Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
den kältesten Nächten gegenseitig gewärmt - sofern sie Kindan nicht die Decken wegnahmen.
»Wenn du einverstanden bist, Kindan«, bemerkte Swanee, nachdem er sich aufmerksam im Cottage umgeschaut hatte, »dann gebe ich die Sachen, die du nicht brauchst, an Bedürftige, die Verwendung dafür hätten. Alles, was nicht benötigt wird, lagere ich ein. Tarik kriegt nichts, der hat selbst mehr als genug.«
Kindan stimmte dem Vorschlag von Herzen zu, und auch Meister Zist nickte beifällig.
»Einen Moment noch«, wandte Meister Zist unvermittelt ein und hob die Hand. Alle blickten ihn an. »Kindan, gibt es hier noch irgendein Teil, das du gern mitnehmen möchtest?«
Kindan dachte kurz nach. »Darf ich mir aussuchen, was ich will?«
»Selbstverständlich«, betonte Meister Zist. »Alles, was dein Herz begehrt.«
»Tja, dann hätte ich gern Mutters alten Tisch, den mit der Klappe und der Musik darin.«
»Musik?« Meister Zist hob eine Augenbraue.
Kindan nickte. »Sie hat sehr an diesem Tisch gehangen, und mein Vater hielt ihn hoch in Ehren, nachdem sie …«
Meister Zist bedeutete ihm, er habe verstanden. »Ima, Swanee, habt ihr den Tisch gesehen?« Beide Männer bejahten. »Gibt es noch etwas, Kindan?«
»Schau dich in aller Ruhe im Haus um, Junge«, riet Swanee. »Wenn dir noch etwas einfällt, nachdem wir die Sachen verteilt haben, könnten wir das Stück selbstverständlich zurückholen, aber das Einfachste wäre, du würdest dich jetzt gleich entscheiden.«
Kindan wanderte durch das gesamte Cottage und nahm alles gründlich in Augenschein. In der Küche blieb er stehen und wandte sich an Meister Zist. »Brauchst du vielleicht irgendwelche Töpfe oder Geschirr?«
Meister Zist schüttelte den Kopf. »Die Küche in meinem Häuschen ist bestens mit allem ausgestattet.«
Kindan schürzte nachdenklich die Lippen. Dann nickte er. »Ich glaube, jetzt habe ich alles, was ich möchte. Das war's dann, Meister Zist.«
Swanee klatschte in seine derben Hände und sah Ima unternehmungslustig an. »Also gut. Wir tragen deine Sachen zu Meister Zists Cottage, und den Rest verteilen wir. Danke, Junge, es gibt hier etliche Familien, die sich über die Gabe freuen werden.«
Kindan nickte stumm. Ihm war zumute, als nähme er ein zweites Mal Abschied von seiner Familie.
***
Nuella lauerte Dalor auf, als er heimkam, und drängte ihn, er müsse ihr alles erzählen.
»Was, Kindan zieht beim Harfner ein?«, rief sie erstaunt, als er geendet hatte.
»Und Onkel Tarik übernimmt Danils Cottage«, wiederholte er mit Nachdruck. Er freute sich, dass sein griesgrämiger Onkel wegzog. Jetzt brauchte er sich nicht länger das ständige Genörgel dieses unleidlichen Querulanten anzuhören. Nuella war entsetzt. »Aber das ist ja schrecklich«, jammerte sie. »Wie soll ich den Harfner besuchen, wenn Kindan bei ihm wohnt?«
Dalor zog die Stirn kraus. »Tja, deine Besuche wirst du wohl einstellen müssen.«
»Dabei wollte Meister Zist mir das Flötespielen beibringen«, klagte sie.
»Du spielst doch bereits die Flöte«, versuchte Dalor seine Schwester zu trösten. »Und zwar sehr gut. Was solltest du noch dazulernen?«
»Ach, Dalor«, flüsterte sie traurig. »Aber jetzt kannst nur du meine Lieder hören.« Sie fühlte sich sehr elend, und am liebsten hätte sie geweint.
»Und Mutter«, berichtigte er sie.
»Dieses Grubenunglück hat Vaters Pläne mit der Zechengründung ziemlich durcheinander gebracht, nicht wahr?«, fragte sie.
Dalor hob die Schultern.
Nuella seufzte. »Ich wünsche mir …« Sie hielt inne und schüttelte den Kopf. Ihr Wunsch blieb unausgesprochen. Nach einer Weile nahm sie ihre Flöte und stimmte eine leise, traurige Melodie an.
***
Kindan war selbst überrascht, als er ein paar Stunden später in seinem eigenen Zimmer saß, auf seinem eigenen Bett, und den Harfner des Camps, Meister Zist, in einem anderen Raum herumwerkeln hörte.
Mehrere Male hatte Meister Zist bei ihm hereingeschaut und gefragt: »Alles in Ordnung, Junge?«
Beim ersten Mal war Kindan vor Schreck wie erstarrt und konnte als Antwort auf die Frage nur stumm nicken.
»Nun, ich habe auch noch eine Menge Dinge zu erledigen«, hatte Meister Zist dann erklärt. »Wenn du Hunger hast, geh in die Küche und bereite dir etwas zu Essen zu. Ich bin in meinem Arbeitszimmer und möchte nicht gestört werden.«
Ein Blick in das Gesicht des Meisters verriet Kindan, dass er gut daran täte, ihn auf jeden Fall in Ruhe zu lassen. Kindan hatte heftig mit
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