Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
materialisierte.
„Ja, ja, wie auch immer“, antwortete sie friedfertig. Heute Abend hatte sie keine Lust, sich ihre friedliche Stimmung von ihrem Drachen verderben zu lassen, auch wenn sie das gegenseitige Geplänkel meistens genoss. Sie ließ den letzten Schluck Wein in ihrem Weinglas kreisen. „Du, sag mal, hast du Miris Drache wirklich vor 50 Jahren zuletzt gesehen?“
„Wieso fragst du?“, wollte Lance vorsichtig wissen.
„Na, weil Miri mir erzählt hatte, sie sei mit Maxi aufgewachsen, also 1:1, sprich Maxi war damals noch ein kleiner Drache. Dann konntest du sie ja unmöglich vor 50 Jahren getroffen haben. So alt ist Miri schließlich noch nicht“, schloss sie mit einem Grinsen.
„Ach so, das meinst du. Auch wenn Miri den Eindruck hatte, Maxi sei gleich alt wie sie selbst, war Maxi zu dem Zeitpunkt mindestens 132 Jahre alt. So alt müssen wir nämlich mindestens sein, um einen Schützling zu übernehmen. Das ist natürlich, gemessen an einem Drachenleben, nicht viel, also machte sie bestimmt einen sehr jungen Eindruck.“
„Aha.“ Irgendwie hatte es ja schon etwas Surreales, hier mit einem Drachen zu diskutieren und seine Erklärungen ohne die geringsten Zweifel für bare Münze zu nehmen. Aber egal. Solche Überlegungen lohnten sich nicht, wenn man morgens schon gar nicht mehr darüber nachdachte, ob das Ding neben einem auf dem Kopfkissen ein Stofftier ist oder nicht. Kaja gähnte. Der Drache fiel prompt mit ein. „Lass uns ins Bett gehen, morgen ist auch noch ein Tag“, schlug er vor.
„Gute Idee. Und versuch mich daran zu erinnern, Max auf seinem Handy anzurufen. Vielleicht kann ich Simon dann abends gleich mitteilen, wo er ihn erreichen kann.“
„Klar“, antwortete Lance, der allerdings seine Zweifel hatte, ob es so einfach werden würde.
In der Zwischenzeit war Miri in der verrauchten Bar bei ihrem vierten Tequila angekommen und fragte sich ernsthaft, was in aller Welt sie dazu bewogen hatte, für das hier einen sehr entspannten Abend mit Kaja abzubrechen. Die Musik war schlecht und wie immer viel zu laut, und vor lauter Rauch sah man kaum die Hand vor den Augen. Schnell leckte sie sich das Salz von ihrem Handrücken, kippte den Tequila und biss in die Zitrone. Das Gute war, dass die Zunge nach dem zweiten Shot jeweils schon komplett taub war. Gelangweilt musterte sie die mehr oder weniger motiviert tanzenden Leute, wenn dieses Gewippe überhaupt Tanzen genannt werden konnte. Das war ja heute wieder mal eine vergebliche Aktion gewesen, hierher zu kommen. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Hüfte.
„Und? Hast du mich heute schon vermisst?“, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr.
Genervt dachte sie: Heute? Wohl eher die letzten zwei Wochen. Sie wandte sich demonstrativ ab, obwohl sie trotz ihrer Verstimmung die Hitze seiner Hand bemerkte und spürte, wie sich das Kribbeln in ihrem Bauch zu einem Buschfeuer entwickelte.
„Lass doch diese Spielchen! Du freust dich doch auch, mich zu sehen“, brummte er und zog sie näher an sich ran. „Lass uns gehen.“ Miri seufzte innerlich. Vielleicht hat es sich ja doch gelohnt, dachte Miri, wunderte sich aber doch kurz, wieso sie sich nicht mehr freute. Sie drehte sich zu dem Mann um, hakte sich bei ihm ein und ließ sich von ihm nach draußen in die dunkle Nacht führen.
Kapitel 21
Freitagmorgen versuchte Kaja mehrmals vergeblich, Max auf seinem Handy zu erreichen.
„Der Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar, piep, piep, piep…“
Langsam machte sie sich wirklich Sorgen um ihren Chef. Sie hatte keine Ahnung, wo er stecken konnte. War ihm vielleicht etwas passiert? Kaja trank ihren Kaffee aus und machte sich lustlos fürs Büro fertig. Heute würde wohl wieder so ein langweiliger Tag im Geschäft werden. Immer noch hatte sie keinen neuen Auftrag. Sie seufzte. Das konnte sie am wenigsten leiden. Dieses blosse Absitzen von Anwesenheitszeit machte sie immer halb wahnsinnig. Zum Glück war das die letzten Jahre praktisch nie vorgekommen, weil sie immer mit irgendeinem spannenden Projekt beschäftigt gewesen war. Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Schlüssel. Na ja, es half ja alles nichts, sie musste jetzt wohl los. Zorro wartete schon wedelnd an der Tür.
„Dir ist das egal, was?“, meinte sie mürrisch, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen, als sie seinen erwartungsvollen Blick sah. „Hast ja Recht, für dich ändert sich ja tatsächlich nichts. Im Büro auf dem Boden zu liegen ist immer gleich spannend, ob
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