Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Kaja, stand sie vor einem schmutziggrauen hohen Wohnblock. Zorro drückte sich sofort in den Türeingang, um sich so gut es ging vor dem ekligen Regen zu schützen.
„Schönwetterhund“, schnaubte Kaja belustigt und beugte sich dann vor, um Miris Name auf einer der Klingeln zu finden. Sie läutete und wartete nervös. Erst geschah gar nichts, doch dann hörte sie, wie jemand in großen Sprüngen die Treppe herunter kam. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und Miri öffnete die Tür, ein wenig außer Atem.
„Hey, tut mir leid, es dauert immer ein Weilchen, bis ich vom vierten Stock hier unten bin. Und eine Gegensprechanlage gibt’s hier nicht. Aber dafür ist es günstig. Herrje, ich quassle dummes Zeug, nicht? Und das bei diesem Wetter, komm rein!“
„Ja, tut mir leid, ich, wir sind ein wenig nass, Zorro und ich. Ich hoffe, das macht dir nichts aus?“, fragte Kaja hastig.
„Nein nein“, beeilte sich Miri zu versichern, während sie gemeinsam die alte Holztreppe in Angriff nahmen. Zorro eilte voraus, begeistert davon, an einem neuen Ort zu sein, den er erkunden konnte.
„Du hast’s gut mit deinen vier Beinen“, meinte Miri lachend, als sie ihn gerade noch um die nächste Kurve flitzen sah. Oben angekommen bot sich den beiden ein lustiges Bild. Zorro schien aus vollem Lauf gestoppt zu haben. Ihm gegenüber stand eine riesige, rotgetigerte Katze, fast halb so groß wie der nicht gerade zu klein geratene Zorro und fauchte ihn warnend an.
„Äh, und du hast dir Sorgen um deine Katze gemacht?“, wollte Kaja mit einem schiefen Lächeln wissen. „Das ist ja ein Riesenv…“, gerade noch rechtzeitig schluckte sie das Vieh hinunter.
„Sag es ruhig, Riesenvieh“, bestätigte Miri grinsend. „Das ist Chili, ein Maine Coon Kater.“
„Wow, ich bin beeindruckt!“
„Und so wie’s aussieht Zorro auch“, fügte sie lachend hinzu.
Miri bückte sich und hob Chili mit Schwung hoch. „So, lass uns reingehen.“
Kaja folgte ihr in die Wohnung mit einem immer noch etwas zögerlichen Zorro auf den Fersen.
„Du kannst deine Jacke an einen der Haken im Gang hängen“, ertönte Miris Stimme aus einem anderen Zimmer.
Kaja blickte sich suchend um und entdeckte einige farbige Garderobehaken an der Wand. Das waren ja alles verschiedene Tierköpfe. Fabeltiere, wie Kaja feststellte, als sie genauer hinschaute. Da gab es einen Troll, verschiedene Elfen, ein Einhorn... Und natürlich, wie könnte es auch anders sein, auch ein feuerspeiender Drache fehlte nicht. Sie folgte dem Gang bis sie in einem kleinen Zimmer stand, das offensichtlich als Wohn- wie auch als Schlafzimmer diente. Über das Bett war nachlässig eine Tagesdecke geworfen, bestickt mit unzähligen kleinen Blumen. Auf jedem freien Fleck standen Töpfe mit Blumen, Farnen und anderen Pflanzen. In einer Ecke blühte ein Baum. Der billige Novilonboden war geschickt unter verschiedenen Flickenteppichen versteckt. Schräg gegenüber vom Bett, gleich neben dem Fenster, stand ein abgewetztes Sofa davor eine alte hölzerne Transportkiste, die auf dem Kopf stand und offensichtlich als Wohnzimmertisch funktionierte. Im Moment war er völlig mit Bastelsachen vollgestellt, soweit Kaja das beurteilen konnte.
„Sag mal, hast du etwa die Haken deiner Garderobe selbst gemacht?“, rief sie in den angrenzenden Raum. Miri wirbelte ins Wohnzimmer.
„Tja, ich, ja“, sie zupfte verlegen an ihrem riesigen pinkfarbenen Sweatshirt. In Kombination mit den schwarzen Leggins und den kurzen weißblonden Locken, die ihr Gesicht umrahmten, sah Miri selber ein wenig aus wie eine Elfe, dachte Kaja. Eine kurvige Elfe allerdings, dachte Kaja zwischen Neid und Bewunderung schwankend.
„Ja? Sind das alles deine Kreationen? Und das da?“ Kaja deutete auf die Wand hinter dem alten Fernseher. Durch eine angedeutete Waldlichtung bekam der Betrachter den Eindruck, in einem Phantasieland gelandet zu sein.
„Ja, die mache ich in meiner Freizeit.“
„Verkaufst du die auch?“ Sie hielt inne, unsicher, ob Miri das überhaupt schätzte, wenn sie sie gleich mit so persönlichen Fragen überfiel. „Tut mir leid, das geht mich überhaupt nichts an“, fügte sie deshalb hinzu. „Deine Sachen und überhaupt dein ganzer Stil gefällt mir einfach sehr gut.“
„Nein, nein, das ist schon okay. Ich freu mich sehr, dass es dir gefällt. Aber meinst du wirklich, dass jemand das auch kaufen würde?“
„Keine Ahnung. Ich bestimmt. Ich würde es auf jeden Fall darauf ankommen
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