Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
war das schließlich sie.
„So“, fragte sie in schneidendem Tonfall. „Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, als du beschlossen hast, mir die Tatsache zu verschweigen, dass du selber nächste Woche bereits wieder verschwindest.“ Demonstrativ hielt sie das Flugticket hoch.
„Mist. Ich wollte es dir noch erzählen.“
„Ach ja, wann denn? Vielleicht einen Tag vorher?“
„Nein, sicher nicht. Und überhaupt ist das was anderes. Ich verschwinde ja nicht, wie du das nennst. Das ist meine Arbeit.“
„Das kann schon sein. Trotzdem hätte ich es gerne gewusst, bevor...“, sie brach ab und wusste nicht recht weiter. „Halt einfach bevor all dem.“ Sie machte eine alles umfassende Geste mit ihrem rechten Arm.
„Hätte es denn etwas geändert?“
„Ja... nein.. vielleicht... ach, keine Ahnung. Aber das werden wir jetzt wohl nie wissen.“ Kaja stürmte aus dem Zimmer, rief nach Zorro, der den verbalen Schlagabtausch misstrauisch beobachtet hatte, und verließ einige Sekunden später die Wohnung.
Tim ließ sich in sein Kissen zurück fallen. Na fabelhaft, dachte er. Das hast du ja toll hingekriegt, ganz toll. Er seufzte. Dann schlug er die Decke zurück und entdeckte Kajas Schal, der darunter versteckt gewesen war. Er nahm ihn in die Hand und senkte seine Nase in den weichen Stoff. Der Schal roch nach Kaja und ihrem Parfum. Verdammt!
Kaja fuhr blindlings den Weg zu Simons Firma. Sie dankte Josef nochmals fürs Zorro hüten vom gestrigen Tag und bat ihn Simon auszurichten, dass sie für ihn arbeiten wolle.
„Willst du ihm das nicht selber sagen?“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Er sollte gleich hier sein. Normalerweise trinken wir um acht einen Kaffee zusammen.“
„Danke, das ist lieb von dir. Aber ich muss heute noch viel erledigen und der Verkehr ist immer sehr unberechenbar Richtung Zürich.“ Darauf konnte sie jetzt wirklich verzichten: Kaffeepause mit Tims besten Freund!
„Aha. Na dann, bis zum nächsten Mal und gute Heimreise“, antwortete Josef. Er kratzte sich am Kopf und dachte bei sich, dass die jungen Leute manchmal doch sehr kompliziert waren. Zum Glück habe ich das hinter mir, dachte er kopfschüttelnd und machte sich daran, den Kaffee aufzusetzen.
Als sie endlich auf der A1 Richtung Zürich fuhr, atmete sie auf. Wenn sie Glück hatte, konnte sie in einer knappen Stunde zu Hause sein und sich in ihrem Bett verkriechen. Das half immer und gegen alles. Zumindest, solange man am Schlafen war.
„Verdrängungsschlaf, nennt man das“, erklärte ihr ihr hilfsbereiter Drache eifrig, als sie zu Hause angekommen war und kommentarlos im Bett verschwinden wollte.
„Das ist mir egal. Verdrängung hin oder her – geschlafen habe ich auf jeden Fall nicht viel letzte Nacht. Also werde ich mich jetzt für eineinhalb Stunden aufs Ohr hauen. Solange wirst du dich ja wohl noch gedulden können.“
„Ooookay“, meinte Lance gedehnt. „Da ist offensichtlich jemand ziemlich gereizt.“
„Du bist aber auch wirklich ein Schnellmerker“, gab Kaja sarkastisch zurück.
„Dafür muss ich kein Schnellmerker sein. Wenn du ein Drache wärst, würden dir kleine Flammen aus den Nüstern schießen beim Sprechen.“
„Geht das denn?“ Kaja war kurzfristig von ihrer Grübelei abgelenkt, als sie sich das Bild vorstellte.“ Wider Willen musste sie laut lachen. „Das musst du mir irgendwann zeigen. Aber ich bin wirklich müde. Du kannst mich ja wecken, wenn ich nicht von selbst aufwache.“
Zufrieden dass zumindest die Verzweiflung aus dem Gesichtsausdruck seines Schützlings verschwunden war, ließ er sie in Ruhe und fand sich damit ab, dass er noch eine Weile auf seinen Rapport über die Geschehnisse der letzten 24 Stunden warten musste. Vielleicht rief Miri ja später an, dann könnte sie das Wecken übernehmen. Er schickte mal eine entsprechende telepathische Mitteilung los. Das war zwar nach Drachenregeln nicht ganz legal, schließlich war er für Kaja zuständig. Aber er fand, dass die Berechtigungen wohl ähnlich übergreifend sein mussten, wenn diese zwei anderen Frauen ihn auch sehen konnten.
Um elf klingelte tatsächlich das Telefon. Zwar etwas später, als Lance es sich gewünscht hatte, aber hey, man konnte nicht alles haben. Das merkte er spätestens dann, als Kaja keinerlei Anstalten machte, von dem Klingeln aufzuwachen. Nach dem fünften Klingeln hatte er sich endlich dazu durchgerungen, selber den Hörer abzunehmen. „Hallo“, er musste sich räuspern. „Hallo,
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