Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
reichte den beiden eines, bevor sie ihr eigenes in die Hand nahm. „In dem Fall, auf unser Wohl, so wie es aussieht werden wir uns gegenseitig ja nicht mehr so schnell los“, meinte sie scherzhaft. „Auf uns.“
„Auf die Drachenschwestern.“ Kaja trank einen Schluck und befand dann: „Drachenschwestern. Ja, das gefällt mir.“
„Ich habe noch etwas kleines für dich“, fiel Miri ein und sie nestelte in ihrer Tasche, um das kleine Päckchen herauszuholen.
„Für mich?“ Sierra starrte sie an.
„Ja, mach es auf“, forderte Kaja sie auf. Behutsam öffnete sie die kleine Schleife, die das Papier zusammen hielt und förderte das kleine Pferdchen ans Tageslicht. „Bounty. Du hast mir Bounty geschenkt, ich fasse es nicht.“ Sie blinzelte ein paar Mal hektisch, um die Tränen, die plötzlich in ihr hochstiegen wieder zum Verschwinden zu bringen.
„Heißt so das kleine weiße Pony, mit dem du gearbeitet hast, als wir dich besucht haben?“
„Was? Nein, das war eine Enkelin von ihr. Bounty war mein erstes Pony und ist schon seit ein paar Jahren tot. Aber es stimmt, sie sehen sich sehr ähnlich.“ Spontan umarmte sie erst Miri und dann auch Kaja. Sie verstaute das kleine Pferd sorgfältig in der Tasche ihrer Strickjacke. „So, jetzt lass uns feiern und unseren Ehrengast beim Unfug treiben unterstützen“, meinte sie und strahlte die beiden Frauen an.
Wie verabredet traf Simon um neun Uhr bei der Adresse, die Kaja ihm gegeben hatte, ein. Er stieg aus dem Auto und blieb einen Moment im Dunkeln stehen. Aus einem geöffneten Fenster tönte Musik und verhaltenes Stimmengemurmel. Offensichtlich war er am richtigen Ort. Simon ging die paar Stufen hoch zur Eingangstür und läutete. Er musste einen Moment warten, bis ihm die Tür geöffnet wurde. Eigentlich hatte er unverzüglich nach Kaja fragen wollen. Doch als sein Blick auf Sierra fiel, wollte ihm beim besten Willen nicht mehr einfallen, weshalb er eigentlich hier war: Er konnte sie nur anstarren. Um das Durcheinander in seinem Inneren zu verbergen, fiel ihm nichts Besseres ein, als sie abschätzig von Kopf bis Fuß zu mustern. Sie war groß und schlank, mit einer guten Körperspannung und einem Kopf voller roter Locken. Die Spannung, die sie ausstrahlte, war allerdings momentan gegen ihn gerichtet. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht versucht, die Situation mit einem lockeren Spruch zu entschärfen. Aber heute Abend hatte er nun wirklich keine Zeit für solche Dinge. Was schade war, wenn er diese bernsteinfarbenen Augen betrachtete, die ihn an eine gefährliche Tigerin erinnerten.
„Hör zu, ich weiß nicht, ob du heute Abend hier den Türsteher machst, es ist mir auch völlig egal, ich muss nur dringend mit Kaja sprechen“, antwortete er müde. Dennoch hatte sein Ton eine gewisse Schärfe, die verriet, dass er es gewohnt war, dass alles nach seinen Wünschen lief. Etwas, auf das Sierra in letzter Zeit schon fast allergisch reagierte. Misstrauisch beäugte sie den hochgewachsenen Mann. Er sah zugegebenermaßen verboten gut aus mit intensiv leuchtenden blauen Augen, die sich in ihre zu bohren schienen, aber sein selbstsicheres Auftreten ging ihr gewaltig gegen den Strich. Und der Türsteherspruch war ja wohl unterste Schublade!
„Wer will das wissen? Und vor allem: weshalb?“
Irritiert sah er Sierra an. „Ist sie jetzt nun hier oder nicht?“ Entschlossen wollte sie die Tür zuknallen, als er blitzschnell den Fuß dazwischen schob. Genauso entschlossen wie sie gerade eben packte er sie unsanft an den Oberarmen und wollte sie beiseite schieben. Während Sierra noch überlegte, ob sie ihm lieber die Kniescheibe zertrümmern oder doch nur ihren Ellbogen in seine Rippen rammen sollte, tauchten zum Glück Kaja und Miri auf.
„Sierra, alles in Ordnung?“ Verwirrt blickte Kaja von Sierra zu Simon und wieder zurück. Simon ließ sie sofort los, als hätte er sich die Finger verbrannt. Keine Türsteherin. Die Dame des Hauses!
„Dieser Kerl da sucht dich.“
Simon strich den Ausdruck „Dame“ gedanklich wieder. „Deine Freundin hier ist offenbar ein richtiger Drache“, meinte er kurz angebunden, worauf sich die drei Frauen anblickten und leicht hysterisch zu kichern anfingen. Irritiert blickte Simon von einer Frau zur anderen. Irgendwie verlief seine Aufgabe, Kaja abzuholen nicht so unkompliziert, wie er sich das vorgestellt hatte. Und was diese Sierra betraf, äussere Eindrücke täuschten offenbar gewaltig.
„Er wollte mir nicht
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