schmiedehallen als legitime Ziele betrachtete. Er fragte sich, warum dem so sei.
»Die Schmiedehallen legen großen Wert auf Sicherheit, seit sie vor ungefähr zehn Planetenumläufen von aufgebrachten Fanatikern gestürmt wurden«, erwiderte er.
»Hmm. Ja. Jetzt erinnere ich mich.« Nachdenklich massierte Torlo sein Kinn. »Dieses Akki wusste sich zu schützen, nicht wahr?«
»Es ist nicht richtig, dass eine Zunfthalle sich gegen feindselige Übergriffe wappnen muss«, hielt Haligon ihm entgegen.
»Recht hast du.«
»Vor allen Dingen Heilerhallen sollten tabu sein. Denn diese Zunft hat am meisten vom überlegenen Wissen des Akki profitiert.«
»Ich stimme dir zu.« Torlo bot Haligon die noch warmen Brötchen an. Er selbst nahm eines, zupfte einen Brocken ab und stopfte ihn sich in den Mund.
Tapfer fuhr Haligon fort: »Sag selbst, Torlo, hat
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