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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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hätte sie seine besorgten Gedanken gelesen; sie stieß einen fragenden Laut aus, beschnüffelte Kindans Hosenbeine, wandte sich dem Haus zu und schnaubte durch die Nase. Gleich darauf wandte sie ihre Aufmerksamkeit einem anderen Ziel zu. Irgendetwas hinter den Büschen weckte ihr Interesse. Sie strebte zu der Stelle hin und begann wütend zu fauchen.
    Erst da merkte Kindan, dass sie nicht allein waren.
    »Sie beißt doch nicht, oder?«, tönte eine ängstliche Stimme aus dem Gesträuch. Es war Cristov.
    »Nach mir hat sie schon geschnappt«, versetzte Kindan gereizt. Er log, weil er Cristov Angst machen wollte. Kisk starrte Kindan mit glänzenden Augen an und schniefte leise. »Sie hat mein Blut geleckt, aber das musste sein, um sie auf mich zu prägen.«
    Vorsichtig zwängte sich Cristov aus dem Gesträuch hervor. »Ich finde, sie ist ziemlich klein. Hat sie scharfe Zähne?«
    Kindan zeigte ihm seine bandagierte Hand. »Überzeug dich selbst.«
    Cristov wehrte ab. »Nein, der Verband sollte besser nicht abgenommen werden. Die Wunde muss doch verheilen.«
    »Wie du willst«, gab Kindan zurück. Während des vergangenen Planetenumlaufs hatte er nur wenige Worte mit Cristov gewechselt; in der Zeit davor waren sich die beiden Jungen nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen, um die auf Gegenseitigkeit beruhende Verachtung zu demonstrieren, oder sie hatten sich so lange geprügelt, bis sie von einem Erwachsenen oder größeren Knaben gewaltsam getrennt wurden. »Wieso treibst du dich draußen herum? Lauerst du vielleicht jemandem auf?«
    Cristov ballte die Fäuste, und er funkelte Kindan wütend an.
    Dessen Sinn für Gerechtigkeit siegte, und er lenkte ein. »Entschuldige, ich wollte dich nicht kränken. Aber im Ernst, wieso bist du nicht im Haus?«
    »Ich … na ja …« Der sonst so zungenfertige Cristov wirkte verlegen. Offenbar fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Schließlich platzte er heraus: »Meine Mutter sagt, Wachwhere seien schöne Tiere. Ich wollte nachsehen, ob das stimmt.«
    Kindans Augen weiteten sich vor Verblüffung. Auch Kisk gab einen verwunderten Ton von sich und reckte den Hals, um Cristov ins Gesicht spähen zu können. Dabei musste sie den Schwanz in die Höhe strecken, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. Kindan staunte, wie weit der Wher seinen sehnigen Hals vorstrecken konnte, der immer länger zu werden schien Kisks Kopf reichte fast bis an sein Kinn heran.
    »Ich weiß, dass mein Vater diese Tiere nicht mag«, fuhr Cristov hastig fort und hielt dem Wachwher seine Hand hin, »aber meine Mutter meint, wir müssten sie respektieren. Außerdem sollte sich jeder seine eigene Meinung über sie bilden.«
    Kisks Zunge schnellte aus dem Maul und beleckte Cristovs Hand. Offenbar ängstlich geworden, zog der Junge seine Hand zurück. Daraufhin gab der Wher einen traurig klingenden Laut von sich, als wolle er fragen, ob Cristov ihn nicht leiden könnte.
    »Jähe Bewegungen erschrecken sie«, erklärte Kindan. Und weil er ehrlich war, fügte er hinzu: »Ich glaube, Kisk mag dich. Sie leckt nicht jedem die Hand.«
    Mutig streckte der Junge abermals die Hand aus. Vielleicht ging es Kisk zu schnell, denn zuerst versteckte sie ihren Kopf hinter Kindans Rücken. Doch langsam näherte sie sich wieder der dargebotenen Hand. Nachdem sie die Innenfläche ausgiebig abgeleckt hatte, nieste sie ein paarmal, und hinterher schleckte sie mit der Zunge Cristovs Gesicht ab.
    Als Kindan das Niesen hörte, verbiss er sich ein Schmunzeln. Ihm fiel ein, was Nuella über das Duftwasser gesagt hatte, mit dem sich Cristov verschwenderisch parfümierte.
    Kindan lächelte den Jungen an. »Sie hat Vertrauen zu dir gefasst.«
    »Cristov!«, rief eine Männerstimme aus dem Haus. Es war Tarik.
    »Ich bin hier!«, antwortete der Junge. Ehe Kindan mit Kisk den Rückzug antreten konnte, erschien Tarik im Türrahmen.
    »Was ist hier los?«, donnerte Tarik.
    »Ich wollte mir nur den Wachwher ansehen«, erwiderte Cristov tapfer, aber Kindan merkte ihm an, dass er sich vor seinem Vater fürchtete.
    Tarik verließ das Haus und ging zu den Jungen. Aus schmalen Augenschlitzen betrachtete er Kisk.
    »Das ist also der Wachwher, der für unsere Sicherheit sorgen soll?«, spottete der Mann. »Er ist ja noch kleiner als ein Wherry*. Und für diese Missgeburt hat Ima sein bestes Fleisch hergegeben?«
    * Wherry oder Wherhuhn: Eine Art Geflügel, das Ähnlichkeit mit den Truthühnern auf der Erde hat, aber so groß wie ein

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