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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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schwer zu erlernen.
    Als Zenor endlich mit dem Mittagessen zurückkam - er schien eine Ewigkeit fort gewesen zu sein -, schwitzte Kindan vor Anstrengung und Meister Zist war einem Wutanfall nahe.
    »Lass das Essen hier«, beschied Meister Zist Zenor, »und geh wieder.«
    Doch noch gab es keine Mittagspause. Meister Zist bestand darauf, dass Kindan weiter übte. Aber obwohl er sich wirklich Mühe gab, schaffte er es nicht, das Lied zu singen.
    Schließlich rang Meister Zist verzweifelt die Hände. Mit hochrotem Gesicht brüllte er: »Du hörst mir nicht zu! Du bist unaufmerksam! Du kannst die Melodie beherrschen, du willst nur nicht. Was für eine Verschwendung an Talent. Man darf gar nicht daran denken, dass deine Mutter bei deiner Geburt gestorben ist. Du taugst zu nichts!«
    Kindan ballte die Fäuste, und seine Augen blitzten vor Zorn. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Kate. Doch nach nur wenigen Metern wurde er von seiner Schwester aufgehalten.
    »Kindan, wie läuft es?«, fragte sie, zu aufgeregt, um seine wütende Miene zu bemerken. »Bist du nicht auch glücklich, weil Meister Zist hier ist? Wusstest du, dass er unserer Mutter das Lied beigebracht hat, das dann zu ihrer Lieblingsweise wurde?«
    Kindan blickte in ihr fröhliches Gesicht, und dann kam ihm eine Idee.
    »Entschuldige bitte, Sis. Ich muss noch üben«, sagte er und schickte sich an, in die Hütte zurückzukehren. Über die Schulter rief er seiner Schwester zu: »Alles klappt wunderbar.«
    Er stürmte wieder in die Kate, wo Meister Zist ihn erwartete. Dann nahm er die korrekte Haltung eines Sängers ein, holte tief Luft und fing an zu singen: »Am Morgenhimmel, stolz und leise, zieht ein Drache seine Kreise.
    Die Haut glänzt wie Bronze, die Augen sind grün; einen schöneren Drachen hab ich niemals gesehn.« Durch das Schweigen des Harfners ermutigt, sang Kindan sämtliche Strophen des Liedes. Zum Schluss sah er den Meister trotzig an und erklärte: »Ich kann singen, Meister Zist. Meine Schwester meint, ich sei genauso begabt wie meine Mutter. Sis hält große Stücke auf mich. Mein Vater auch. Und mir haben sie erzählt, meine Mutter hätte mich gewollt. Bevor sie starb, sagte sie, ich sei ein kostbares Geschenk. Es hätte sich gelohnt, mich auf die Welt zu bringen. Und sie wusste ganz genau, dass meine Geburt sie das Leben kosten konnte. Aber für mich ging sie das Risiko ein.« Tränen strömten über sein Gesicht, doch das war ihm einerlei. »Sis und mein Vater müssen es ja wissen, was meine Mutter zuletzt sagte. Sie waren bei meiner Geburt und bei Mutters Tod dabei.«
    Meister Zist war sichtlich erschüttert. »Diese Stimme«, murmelte er vor sich hin. »Du hast tatsächlich ihre Stimme.« Als er den Blick hob, sah Kindan, dass auch in seinen Augen Tränen schimmerten. »Es tut mir Leid, Junge. Ich hätte niemals sagen dürfen … ich hatte nicht das Recht … Könntest du das Lied bitte noch einmal singen? Deine Stimme hat denselben lyrischen Klang wie die Stimme deiner Mutter.«
    Kindan wischte sich die Tränen aus den Augen und schöpfte Atem, doch vor Groll und Kummer war seine Kehle wie zugeschnürt. Meister Zist gab ihm einen Wink, er solle sich nicht weiter bemühen und ging in die Küche des Häuschens. Mit einer Tasse heißen Tees kam er zurück.
    »Trink das, das wird deinem Hals gut tun«, sagte er in sanftem, freundlichem Ton. Während Kindan an dem Tee nippte, fuhr Meister Zist fort: »Ich habe zuviel von dir verlangt, Junge. Noch nie zuvor habe ich einen Schüler so hart angefasst. Ich sehe ein, dass das verkehrt war. Es ist nur - ich möchte, dass dieser Tag für deine Schwester und deinen Vater ein unvergessliches Erlebnis wird. Für sie ist das Beste gerade gut genug.«
    »Das finde ich auch«, pflichtete Kindan ihm bei.
    Meister Zist nickte. »Das sehe ich, Junge. Ich habe gemerkt, wie bestrebt du bist, deiner Familie alle Ehre zu machen.« Er streckte ihm die Hand entgegen. »Ich schlage vor, wir fangen wieder mit dem Üben an und versuchen gemeinsam, das Bestmögliche aus deiner Stimme herauszuholen. Einverstanden?«
    Kindan stellte die Tasse ab und legte schüchtern seine schmale Hand in die große Pranke des Meisterharfners. »Ich werde mich bemühen«, versprach er.
    »Mehr verlange ich nicht von dir«, entgegnete Meister Zist. »Doch ich glaube, auf das Ergebnis unserer Arbeit werden wir beide stolz sein.« Er schaute kurz aus dem Fenster. »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, also sollten wir uns auf

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