Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
dass Tim sie so gut verstand und sogar in Worte fasste, was ihr bis gerade eben nur undeutlich bewusst gewesen war.
Simon, der bemerkte, dass sich die Stimmung völlig geändert hatte, räusperte sich. „Tut mir leid, dass ich euch bei eurem tiefgründigen Gespräch unterbreche, aber ich muss los. Deine Handynummer habe ich ja, Kaja, und du weißt auch, wo du mich erreichen kannst. Ich rufe dich an, wenn sich etwas ergibt oder mir noch Informationen fehlen.“
„Ja, mach das bitte. Und nochmals vielen Dank für deine Hilfe. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.“
„Keine Ursache. Wie gesagt, ich erweise Tim gerne einen Gefallen“, setzte er mit einem bedeutungsvollen Grinsen auf seinen Freund hinzu. Er rief Tsar, der auch prompt kam, und verließ die beiden. Kaja erwischte Zorro gerade noch am Halsband, bevor er seinem neugewonnenen Freund folgen konnte.
„Hast du gesehen, kleiner Schlingel, so würde das theoretisch funktionieren. Herrchen pfeift, Hund kommt.“
Als Antwort schüttelte sich Zorro alles Wasser aus dem Pelz. „Iih, muss das sein Zorro? Jetzt sind wir alle nass“, schimpfte sie erbost.
„Wenigstens bist du jetzt ausnahmsweise mal nicht der einzige Dreckspatz“, witzelte Tim.
„Du traust dich ja was“, gab sie drohend zurück und machte Anstalten, ihn ins Wasser zu schubsen.
„Erbarmen!“, lachte Tim. „Wir wollten doch noch zur Ausstellung.“
„Hm, okay, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Grummelnd ließ Kaja von ihm ab. Insgeheim war sie ganz froh, einen Vorwand zu haben, seinen Arm wieder loszulassen. Direkter Körperkontakt mit Tim hatte momentan einen erschreckend verwirrenden Einfluss auf ihr Befinden und ihr Denkvermögen.
Auf dem Weg zur Ausstellung brachten sie Zorro ins Auto. Er würde hier auf sie warten. In die Ausstellung konnte er ohnehin nicht mit und da es bereits Herbst war und die Sonne nicht mehr so viel Kraft hatte, würde er sich im Auto sicher wohl fühlen.
„Willst du mit dem Tram fahren oder sollen wir zu Fuß gehen?“
„Ach lass uns doch zu Fuß gehen. Dann wird mir wenigstens wieder warm.“
Spontan hakte sie sich bei ihm unter. Fünf Minuten später wünschte sie sich jedoch, sie hätte es gelassen. Nicht dass es nicht angenehm gewesen wäre, im Gegenteil. Durch den Stoff ihrer Jacke konnte sie die Wärme spüren, die von ihm ausging. Auch bemerkte sie den schwachen Duft seines Rasierwassers und etwas anderem. Es roch so angenehm und urtümlich vertraut, dass sie sich zusammenreißen musste, um nicht ihre Nase tief in seiner Jacke zu vergraben. Gerade diese Vertrautheit brachte Kaja völlig aus dem Konzept. Stumm lief sie eine ganze Weile neben ihrem Begleiter her. Tim schielte auf ihren dunklen Haarschopf hinunter. Er wurde aus ihr einfach nicht schlau: Er hatte sich gefreut, als sie sich bei ihm eingehängt hatte, doch er hatte auch genau gespürt, als sie begonnen hatte, sich gefühlsmäßig vor ihm zu verschließen. Das gefiel ihm gar nicht.
„Trauerst du diesem Freddy noch nach?“, brach es plötzlich aus ihm heraus. Diese Frage hatte ihm schon lange auf der Zunge gebrannt.
Erstaunt blickte Kaja zu ihm hoch. „Freddy, wie kommst du denn darauf?“
„Na ja, du bist so still. Und da hab ich mich eben gefragt…“, rechtfertigte er sich.
Prüfend schaute Kaja ihn an und fasste dann einen Entschluss. „Ich war nie in Freddy verliebt. Es hat eben einfach eine Zeitlang ganz gut gepasst, das ist alles. Nichts desto trotz werde ich nicht gerne hintergangen, egal von wem. Auch eine Affäre setzt ein gewisses Maß an Vertrauen voraus.“
„Aha“, war alles was Tim darauf erwiderte. Jetzt hatte er die Antwort, die er hören wollte, doch mehr Details waren nicht nötig. Er bekam schon einen dicken Hals, wenn er nur daran dachte, wie dieser Betrüger Kaja angefasst hatte. Was, wie er sich sehr wohl bewusst war, eine ziemlich archaische Denkweise war. Nie hätte er gedacht, dass er überhaupt die Veranlagung zu Eifersucht hatte, schon gar nicht in Bezug auf verflossene Liebhaber. Doch wenn es um Kaja ging, galten offensichtlich plötzlich völlig neue Regeln. Er seufzte.
„Lass uns das Thema wechseln. Tut mir leid, dass ich überhaupt davon angefangen habe.“
„Soll mir recht sein, ich will sowieso viel lieber noch mehr von Deiner Arbeit wissen“, erwiderte sie lächelnd.
Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst, und sie nutzte die Gelegenheit, ihre Haare zu bändigen und somit einen Vorwand zu
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