Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
übrig“, teilte er mit und blickte Kaja fragend an.
„Thunfisch“, kam die prompte Antwort.
Er händigte ihr das Gewünschte aus und widmete sich dann seinem eigenen Sandwich. Einträchtig saßen sie zusammen und verspeisten ihr Picknick. Simon und Kaja auf der Bank, Tim hatte auf einem alten Baumstrunk gegenüber Platz genommen. Die Hunde hatten sich inzwischen angefreundet und tobten zusammen am Ufer im Wasser.
„Mmm, wie bist du eigentlich zu deinem Job gekommen?“, wollte Kaja zwischen zwei Bissen wissen. „Ist ja nicht gerade eine alltägliche Beschäftigung.“
„Das stimmt“, lachte er. „Hm, das ist eben die lange Version aber gut, ich versuch’s mal, kurz zusammen zu fassen.“
„Siehst du, ich hab’s ja gesagt, selbst Lebensgeschichten werden kurz und knapp zusammen gefasst“, witzelte Tim.
„Unterbrich ihn jetzt nicht, wenn er schon mit ein wenig mehr rausrückt“, gab Kaja amüsiert zurück.
„Ruhe auf den billigen Plätzen. Wollt ihr die Geschichte jetzt hören? Tim kennt sie ja eigentlich schon.“
„Oh, ich würde mir um nichts auf der Welt entgehen lassen wollen, sie noch einmal zu hören“, beeilte sich Tim zu sagen.
„Okay, also erst habe ich die Matura gemacht und dann bin ich an die HSG, die Hochschule St. Gallen, um Wirtschaftsinformatik zu studieren.“
„Alle Achtung, die gilt ja als ziemlich anspruchsvoll“, kommentierte Kaja.
„Stimmt. Allerdings habe ich das Glück, dass mir Lernen sehr leicht fällt.“
„Dann geht’s dir so wie mir“, grinste Kaja. „Aber erzähl weiter, ich wollte dich nicht unterbrechen.“
„Nach dem Abschluss des Studiums war ich allerdings ziemlich ratlos. Ich wollte nämlich auf keinen Fall in irgendeiner Bank als Projektleiter versauern. Während meiner zahlreichen Praktika konnte ich selbst miterleben, wie mühsam diese Jobs sind. Ständig wird von der oberen Etage, die wohlgemerkt nicht viel Ahnung von der Materie haben, die Richtung geändert oder zwei Tage alte Entscheidungen werden wieder verworfen. So könnte ich niemals arbeiten, auch jetzt nicht.“
„Ich kenne das Problem gut“, stimmte Kaja ihm zu. „Auf jeden Fall in letzter Zeit. Vor der Fusion war das anders“, fügte sie etwas wehmütig hinzu.
„Also beschloss ich, etwas völlig anderes zu machen und bewarb mich bei der Polizei.“
„Bei der Polizei?“, fragte Kaja verblüfft. „Wieso das denn?“
„Weil Simon eigentlich ein Adrenalin-Junkie ist“, erklärte Tim, der geduldig zugehört hatte mit einem Augenzwinkern.
„Da ist was Wahres dran“, stimmte Simon ihm zu. „Ich bin immer auf der Suche nach einem Abenteuer. Nur so abenteuerlich wie sich das manch einer vielleicht vorstellt, ist es bei der Polizei nicht. Das meiste ist Routinearbeit begleitet von einer unvorstellbaren Menge Papierkram und die restliche Zeit verbringt man mit dem zwielichtigeren Teil der Gesellschaft. Obwohl die Situation hier in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern ja noch harmlos ist.“
„Was genau hast du denn bei der Polizei gemacht?“
„Tja, das läuft so. Erst absolviert man die Polizeischule und dann musst du dich hochdienen. Das Ganze ist streng hierarchisch geregelt. Da gibt es keine Überholspur. So habe ich ein paar Jahre Streifendienst und ähnliche sogenannte niedere Dienste versehen, bis ich endlich die von mir gewünschte Empfehlung für die Hundestaffel gekriegt habe.“
„Ah, und da hast du Tsar her“, schloss Kaja augenblicklich.
„Genau. Tsar, und genau genommen auch meine weitere Karriere habe ich der Polizei zu verdanken. So gesehen haben sich die sechs Jahre trotz allem gelohnt. Grundsätzlich passe ich nämlich überhaupt nicht in diese Strukturen. Ich habe mehr als einmal einen Verweis eingefangen, weil ich mich, wie es so schön hieß, nicht unterordnen konnte und mich einem direkten Befehl meines Vorgesetzten widersetzt hatte. Dazu kam, dass ich, als ich endlich mein Ziel erreicht hatte, bei den Hundeführern zu arbeiten, ziemlich enttäuscht war, von den Ausbildungsmethoden.“
„Ich dachte, die Polizei bilde ihre Hunde so vorbildlich aus?“, fragte Kaja mit einem Stirnrunzeln.
„Tja, das dachte ich auch. Und teilweise stimmt es auch. Ich habe von dem einen Ausbildner, Josef hieß er, extrem viel gelernt und vieles mitnehmen können. Aber es ist auch eine Tatsache, dass mit sehr viel Druck gearbeitet wird und sehr festgefahrene Vorstellungen davon existieren, wie lange die jeweiligen Ausbildungsschritte dauern dürfen,
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