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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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und verschaffte sich einen Überblick.
    »Lass uns endlich weitergehen«, drängte Nuella, die kein Geräusch hörte und daraus schloss, dass sich niemand in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt. Kurzerhand schob sie sich an Kindan vorbei und bog nach links ab.
    »Wir gehen in Richtung Süden«, bemerkte Kindan. »Das weiß ich«, erwiderte das Mädchen gereizt. »Im Süden arbeitet Vater mit seiner Schicht. Dort legen sie eine neue Strecke an.« In der Sprache der Perneser Bergarbeiter hießen die Gänge, die man der Länge nach im Flöz vortrieb, »Strecken«. Die Tunnel, die man quer in das Flöz schlug, bezeichnete man als »Streb«. In Natalons Mine verliefen die »Strecken« immer in ost-westlicher Richtung, derweil ein »Streb« nach Nord-Süd ausgerichtet war.
    Man hatte bereits zwei Strecken in das Kohleflöz gegraben, die nördlich des Hauptschachtes begannen. Die neue Strecke, an der Natalons Männer nun arbeiteten, lag zwischen dem alten Schacht und dem neuen, den Toldurs Schicht abgeteuft hatte. Der Gang, den die Bergleute als »Richtstrecke« kennzeichneten, folgte dem nach Norden streichenden Flöz, wobei er an dem kürzlich fertig gestellten Schacht vorbeiführte. Natalon hatte angeordnet, dass die Stollen an einer bestimmten Stelle nicht weiter ins Gestein getrieben werden durften, damit sie nicht unterhalb des Sees verliefen; hier hätte immer die Gefahr eines Wassereinbruchs bestanden.
    Das Flöz war von einer außerordentlichen Mächtigkeit, und indem die Kumpel die Strecken anlegten, gruben sie gleichzeitig gewaltige Mengen Kohle aus. Dadurch schufen sie große Hohlräume, wobei sie strikt darauf achteten, in bestimmten Abständen Säulen aus Kohle stehen zu lassen, die die Firste stützten. Seit die Kohlefelder, die im Tagebau ausgebeutet werden konnten, erschöpft waren, gab es nur noch die Möglichkeit, die Schächte und Stollen immer tiefer zu graben, um an abbaufähige Felder zu gelangen.
    Jede Strecke folgte dem nach unten streichenden Flöz, der sich tief unter das Gebirge absenkte. Kindan wusste, dass die älteren Strecken durch viele Querschläge miteinander verbunden waren, und demnächst wollte man mit dem Aushub eines neuen Strebs beginnen, um Abzweige zu den jüngst geschrämten Strecken zu schaffen.
    »Hier sind die Leuchtkörbe beinahe ausgebrannt«, bemerkte Kindan und betrachtete ein matt glimmendes Geleucht.
    »Tatsächlich? Mir wäre das gar nicht aufgefallen«, kicherte Nuella. Kindan schnaubte durch die Nase, weil er sich von ihr auf den Arm genommen fühlte.
    »Wieso läufst du schon wieder vorneweg?«, beklagte er sich.
    Nuella breitete beide Arme aus. »Du kannst ruhig zu mir aufschließen«, schlug sie vor. »An dieser Stelle ist der Gang breit genug, damit wir nebeneinander gehen können.«
    Kindan legte einen Schritt zu und eilte an Nuellas Seite. Kisk trödelte nicht, sondern drängte sich in die Mitte.
    »Gleich kommt eine Biegung«, warnte er, als sie die neu angelegte Strecke erreichten.
    »Ich weiß«, erwiderte Nuella lakonisch.
    Kindan verzichtete darauf, sie zu fragen, woher sie ihr Wissen bezog. Mittlerweile war ihm klar, dass Nuella Veränderungen an der Umgebung bemerkte, indem sie ihre ohnehin geschärften Sinne anstrengte. Am Klang der Schritte, an einem Luftstrom oder an einem spezifischen Geruch merkte sie, was rings um sie her vorging. Mitunter konnte er es kaum glauben, dass sie blind war, so sicher bewegte sie sich.
    Nuella bog nach rechts in die neue Strecke ab.
    »Warte!«, rief Kindan ihr zu.
    »Warum?«, wollte sie wissen, blieb jedoch stehen.
    »Es gibt hier ziemlich viele Stützbalken«, erklärte er. »Ich möchte mir einen Überblick verschaffen.« Kritisch musterte er die wuchtigen hölzernen Stempel, die die Firste abstützten. Im Abstand von einem Meter befanden sich jeweils drei durch Querbalken verstärkte Stempel. Er ging ein paar Schritte in den Gang hinein und sah, dass das Ende des Tunnels einen ähnlich massiven Ausbau besaß. »Dieser Stollen scheint mir stärker gesichert zu sein als üblich«, erklärte er Nuella.
    »Mein Vater meint, dass ein neu gegrabener Gang immer besonders sorgfältig abgestützt werden muss«, erwiderte sie. »Neulich geriet er deshalb mit Onkel Tarik in Streit. Onkel Tarik behauptete, mein Vater wäre zu ängstlich, und man könnte das kostbare Holz sparen und woanders einsetzen. Aber Vater hielt ihm entgegen, man könnte nicht vorsichtig genug sein. Doch Onkel Tarik blieb dabei, es sei eine Verschwendung an

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