Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
selber bereits feststellen, dass die Drachen einen eigenen Kopf haben.“
„Das kannst du wohl laut sagen“, seufzte Kaja übertrieben.
„Siehst du? Deshalb habe ich mich auch gewundert, dass, wie hast du ihn genannt, Lance?“
„Genau.“
„Das Lance nicht mitgekommen ist.“
„Ich hab den einen oder anderen Trick von Mémé gelernt“, gab Kaja zu. „Heute Abend allerdings hat es gereicht, dass ich ihn darum gebeten habe, zu Hause zu bleiben.“
„Okay, ich bin beeindruckt.“
„Aber was ist denn nun mit deiner Drachenerfahrung? Hast du einen eigenen Drachen? Oder hast du ein Wochenendseminar besucht, ‚Wie finde ich einen Drachen‘?“, scherzte Kaja.
Miri gluckste. „Ich hatte einen, als ich klein war.“
Miris Blick wanderte in die Ferne, in ihre Kindheit zurück. Kaja holte sie zurück mit der Frage: „Und wo ist er dann hin?“
„Oh, ich weiß nicht mehr genau. Irgendwann war sie, es war ein weiblicher Drache oder besser gesagt ein Drachenmädchen, einfach weg. Aber ich könnte dir gar nicht mehr genau sagen, wann das war. Oder weshalb sie verschwand. Sie war meine beste Freundin.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich denke das war so in der Zeit, als ich zwischen vier und zehn Jahren alt war.“ Sie sprang auf, ein Bündel Energie, unfähig, länger stillzusitzen. Während sie in dem kleinen Raum hin und her lief, erzählte sie einige lustige Episoden aus ihrer Kindheit. „Einerseits war dieses Drachenmädchen furchtbar altklug und auch entsetzlich weise, was ich oft fürchterlich fand.“
„Wieso denn das?“
„Na ja, weil sie mich halt oft davon überzeugte, dass meine Mama schon recht hatte, wenn ich wieder einmal Unsinn getrieben hatte. Und meistens hat sie das noch so hingekriegt, dass ich sogar selber zu dem Schluss gekommen bin.“
„Kommt mir doch bekannt vor. Und stell dir vor, wenn dir das als Kind schon gegen den Strich gegangen ist, wie’s mir jetzt geht mit Lance“, brummte Kaja.
Miri setzte sich kurz zu Kaja auf das Sofa und tätschelte ihr mitfühlend den Arm.
„Du Arme. Aber wenn der Rest zwischen dir und deinem Drachen auch ähnlich ist wie bei mir, habt ihr bestimmt jede Menge Spaß miteinander, oder? Maxi hat mir nämlich bei vielen Gelegenheiten auch geholfen, Streiche auszuhecken und zu perfektionieren.“
„Das stimmt“, gab Kaja lachend zu und dachte sogleich an die Nacht als sie zusammen in der Firma eingebrochen waren.
Ihr Gedankengang wurde von Miri unterbrochen, die inzwischen wieder aufgesprungen war und einen Stapel Karten flink zwischen ihren Fingern umher wirbelte. „Nur, was mir immer noch nicht klar ist, wieso kann ich Lance sehen? Der ist ja schließlich dein Drache, oder? Oder gibt’s sowas wie Gemeinschaftsdrachen?“
„Sicher nicht. Also, keine Ahnung. Aber Lance ist definitiv mein Drache!“ Kaja wurde ein wenig rot, als sie merkte, wie vehement sie gesprochen hatte. „Sorry, tut mir leid. Ich weiß ja, du willst ihn mir nicht wegnehmen. Aber offensichtlich habe ich trotz meiner widersprüchlichen Gefühle Lance gegenüber, einen gewissen Besitzanspruch entwickelt“, schloss sie ein wenig lahm.
Miri lächelte sie verständnisvoll an, legte die großen Karten wieder an ihren Platz auf dem Fensterbrett und schenkte Tee nach. „Also, ich wär fuchsteufelswild geworden, hätte ich auch nur vermutet, dass noch jemand anders meinen Drachen sehen kann. Nachdem wir das jetzt geklärt haben, können wir uns aber doch nochmal dieser Frage zuwenden. Nur, wie sollen wir das herausfinden?“
„Wie wäre es mit einem Wochenendseminar zum Thema ‚1001 Fragen und Antworten zu Drachen‘?“ Die beiden prusteten los.
Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, hakte Miri nach: „Kann das sein, dass du eine leichte Abneigung gegen Wochenendkurse hast?“
„Na ja, nicht grundsätzlich. Nur wenn du darauf achtest, welche Ausbildungen oder Seminare in gewissen Zeitungen angeboten werden: ‚Werde Schamane über Nacht‘ oder ‚Weißes Hexenwissen in einem Tag‘ und so weiter, das kann ich einfach nicht ernst nehmen.“
„Du glaubst nicht an solche Dinge?“, wollte Miri interessiert wissen.
„Nein. Doch. Ach, es ist kompliziert zu erklären.“
Miri ließ sich wieder gegenüber von Kaja in ihren Sessel fallen.
„Na los, erzähl schon. Ich habe Zeit – und du?“
„Okay, okay, überredet. Es ist ein wenig abgefahren. Aber nachdem wir uns ja schon als wäre es das normalste der Welt, über Drachen unterhalten, passt das
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