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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Kindan gab ein paar tröstende Geräusche von sich und machte das Auge wieder zu.
    Dann spürte er die Zunge auf seiner anderen Wange. Jählings riss er beide Augen auf. Kisk betrachtete ihn mit geneigtem Kopf und fuhr fort, ihn mit flinker Zunge liebevoll abzuschlecken.
    »He! Lass das!«, rief Kindan ärgerlich. Bei dem schroffen Tonfall zuckte der Wher zurück und vollführte mit der Schnauze klickende Töne. »Ich bin müde, es ist längst Schlafenszeit - oh nein! Sag jetzt bloß nicht, dass du putzmunter bist!«
    Doch binnen fünf Minuten hatte Kisk dem Jungen klar gemacht, dass sie hellwach war und spielen wollte. Sie fand einen seiner Schuhe, nahm ihn ins Maul und schleudert ihn übermütig in die Luft. Dann fing sie den Schuh mit einer Tatze auf, nur um ihn gleich wieder hochzuwirbeln, und das Spiel begann von Neuem.
    »He, das ist mein Schuh!«, schimpfte Kindan und griff danach. Doch kurz darauf merkte er, dass er einen Fehler begangen hatte. Kisk glaubte, er ginge auf ihr Spiel ein, und trachtete mit Eifer danach, ihm den Schuh abzujagen. Zehn Minuten später und nach einer massiven Bestechung mit Fleischbrocken gelang es Kindan, sein Schuhzeug zurückzuerobern.
    Kisk war immer noch voller Tatendrang. Des Schuhs beraubt, fing sie an, im Schuppen herumzustöbern. Mit einer Pranke griff sie nach dem Vorhang und zerrte ihn hin und her, bis ein plötzlicher Lichteinfall von draußen sie erschreckte. Aus ihrer Kehle drang ein Zischen, und hastig drehte sie den Kopf mit den empfindlichen Augen zur Seite. Doch nach einer kurzen Weile kehrte sie zurück und steckte den Kopf unter den Vorhang. Es war Nacht, und nur die Sterne verbreiteten einen matten Schimmer.
    Kindan sprang auf die Füße und hielt Kisk am Schwanz fest, damit sie nicht aus dem Schuppen entwischte. Doch es kostete ihn einige Mühe, ihr ein behelfsmäßiges Strickhalfter anzulegen, ehe sie ihren Willen durchsetzte und ins Freie kroch, den Jungen mit sich ziehend. Für ein Geschöpf, das Kindan nur bis zu den Knien reichte, besaß der Jungwher erstaunliche Kräfte.
    »Langsam, langsam!«, keuchte Kindan, als Kisk ihn in Richtung des Seeufers zerrte. »Du möchtest ans Wasser, nicht wahr?« Er entsann sich, wie Zenor mit seiner kleinen Schwester sprach; unentwegt beschrieb er ihr, was sie sahen und was passierte. Also gab er einen Kommentar zu allem ab, was ihnen auf ihrem Weg zum See widerfuhr. Am Ufer angekommen, beschnüffelte Kisk ausgiebig das Wasser. Anfangs berührte sie mit der Zungenspitze vorsichtig das kühle Nass, doch dann fasste sie Mut und stillte mit gierigen Schlucken ihren Durst.
    »Hast du das Wasser gerochen und wolltest zum See, weil du so durstig warst?«, fragte Kindan. Kisk blickte zu ihm auf, zwinkerte mit den großen Augen und antwortete mit einem Zwitschern, das der Junge nicht zu deuten vermochte.
    »Was auch immer«, seufzte er. Jählings schwenkte Kisk den Kopf zur Seite, und der unerwartete Zug an dem provisorischen Halfter hätte Kindan um ein Haar zu Fall gebracht.
    »Dort hinten liegen die Hütten der Bergarbeiter, Kisk, da hast du nichts zu suchen«, erklärte Kindan. »Jetzt schlafen die Leute und möchten nicht gestört werden. Außerdem gibt es dort nichts, was dich interessieren könnte.«
    Aber Kisks Augenmerk galt nicht den Quartieren; sie starrte unentwegt zu dem Wald hin, der gleich hinter den Hütten begann. Im schaukelnden Wiegegang zockelte sie los, Kindan hinterdrein. Am Waldrand angekommen, beschnupperte sie die Vegetation, zupfte Blätter von den Büschen, zermalmte sie zwischen den Kiefern und spie den grünen Brei wieder aus. Kindan wusste, dass in der Gegend keine giftigen Pflanzen wuchsen, also brauchte er sich um Kisks Wohlergehen keine Sorgen zu machen. Von Kisks unersättlicher Neugier getrieben, landeten sie zu guter Letzt wieder auf dem Pfad, der zu Tariks Haus führte - Kindans ehemaliges Elternhaus.
    »Bist du jetzt müde genug, um dich schlafen zu legen?«, fragte er leise und in beschwörendem Ton. Kisks schielte zu ihm hinauf und antwortete mit einem munteren Zirpen, das Kindans Hoffnung im Keim erstickte. In forschem Tempo steuerte sie Tariks Haus an, und Kindan durchlebte eine Anwandlung von Panik; er befürchtete, Tarik könnte von den ungewohnten Geräuschen wach werden, wenn jemand um das Haus pirschte, und seinen ganzen aufgestauten Groll über seine ungebetenen nächtlichen Gäste entladen.
    Vielleicht übertrug sich seine Angst auf den Wher, denn Kisk reagierte auf einmal, als

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