Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Zorro von der Leine und genoss die Strahlen der Herbstsonne auf ihrem Gesicht. Jetzt im Herbst und noch dazu unter der Woche waren angenehm wenig Leute hier an dem kleinen See und der Hund konnte sich nach Lust und Laune austoben. Kaja war froh, dass sie ihre dicke Jacke angezogen hatte. Trotz der Sonne war es durch den Wind empfindlich kalt. Sie beobachtete ein paar Enten, die in Paaren auf dem Wasser schwammen. Ob Tim heute Abend wohl auch mitkam, wenn sie sich mit Simon traf?
Du bist schon eine doofe Kuh. Wie wenn du im Moment nicht schon genug um die Ohren hättest, auch ohne romantische Verstrickungen, schalt sie sich selbst. Sie war schon gespannt, was das Treffen heute Abend ergeben würde. Auch war sie neugierig, in welche Richtung sich ihr Leben sonst entwickeln würde. Als die Worte des Abteilungsleiters schlussendlich zu ihr durchgedrungen waren, das war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als sie ihr Büro räumen musste, war ihre erste Reaktion gewesen, sich heute Nachmittag gleich zu Hause hinzusetzen und Bewerbungen zu schreiben. Stattdessen hatte sie sich von ihrem Hund zu einem Ausflug hinreißen lassen.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie Zorro bei einer seiner ergebnislosen Verfolgungsjagden nach den Enten beobachtete. „Fall nicht wieder ins Wasser“, rief sie ihm übermütig zu. Als Welpe hatte er sich auf diesem See einmal voller Tatendrang auf den zugefrorenen See gewagt. Und war prompt im Eis eingebrochen. Zum Glück war er damals noch so klein, dass sie ihn mit einiger Mühe am Nackenfell aus dem eisigen Wasser fischen konnte. Aber jetzt war ja erst Herbst und von Eis keine Spur.
Kaja war froh, dass sie jetzt nicht zu Hause saß und kopflos Bewerbungen schrieb. Sie wollte erst einmal versuchen herauszufinden, was sie denn jetzt machen wollte. Wieder einen vergleichbaren Job, zumindest inhaltlich, wie bisher? Oder etwas ganz anderes? Sie schüttelte den Kopf, sie wusste es einfach nicht. Kaja hatte das unbestimmte Gefühl, dass die ganze Aufregung für die Katz gewesen wäre, wenn sie einfach so weiter machen würde, wie bisher – bis zum nächsten Ärger.
Sie seufzte. Vielleicht sollte sie noch einmal Mémé besuchen. Allerdings wusste sie auch ohne dahin zu fahren, was sie ihr sagen würde: Finde heraus, was dir wichtig ist und tue es….
„Und? Was möchtest du gerne machen?“, meldete sich der Drache zu Wort.
„Ich dachte ich schreibe eine Autobiographie über mich und mein Leben mit meinem Drachen“, antwortete sie“, ohne eine Miene zu verziehen.
„Ha ha, sehr witzig!“
„Und ich dachte schon, es würde mir gelingen, dich ein einziges Mal in die Irre zu führen!“
„Da musst du dir aber schon etwas mehr Mühe geben“, antwortete Lance lachend. „Rede doch mal mit Miri darüber“, schlug er vor.
„Mit Miri?“
„Ja, mit Miri, du siehst sie doch morgen.“
„Ja, schon. Ich weiß nur nicht, ob sie das so brennend interessiert.“
„Sie ist doch deine Schwester. Deine Drachenschwester. Und für so etwas sind Schwestern doch da.“
„Hm, ja. Und wieso findest du das eine gute Idee?“
„Hm, sagen wir es so. Mit mir kannst du nicht darüber reden. Ich gebe dir vermutlich in etwa dieselbe Antwort, die du von Josephine kriegen würdest. Und Miri hilft dir vielleicht, mal endlich das Chaos in deinem Inneren zu ordnen.“
„Chaos, ja?“, brummelte sie. „Okay, vielleicht hast du recht. Dann kann ich mich ja heute Abend ganz darauf konzentrieren, die Welt zu retten“, meinte sie theatralisch.
Sie war aus unerfindlichen Gründen nervös. Nachdem sie am Nachmittag nach Hause gekommen waren, hatte sie sich eine lange Dusche gegönnt, sich die Haare gewaschen und geföhnt, neues Makeup aufgelegt und hin und her überlegt, welche Jeans sie anziehen sollte. Während alldem hatte sie sich mehr oder weniger erfolgreich eingeredet, sie würde einfach den unverhofft freien Nachmittag für eine längst überfällige Beauty-Session nutzen und dass ihre ganzen Aktionen überhaupt nichts mit der Möglichkeit zu tun hatten, dass heute Abend eventuell Tim auftauchen könnte. Das hatte leider nicht ganz geklappt. Was auch nicht wirklich geholfen hatte, war der herumlungernde Drache, der sowieso schon eingeschnappt war, dass sie ihn heute Abend nicht mitnehmen wollte, Zorro hingegen schon und deshalb die ganze Zeit bei jeder passenden Gelegenheit mit einem verächtlichen Schnauben ein „wer’s glaubt“ zum besten gab.
Punkt acht Uhr läutete es an der Tür. Das
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