Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
muss die Hütte ohnehin aufgegeben werden.«
    Kindan war empört, wie rücksichtslos Tarik mit ihm umsprang.
    »Das beantwortet aber noch nicht die Frage, wo der Junge in Zukunft wohnen soll«, bemerkte Meister Zist, ohne auf Tariks Einwand einzugehen.
    »Er kommt halt in eine Pflegefamilie, zu Leuten, die ein zusätzliches Maul stopfen können«, brummte Tarik. »Vielleicht nimmt Norla ihn auf.«
    Norla war Zenors Mutter. Kindan mochte sie sehr gern, doch in dieser Familie gab es viele Töchter, mit denen er so recht nichts anzufangen wusste und die ihm eher lästig waren. Aber wenn er bei ihnen lebte, wäre er mit Zenor zusammen, und die Aussicht darauf behagte ihm. Doch dann kam ihm ein ernüchternder Gedanke. Zenor arbeitete jetzt im Bergwerk, während er selbst noch bei Meister Zist zur Schule ging. Von nun an betrachtete man Zenor als einen Erwachsenen und behandelte ihn dementsprechend, er hingegen blieb nach wie vor ein Kind. Dieser Umstand würde die beiden Freunde notgedrungen voneinander entfremden. Nein, vielleicht war es doch keine gute Idee, wenn er zu Norla zöge. Außerdem hatte er keine Lust, der große Bruder von vier kleinen Mädchen zu werden, von denen eines noch Windeln trug.
    »Er sollte in eine Familie kommen, die die wenigsten Kinder hat«, meinte Natalon und berief sich damit auf die bewährten Regeln, nach denen man Pflegefamilien aussuchte. »Die Zieheltern müssten Erfahrung im Umgang mit Kindern haben, aber es darf auf keinen Fall geschehen, dass sie ein neues Familienmitglied als Bürde empfinden.«
    Er hob den Kopf und sah Meister Zist direkt in die Augen.
    Der Harfner setzte sich kerzengerade hin und machte aus seiner Verblüffung kein Hehl. Mit dieser Entwicklung der Ereignisse hatte er eindeutig nicht gerechnet.
    Tariks Augen glänzten. »Du würdest für den Jungen viel Verständnis aufbringen, Meister Zist. Denn du hast am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, einen großen Kummer zu haben.«
    Meister Zist sah Tarik aus leicht zusammengekniffenen Augen an. Kindan war dem Gespräch mit wachsender Spannung gefolgt, und nun erkannte er ganz deutlich, dass Tarik nicht die geringsten Skrupel kannte, vom Leid anderer Menschen zu profitieren. Er spürte, welche Mühe es Meister Zist kostete, nicht die Beherrschung zu verlieren, und aus Solidarität mit dem Harfner funkelte er Tarik empört an. Der lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück, ließ die wütenden Blicke von sich abprallen und lächelte verstohlen.
    »Ich weiß nicht, ob …«, sprachen Meister Zist und Kindan gleichzeitig. Beide verstummten und sahen einander verlegen an.
    Natalon stand auf, und damit war die Unterredung beendet. »Ich denke, es ist die ideale Lösung, Meister Zist. Kindan, bitte jemanden, deine Sachen und ein Bett in Meister Zists Hütte zu bringen. Du darfst jeden um Hilfe ersuchen, und berufe dich dabei auf mich.«
    »Keine Sorge, ich finde schon jemanden, der das Zeug schleppt«, warf Tarik ein, und sein Lächeln zog sich in die Breite. Er hielt es nicht mehr für nötig, seine Zufriedenheit zu verbergen. »Wenn es dir Recht ist, Natalon, dann beginne ich noch heute mit meinem Umzug.«
    ***
    Am Ende halfen Swanee, der Magazinverwalter des Camps, und Ima, der Metzger, Kindans persönliche Habe zu transportieren.
    »Wenn man das Bettgestell auseinandernimmt, kann man die einzelnen Teile leicht tragen«, riet Swanee Kindan, der die Matratze zusammenrollte und auf seine Schultern hievte. Der Magazinverwalter klopfte mit der Hand gegen das Gestell. »Das ist gutes Holz«, meinte er anerkennend. »Zuerst trägst du den Lattenrost in dein neues Heim, und dann kommst du den Rest holen.«
    Auf Meister Zists Anweisung hin schleppten die Männer zwei Kommoden und eine kleine Kleidertruhe aus Danils Häuschen.
    »Deine Schwester wird die beiden Kommoden mit Sicherheit haben wollen, wenn sie erfährt, was sich hier zugetragen hat«, meinte er. »Ich glaube, dass du mit der Truhe auskommst, aber vorerst stellen wir alle drei Möbelstücke in dein Zimmer.«
    »Mein Zimmer?«, wiederholte Kindan verdutzt. Noch nie zuvor hatte er ein eigenes Zimmer gehabt, er hatte sich stets einen Raum mit Tofir und Jakris teilen müssen.
    »Dachtest du etwa, du würdest in meinem Zimmer schlafen?«, versetzte Meister Zist trocken.
    »Dann bringe ich am besten jede Menge Zudecken mit«, dachte Kindan laut nach. Auch wenn es zwischen ihm und den beiden älteren Brüdern ständig zu Zankereien kam, so hatten sie sich doch selbst in

Weitere Kostenlose Bücher