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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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aufsaß wie ein Halsband. »So etwas Herrliches habe ich noch nie gesehen«, wisperte er andächtig.
    Vor Schreck wäre er beinahe in das Gelege gefallen, als die Königin mit einem jähen Ruck die Schwinge hochhob und sie nach oben klappte, bis sie ihren Rücken bedeckte. Der Rücken eines Wachwhers war glatt, weil die vorspringenden Höcker fehlten, die den Drachen eigneten. Vermutlich saß man auf einem Wachwher ziemlich bequem, behaglicher zumindest als auf einem Drachen. Falls man überhaupt auf einem Wachwher reiten konnte.
    Sein Vater hatte sich gelegentlich auf Dasks Rücken geschwungen, an den Abenden, an denen die Luft so schwer war, dass ein Wachwher mühelos fliegen konnte. Normalerweise blieben diese Kreaturen auf dem Boden, da es für sie zu anstrengend war, sich in die Lüfte zu erheben, vor allen Dingen, wenn sie einen Reiter trugen. Aber Kindan hatte mit eigenen Augen gesehen, dass es möglich war, auf einem Wachwher zu reiten wie auf einem Drachen.
    Seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, und er merkte, dass die Königin ihre abwehrende Haltung aufgab. Er machte ein fragendes Geräusch, und mit einer Anmut, die Kindan diesem uneleganten, kompakten Geschöpf niemals zugetraut hätte, winkte die Königin mit einer Schwingenspitze und zeigte zuerst auf ihn und dann auf das Gelege.
    »Soll das heißen, dass ich mir ein Ei aussuchen darf?«, vergewisserte er sich atemlos. Behutsam streckte er seine Hand aus.
    Die Königin leckte die Hand mit ihrer trockenen, rauen Zuge, ehe sie ihm den Kopf zuneigte und dann mit dem Maul auf die Eier wies.
    »Das ist zu gütig, meine Wachwherkönigin«, bedankte er sich demütig und gab ein melodiöses Trällern von sich. Er vermochte sein Glück kaum zu fassen.
    »Soll ich kommen und dich retten? Brauchst du vielleicht Hilfe?«, rief Aleesa von draußen.
    »Sie hat mir ihr Gelege gezeigt«, gab Kindan mit gedämpfter Stimme zurück.
    »Das bedeutet, dass sie dir eines ihrer Eier überlässt, junger Mann. Such dir eins aus, verabschiede dich von der Königin und verlass die Brutstätte. Hier warten noch andere Bewerber, die ihr Glück versuchen wollen.«
    Bei der Vorstellung, tatsächlich ein Wachwherei mit nach Hause nehmen zu dürfen, schnürte sich Kindans Kehle zusammen. Doch für welches sollte er sich entscheiden? Er zögerte, bis ihm ein Abzählreim für Kinder einfiel. Nun, warum nicht? Mit dem Finger auf die einzelnen Eier des Geleges zeigend, skandierte er:
    »Eins, zwei, drei, alt ist nicht neu, neu ist nicht alt, heiß ist nicht kalt, kalt ist nicht heiß, schwarz ist nicht weiß, hier ist nicht dort, du musst jetzt fort!
    Eins, zwei, drei, du bist frei, vier, fünf, sechs, du bist weg, sieben, acht, neun, du musst es sein!«
    Sein Finger deutete auf das Ei mit dem sonderbar aufgewölbten Kranz. Er umschlang es mit beiden Armen. Es wog mehr, als er gedacht hatte, und es fühlte sich warm an, doch der Sand, der in einer dicken Schicht auf dem Boden der Brutstätte lag, war gleichfalls warm. Die Schale schien ziemlich hart zu sein, so dass er seinen Griff festigte, ohne befürchten zu müssen, den fast ausgereiften Embryo darin zu verletzen. Beladen mit seiner unhandlichen Last tapste er unbeholfen ein paar Schritte zurück. Zum Abschied trällerte er die Tonfolge, die Dankbarkeit ausdrückte.
    »Ist etwas passiert?«, rief jemand von draußen.
    »Nein, es ist alles in Ordnung«, jubelte Kindan und kroch durch den Felsspalt ins Freie. Das letzte Stück war er auf den Knien gerutscht, und nun packten ihn kräftige Arme und richteten ihn auf.
    »Los geht's, jetzt bist du an der Reihe, Losfir«, verkündete Aleesa munter und bedeutete einem gedrungenen, stämmigen Mann, sich durch den Felsspalt zu zwängen. Die Wachwhermeisterin schmunzelte, als sie Kindan ins Auge fasste, und ihre Miene drückte eine Mischung aus Anerkennung und Überraschung aus. »Wie ich sehe, hast du dich für das Ei mit dem Ring entschieden. Eine gute Wahl.«
    »Warum? Ist es etwas Besonderes?«, fragte Natalon.
    »Allerdings«, betonte Aleesa, ohne sich jedoch zu einer Erklärung herabzulassen. »Du wusstest, wie man mit der Königin spricht, Junge. Das hast du gut gemacht.« Ihr Lächeln zog sich in die Breite, und sie schaute horchend zum Höhleneingang hin, aus dem scharrende und hektische Geräusche drangen. Schadenfroh lachte sie leise in sich hinein. »Dieser Mann hat nicht die geringste Ahnung, wie er sich verhalten soll.« Sie musterte Kindans rechte Hand. »Du warst klug

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