Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
empfindlich“, fügte Miri hinzu. „Es ist nämlich so, dass ich Lernschwierigkeiten habe. Oder besser gesagt, hatte. Schule war für mich immer eine echte Tortur.“
„Lernschwierigkeiten? Wie meinst du das genau?“
„Ich war Legasthenikerin. Ich konnte Buchstaben nicht auf die Reihe kriegen, und mit Zahlen haperte es auch.“
„Und was hast du dann gemacht?“
„Die ersten paar Jahre wurde es kontinuierlich besser. Meine Mutter hatte irgendwo gelesen, dass Yoga helfen würde. Offensichtlich liegt eine mögliche Ursache in einer schlechten Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften. Und Yoga verbessert das.“
„Und, hat es geholfen?“
„Erstaunlicherweise ja. Es hat mir auch immer viel Spaß gemacht. Ich erinnere mich, dass Maxi und ich jeweils zusammen Yoga geübt haben. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie lustig ein zusammen gefalteter Drache aussieht“, grinste Miri.
Kaja musste bei der Vorstellung lachen.
„Nur leider starben meine Eltern dann bei einem Autounfall und ich musste zu meinem Onkel und meiner Tante ziehen. Ab da war es aus mit Yoga und Maltherapie, überhaupt fertig mit Kind sein. Aber lassen wir dieses Thema jetzt. Ich möchte jetzt lieber noch ein wenig den Abend genießen.“
Die beiden blieben noch eine Stunde sitzen, bis sich Kaja irgendwann schweren Herzens aufraffte. „Ich geh jetzt dann mal lieber. Sonst komm ich morgens überhaupt nicht aus dem Bett. Obwohl, wenn ich es mir so richtig überlege, spielt das keine so große Rolle“, schloss sie ein wenig trübsinnig.
„Das denke ich mir auch jeden Abend, vermutlich bin ich deshalb so eine Nachteule. Typische Vermeidungshaltung. Solange ich nicht ins Bett gehe, kann der Morgen nicht kommen.“ Miri zog eine Grimasse. „Aber hey, lass uns doch wieder etwas abmachen. Dann haben wir was, worauf wir uns freuen können.“
„Gute Idee, Donnerstagabend, diesmal bei mir?“, fragte Kaja.
„Donnerstag, Donnerstag, ich habe um elf noch abgemacht, aber vorher könnte ich schon zu dir kommen, wenn das für dich okay ist?“
„Ja klar. Und wer weiß, vielleicht wissen wir schon, wer die dritte im Bunde ist?“, meinte Kaja schelmisch.
„Das wär schön, tschüss, komm gut nach Hause.“
„Ja, mach’s gut.“
Miri blickte Kaja vom offenen Fenster aus noch nach, wie sie mit Zorro, der freudig an ihr hoch sprang, zum Auto lief. Sie beobachtete, wie sie den Hund auf die Rückbank springen ließ, selber einstieg und schließlich weg fuhr. Sie ließ ihre Gedanken zu dem gerade gemeinsam verbrachten Abend zurück wandern. Schön war es gewesen. Und sie hatte sich einmal nicht so rastlos gefühlt. Auch wenn es ein wenig irritierend war, mit jemandem anderen über Drachen zu sprechen. Das war eine Premiere. Noch nicht mal ihre Mutter hatte verstanden, dass Maxi keine eingebildete Freundin einer kindlichen Fantasie war, so viel ihre Mutter auch sonst verstanden hatte. Sie seufzte. Es war auf seltsame Weise schmerzhaft und tröstlich zugleich. Schmerzhaft, weil der betreffende Drache zu Kaja gehörte und nicht zu ihr. Schnell schob sie das Gefühl des Verlassen-worden-seins beiseite und konzentrierte sich auf den tröstlichen Teil, endlich das Gefühl zu haben, nicht die einzige zu sein, die offensichtlich ein wenig verrückt war. Ein kalter Windstoss riss sie aus ihren Gedankengängen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie immer noch am offenen Fenster stand. Fröstelnd rieb sie sich über ihre Arme und schloss resolut das Fenster.
Als Kaja zuhause an kam, lief sie mit Zorro noch schnell zu seiner Wiese und wartete, bis er sein Geschäft erledigt hatte. Sie ließ den Abend im Geist Revue passieren. Miri war eine der nettesten Personen, die sie je kennengelernt hatte. Und alles war so unkompliziert.
Tief in Gedanken versunken schloss sie die Tür auf, trat in ihre Wohnung ein und fand Lance erwartungsvoll mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck auf der Couch sitzend. „Auch schon zu Hause“, meinte er gedehnt.
„Äh ja – wüsste zwar nicht, was dich das angeht, wann ich nach Hause komme, aber ja, ich bin auch schon zu Hause“, antwortete Kaja leicht irritiert.
„Na hör mal, ich mach mir schließlich Sorgen um dich. Fast hätte ich in Drachennotruf-Modus geschaltet.“
Kaja verdrehte die Augen. „Du hättest ja nur kurz vorbei schauen müssen, dann hättest du gewusst, dass ich einen wunderbaren Abend genossen habe.“
„Du hast mir gesagt, ich soll mich raushalten“, antwortete Lance
Weitere Kostenlose Bücher