Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Erinnerung daran schon den ganzen Tag. Er konnte schon an gar nichts anderes mehr denken, als daran, wie er sie wieder dahin bekam. Dauerhaft. Ganz unschuldig war er an dem, was passiert war, als er sie abgeholt hatte, ja nicht. Er hatte sich so gefreut, sie wieder zu sehen, dass er gar nicht weiter überlegt hatte, als so schnell wie möglich so nahe wie möglich bei ihr zu sein.
Der Herbstwind hatte ein wenig aufgefrischt und zerzauste Kajas Haare. Eine vorwitzige Strähne fiel ihr immer wieder in die Augen. Schließlich konnte Tim sich nicht mehr zurückhalten und strich ihr die Strähne mit zwei Fingern sachte aus dem Gesicht. Kaja zuckte weg und blieb stehen, während Tim, der sich wie ein ertappter Schuljunge fühlte, rasch seine Hand zurückzog.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken“, murmelte er verlegen. Himmel! Er benahm sich wie ein stotternder Sechzehnjähriger. Es war ja nicht so, als wären sie einander völlig fremd. Kajas Gesicht brannte, wo seine Finger sie gestreift hatten. Schnell wandte sie den Blick von Tim ab und sagte, bemüht, ihrer Stimme einen möglichst neutralen Ton zu verleihen: „Schon gut, wir sind gleich da, Zorro hat uns schon bemerkt.“ Frustriert beeilte er sich, Kaja einzuholen. Inzwischen hatte sie schon das Auto erreicht und befreite Zorro aus dem Auto. Völlig außer sich vor Freude sprang er ungestüm an seinem Frauchen hoch, so dass sie rückwärts stolperte und direkt an Tims Brust landete. Dieser konnte sein Glück kaum fassen.
Fürsorglich schloss er seine Arme um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr: „Flüchtest du etwa vor mir, Kaja?“
„Natürlich nicht!“, fauchte sie entrüstet zurück und versuchte ein wenig verspätet, sich aus dieser unfreiwilligen Umarmung zu lösen. Eine unfreiwillige Umarmung, die viel angenehmer ist, als sie sein sollte, dachte sie unmutig.
„Lass mich los“, befahl sie ein wenig panisch.
Prompt ließ er sie los und fragte: „Und? Hungrig?“
„Ich, also…“, Kajas Gedanken überschlugen sich. „Tut mir leid, ich muss gehen, es ist schon später als ich dachte.“ Aus einem Impuls heraus legte sie ihm ihre Hand auf seine Wange. „Danke für den schönen Tag. Deine Bilder sind wundervoll.“ Hastig zog sie ihre Hand zurück. „Ich muss los.“
Sie traute sich selbst nicht genug, um ihm mehr als nur einen schnellen Blick zuzuwerfen, bevor sie sich abrupt umdrehte, den völlig verwirrten Zorro wieder ins Auto verfrachtete und selber einstieg. Sie hatte den Motor schon gestartet, als Tim an die Scheibe klopfte. Sie ließ das Fenster hinunter und blickte ihn fragend an.
„Und du flüchtest doch vor mir“, beharrte er.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, ließ das Fenster wieder hoch fahren und fuhr weg.
Kapitel 15
Stöhnend erwachte Kaja am Sonntagmorgen. Versuchsweise öffnete sie ihre Augen einen Spalt, schloss sie jedoch gleich wieder, da das helle Sonnenlicht, das durch ihr Fenster fiel, unerträglich grell war. In ihrem Kopf hämmerte es unerbittlich. Angestrengt versuchte sie, sich zu erinnern, was dazu geführt hatte, dass sie völlig verkatert um zehn Uhr morgens noch in ihrem Bett lag. Doch es blieb ihr keine Zeit, sich darüber weiterführende Gedanken zu machen, da Zorro sich winselnd mit den Vorderpfoten auf ihr Bett stellte und ihr mit seinen Zähnen die Decke wegzog. Der Arme, dachte sie, er muss sicher dringend raus. Schwungvoll setzte sie sich auf, nur um im nächsten Moment wieder auf die Matratze zu sinken und ihren schmerzenden Kopf zu halten. Offensichtlich war heute eine etwas langsamere Gangart angesagt, murmelte sie mürrisch vor sich hin. Zorro im Schlepptau wankte sie verschlafen zur Glastür, die auf den Gartensitzplatz hinaus führte. Sie ließ den Hund hinaus, damit er sich auf dem kleinen Rasenstück, das an ihre Pergola anschloss, erleichtern konnte. Das machte sie zwar nicht gerne, aber im Moment fühlte sie sich außer Stande, mit ihm auch nur vors Haus, geschweige denn bis zur Hundewiese zu gehen. Selber begab sie sich schnurstracks in die Küche, um einen starken Espresso zu kochen und ein Alka Seltzer einzuwerfen. Besser gleich zwei, beschloss sie. Während sie darauf wartete, dass der Kaffee aufkochte füllte sie sich ein großes Glas mit kühlem Leitungswasser und trank es in großen Schlucken leer.
Inzwischen war sie einigermaßen munter. Schlagartig fiel ihr der gestrige Tag wieder ein. Bilder und Emotionen stürzten auf sie ein, so wie es ihr schon auf der
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