Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
allerdings in einem Tonfall, der klar machte, dass es weniger eine Bitte als ein Befehl war.
„Was soll ich denn jetzt tun?“, flüsterte sie ihrem Drachen zu.
„Mitspielen, zumindest für den Moment“, meinte dieser und tätschelte ihr mitfühlend die Schulter, bevor er unauffällig verschwand.
Im Büro waren bereits Techniker damit beschäftigt, ihren Computer umzuprogrammieren, während Zorro unsicher auf seiner Decke saß und nicht wusste, was von ihm erwartet wurde. Kaja beruhigte ihn kurz und kraulte ihn hinterm Ohr. „Alles ist gut Zorro, hast du gut gemacht.“ Sie packte ihre paar Habseligkeiten in eine der Kartonschachteln, die man ihr zur Verfügung gestellt hatte. „Wie aufmerksam“, dachte sie sarkastisch. Zum Glück habe ich meinen Laptop heute Morgen zu Hause vergessen. Sonst hätten sie bei dem sicher auch noch die Festplatte gelöscht, dachte sie erbittert. Sie scheuchte Zorro von seinem Platz auf, um die zusammengelegten Kunstfelldecken aufzuheben. Schließlich holte sie, nach einer kurzen Diskussion mit einem ihrer Aufpasser, noch ihre Kaffetasse aus dem Pausenraum und stellte sie in die Kiste. Die Decken klemmte sie sich unter den linken Arm, mit der rechten hielt sie die Kartonschachtel umklammert. Sie nickte den beiden Sicherheitsleuten zu und machte sich auf den Weg zum Ausgang, Zorro im Schlepptau.
Eben wollte sie sich mit einem knappen Nicken verabschieden und durch das Drehkreuz quetschen, als einer der beiden sagte: „Sie haben noch etwas vergessen, Frau Meyer.“
„Was ist denn jetzt schon wieder“, antwortete sie gereizt.
„Ihren Badge bitte.“
Ach so. Klar. Was denn sonst. Hatte Simon wohl doch recht, mit seiner Voraussicht. Dem würde sie heute Abend auch was zu erzählen haben! Nachdem sie einen Moment lang mit ihren ganzen Sachen gekämpft hatte, um an ihren Badge zu kommen, ließ sich der eine Wachmann endlich dazu herab, ihr wenigstens die Kiste abzunehmen.
„Danke“, murmelte sie und tauschte den Badge gegen ihre Kartonschachtel aus.
Kaja schleppte ihr Gepäck zum Auto (zum Glück war sie heute wieder einmal mit dem Auto gekommen) und verstaute alles darin. Zorro schaute sie von seinem Stammplatz auf dem Rücksitz erwartungsvoll an. Widerwillen musste Kaja lachen.
„Aus deiner Sicht läuft der heutige Tag wohl super? Kaum drei Stunden im Büro und wir sind schon wieder draußen. Das gefällt dir, was? Du fragst dich sicher, was wir jetzt wohl tolles machen!“ Sie setzte sich hinters Steuer, startete jedoch den Motor nicht. Gute Frage, was machen wir jetzt? Schließlich haben wir nicht jeden Tag unverhofft frei. Sie horchte einen Moment in sich hinein. Frei. In ihrem Kopf und in ihrem Bauch tummelten sich gerade die unterschiedlichsten Emotionen. Ärger, ja, Unsicherheit, ja, Angst, ja, aber auch, wie sie erstaunt feststellte, eine große Portion dieses Freiheitsgefühls. Na ja, wenn man es genau betrachtete, war das so erstaunlich auch wieder nicht. Schließlich hatte es ihr die ganze letzte Zeit nicht mehr sonderlich gefallen, hier zu arbeiten. Was ja auch kein Wunder war. Nur, dass sie Thea nicht mehr so oft sehen würde, machte ihr zu schaffen. Allerdings konnte sie Thea auch außerhalb der Arbeit treffen. Das konnte ihr schließlich keiner verbieten. Zufrieden mit ihrer Idee drehte sie sich zu Zorro um, der tapfer versuchte Lance zu ignorieren, welcher neben dem Hund Platz genommen hatte.
„Auch wieder da?“, fragte sie gut gelaunt.
„Ja und wie ich sehe, hast du meine Abwesenheit genutzt, die positiven Seiten des Ganzen zu entdecken“, meinte der Drache zufrieden.
„Ganz genau. Deshalb fahren wir jetzt nur kurz nach Hause zum Umziehen und machen dann einen Ausflug.“ Zorro, der das Wort Ausflug kannte und Kajas unternehmungslustige Stimmung spürte, startete ein Bellkonzert.
„Ruhe jetzt“, donnerte Kaja mit einem unterdrückten Grinsen in der Stimme und fuhr los.
Kapitel 22
Zuhause stellte sie die Kartonschachtel erst einmal auf den Küchentisch. Kaja ging zum Wohnzimmertisch, wo ihr Laptop stand und stellte die Maschine ein. Sie wollte noch schnell Thea eine E-Mail schreiben und ihr in kurzen Worten erklären, was passiert war. In der Zeit, welche der Computer brauchte, um hochzufahren, tauschte sie ihre Bürojeans gegen ein paar bequeme khakifarbene Cargohosen und ergänzte ihre Garderobe mit einer flauschigen, faserpelzgefütterten Strickjacke, welche den Herbstwind abhalten sollte. Sie rief das Mailprogramm auf und musste grinsen,
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