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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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sich, Nuella möge aufhören zu schmollen.
    Schon bald ging sein Wunsch in Erfüllung. Eine Zeit lang trommelte das Mädchen mit den Fingern auf ihrem Oberschenkel, dann stieß sie einen Seufzer aus. »Na schön«, lenkte sie ein. »Aber ich tue es nur, weil Kisk das Training unter Tage braucht. Und du musst mir in allen Einzelheiten erzählen, was M'tal gestern Nacht gesagt hat.«
    Kindan begann mit seiner Schilderung, doch ständig unterbrach Nuella ihn mit Fragen. Er merkte, dass sie nicht nur eine aufmerksame Zuhörerin war, sondern jemanden obendrein meisterhaft auszuforschen verstand. Mit ihrer Fragerei förderte sie Dinge zutage, die er bereits halb vergessen oder als unwichtig eingestuft hatte. Sie brachte ihn dazu, das Gespräch mit dem Weyrführer in einem anderen Licht zu sehen und über Probleme nachzudenken, die er sonst nicht beachtet hätte.
    »Gut, jetzt weiß ich alles«, beschied sie ihn, stand auf und klopfte sich Staub und Stroh von der Kleidung. »Wir treffen uns heute Abend bei mir zu Hause, nach meinem Unterricht bei Meister Zist.«
    »Heute Abend schon?«
    »Ja«, sagte sie. »Dalor holt dich an der Tür ab und schmuggelt dich in die zweite Etage.«
    »Ach, dann hast du ihn also in unseren Ausflug eingeweiht? Und er hat nichts dagegen?«
    »Er würde sich hüten, uns daran zu hindern, den Geheimgang zu benutzen. Ich habe ihn nämlich ganz schön unter Druck gesetzt, gewissermaßen regelrecht erpresst«, gab sie mit einem kleinen Kichern zu. »Ich weiß nämlich, in welches Mädchen er verknallt ist.«
    Kindans Augen weiteten sich vor Überraschung, dann kniff er sie zu schmalen Schlitzen zusammen. Er vergegenwärtigte sich, dass Dalor zu einem strammen jungen Burschen herangewachsen war, der durch die harte körperliche Arbeit Muskeln bekommen hatte. Kindan selbst befand sich in einem Stadium, in dem er kein Kind mehr war, aber auch noch nicht als Erwachsener durchging. Er fühlte sich oftmals linkisch, und sein Stimmbruch machte ihm zu schaffen. In gewisser Hinsicht war er froh, dass Kisk ihn so beschäftigt hielt und er seine Gesangausbildung bei Meister Zist hatte unterbrechen müssen.
    »Dalor ist jetzt größer als ich«, fuhr Nuella in bedauerndem Ton fort. »Mittlerweile ist es unmöglich geworden, dass ich mich für ihn ausgebe. Jeder würde es sofort merken.«
    »Du hast dich auch verändert«, meinte Kindan. »Selbst wenn du so groß wärst wie er, würde dich kein Mensch mehr für deinen Bruder halten.«
    »Wie meinst du das? Sicher, seine Stimme ist tiefer geworden, aber man braucht ja nicht unbedingt zu sprechen.«
    »Nuella, wir werden alle erwachsen«, gab Kindan zurück. »Du bist kein kleines Mädchen mehr. Ich kann es sehen, du weißt es, und es muss auch Zenor aufgefallen sein.«
    »Glaubst du, dass er mich so genau ansieht, um eine Veränderung zu erkennen?«
    »Dessen bin ich mir sicher.« Er verbiss sich ein Lachen, denn jetzt wusste er, dass nicht nur Dalor verknallt war. Auch Nuella hatte einen Schwarm.
    Mit ihrem überaus feinen Gehör und ihrem ausgeprägten Instinkt schien sie erraten zu haben, woran Kindan in diesem Augenblick dachte. »Wehe, du verrätst Zenor ein Sterbenswörtchen von unserem Gespräch!«, warnte sie ihn.
    ***
    Dieses Mal bestand Nuella darauf, dass Kindan das Grüppchen durch den Geheimgang anführte. Als sie in dem Stollen angekommen waren, ließ Kindan Kisk und Nuella für kurze Zeit zurück und peilte die Lage. Er wollte sich vergewissern, dass sie ohne entdeckt zu werden bis zur Hängebank gelangten. Doch ehe er allein losmarschieren konnte, musste er Kisk wiederholt versichern, dass er bald wieder zurück sein würde. Und so war es auch. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand, der an den Pumpen arbeitete, sie zufällig entdeckte, pirschte er zurück und holte Nuella und Kisk ab.
    Unbehelligt erreichten sie die Aufzüge. Kindans Herz hämmerte wie verrückt, als sie in die Förderkörbe stiegen und die Fahrt nach unten begann. Die Lift-Anlage war so beschaffen, dass automatisch ein Korb nach oben stieg, wenn der andere herabgelassen wurde. Kindan befürchtete, jemand könnte hören, wie die Hängebank in Betrieb genommen wurde.
    Sowie sie die Sohle des Schachts erreichten, scheuchte er Nuella und Kisk aus dem Förderkorb und bugsierte sie an eine Stelle, die vom Licht der Leuchtkörbe nicht erreicht wurde. Als sich seine Nervosität so weit gelegt hatte, dass er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, lugte er um die Ecke

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