Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Eigentlich erwartete er, dass sie sich in Kürze beruhigt haben würde, allerdings konnte sein Schützling ab und zu eine erstaunliche Sturheit an den Tag legen. Kein Wunder, dachte er, ein glucksendes Lachen in der Kehle. Schließlich war sie Josephines Enkelin.
Während Lance es sich gut gehen ließ, hatte Kaja in aller Hast ein paar Kleider aus dem Schrank gezerrt, sich angezogen und war mit Zorro Joggen gegangen. Sie hatte in ihrem Ärger gar nicht mehr an ihren immer noch brummenden Schädel gedacht. Doch erstaunlicherweise tat ihr die Bewegung an der frischen Luft gut. Auf ihre Laune hatte das allerdings noch nicht abgefärbt. Was fiel diesem Drachen eigentlich ein! Er meint doch tatsächlich, er könnte sich ein Urteil über sie erlauben. Als ob ihn jemand um seine Meinung gefragt hätte! Sie hatte wirklich momentan genug Schwierigkeiten in ihrem Leben, ohne dass sich jemand einmischte und versuchte, sich wichtig zu machen. Jemand war gut. Ein Drache. Das sagte ja schon alles. Zumindest alles über meinen Geisteszustand, dachte sie ironisch.
In ihren inneren Monolog vertieft legte sie Kilometer um Kilometer zurück. Zorro war völlig entzückt über den Verlauf, den dieser, zumindest aus Hundesicht nicht besonders vielversprechende Morgen, genommen hatte. Aufgedreht sprang er an Kaja hoch und riss sie so aus ihren trüben Gedanken.
Sie blieb stehen und neckte ihn: „Hoppla, das gefällt dir wohl Zorro. Man könnte fast meinen, Lance und du habt ein Abkommen getroffen.“
Beleidigt wandte der Hund sich ab, der nächsten Mäusespur zu. Kopfschüttelnd betrachtete sie ihn. Manchmal könnte ich schwören, er versteht jedes Wort, murmelte sie. Genießerisch schloss sie die Augen und hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen. Offenbar hatte sie den größten Teil des gestern im Übermaß genossenen Alkohols ausgeschwitzt. Ihr Kopf war auf jeden Fall wieder einigermaßen klar. Und, wie sie sich eingestehen musste, war Lance’ Taktik recht geschickt gewesen. Er hatte sie auf jeden Fall erfolgreich von ihren Sorgen abgelenkt, ihren Ärger angefacht und sie so in die Aktion getrieben. Sie seufzte. Er steckte bestimmt mit Josephine unter einer Decke. Die hatte selbstmitleidige Phasen wann immer möglich auch gleich in den Anfängen erstickt. Kaja schnitt eine Grimasse. Und was jetzt? Jetzt konnte sie genauso gut nach Hause gehen und sich mit diesem impertinenten Drachenvieh auseinandersetzen. Was wohl, wie ihr aufging, genau Lance’ Plan gewesen war. Ein paar halbherzige Verwünschungen ausstoßend, setzte sie sich wieder in Bewegung und machte sich auf den Heimweg.
Eine Stunde später kam Kaja frisch geduscht und um einiges besser gelaunt in die Küche und setzte Teewasser auf. Lance saß immer noch bequem am Küchentisch, allerdings hatte er die leere Flasche Wein gegen eine halbvolle Whiskeyflasche eingetauscht.
„Das ist nicht zufälligerweise mein Whiskey?“, fragte sie ihn streng.
„Tja, ich weiß nicht, keine Ahnung. Die stand hier einfach so rum und ein Name steht nicht darauf. Da musste ich mich dieser einsamen, verlassenen Flasche einfach annehmen.“ Er grinste spitzbübisch.
„Du Ärmster. Du musstest dich also ungewollt um den Whiskey kümmern. Aber du hast Glück, denn jetzt bin ich ja da und entbinde dich von deiner Verantwortung“, spottete sie und versteckte die Flasche kurzerhand im Schrank.
„He, was soll das?“, regte er sich auf.
Ungerührt stellte sie eine Tasse dampfenden Tees vor ihn hin. „Du schüttest das Zeug ja sowieso runter wie Wasser. Dann kannst du auch gleich Tee trinken.“ Sie füllte sich ebenfalls eine Tasse mit dem heißen Gebräu.
Lance schnüffelte an seiner Tasse und verzog das Gesicht. „Bäh. Ich glaube sogar, wir Drachen können krank werden von so gesundem Zeugs.“
„Ich werde dich hingebungsvoll pflegen“, versprach sie ihm mit zuckersüßer Stimme und einem strahlenden Lächeln.
„Wie ich sehe, geht es dir wieder besser“, brummte er.
„Hm, ja, und das habe ich unter anderem dir zu verdanken“, gab sie widerwillig zu.
Ungewöhnlich bescheiden winkte der Drache ab. „Nix da. Ich hab dich nur gezwungen, dich in Aktion zu setzen. Alles andere hast du selbst geschafft. Willst du darüber reden?“
„Da gibt’s nichts zu reden. Aber du wolltest doch große Neuigkeiten loswerden?“ Fragend blickte sie ihn an.
„Denk nur nicht, ich merke nicht, wenn du vom Thema ablenkst. Aber nun gut. Da ich wirklich Spannendes erfahren habe, lass ich dir das
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