Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
meinem Kopf.“
„Das ist dann anstrengend.“
„Genau.“
20 Minuten später klingelte an der Tür. Miri sprang auf, ihren Kater dicht auf den Fersen, gefolgt von Zorro, unter Einhaltung eines Sicherheitsabstands von eineinhalb Metern. „Soll ich mitkommen?“, rief Kaja Miri hinterher.
„Nein, nein, bleib ruhig sitzen. Wir sind gleich wieder da.“
„Pass auf, dass dir die Raubtiere nicht alles klauen, bis du wieder oben bist.“
Die Tür öffnete sich und leckerer Pizzaduft verteilte sich in dem kleinen Wohnzimmer.
„Irgendwie erinnert ihr mich an die Bremer Stadtmusikanten“, witzelte Kaja, „fehlt bloß noch der Hahn…“
„Danke auch“, schnaubte Miri gespielt empört, „was mich dann zum Esel machen würde.“ Kaja schnappte sich ihre Pizzaschachtel, bevor es Miri einfallen konnte, ihr zur Strafe das Essen vorzuenthalten.
In einträchtigem Schweigen teilten sie miteinander das Essen. Erst nachdem sie beide fast fertig waren, nahm Miri das Gespräch wieder auf. Mit halbvollem Mund fragte sie: „Was ist denn nun los bei dir im Geschäft.“
Kaja schluckte den letzten Bissen herunter und leckte sich die fettigen Finger ab. „Hättest Du ein Glas Wasser für mich? Der Wein ist sehr lecker, aber ich muss ja leider noch fahren.“
„Aber klar doch, ich habe noch Apfelschorle, Tee, Kaffee oder natürlich Wasser, allerdings nur Leitungswasser. Was möchtest du?“
„Wasser reicht völlig, danke.“
Miri verschwand in der Küche um ein Glas Wasser zu holen, während Kaja wieder einmal die letzten paar Wochen ihres Lebens rekapitulierte.
„Jetzt hab ich diese Geschichte schon so oft erzählt, dass ich bald ein Buch darüber schreiben könnte.“
„Mach doch, ausgeschmückt als Thriller verkauft sich das bestimmt gut.“
„Woher willst du denn das wissen.“
„Ich lese selber viel und zudem arbeite ich in einer Buchhandlung.“
„Du arbeitest in diesem kleinen Buchladen an der Ecke, wo wir den Unfall hatten?“
„Genau.“
„Was für ein Zufall: an dem Tag, an dem wir zusammengestoßen sind, wollte ich genau dort hin! Da hätte uns das Schicksal also auf jeden Fall zusammengeführt“
„Vielleicht auch nicht.“ Miri druckste herum. „Ich arbeite meistens im Hintergrund. Ich mache die Bestellungen, die Buchhaltung, den ganzen administrativen Teil halt. Die Buchhandlung gehört meinem Onkel.“
„Das ist ja toll: freier Zugang zu allen Büchern“, schwärmte Kaja.
„Ehrlich gesagt, es geht so. Mein Onkel und ich sind nicht gerade das ‚Dream Team’. Er ist der geizigste Mensch auf Erden. Er mag mich nicht besonders, was zugegebenermaßen auf Gegenseitigkeit beruht.“
„Wieso arbeitest du denn da?“
„Ich hatte zu dem Zeitpunkt, als ich bei ihm angefangen habe, absolut kein Geld, einige Schulden und brauchte dringend einen Job. Ich nehme mal an, ich sollte ihm dankbar sein dafür“, brummte Miri. „War ich auch, die ersten paar Wochen. Bis mir aufging, dass er mir die Stelle offenbar nur angeboten hatte, um mich konstant unter seiner Fuchtel zu haben und mich fertig zu machen.“
„So schlimm?“, fragte Kaja erschüttert.
„Ziemlich. Ich darf kaum Kundenkontakt haben, weil er es als eine Schande ansieht, wie ich rumlaufe, wie ich aussehe, wie ich spreche – ich würde ihm die Kundschaft vergraulen. Wenn ich einen Fehler mache… “ Miri schluckte und blickte zur Seite.
„Was dann?“
Miri riss sich zusammen und straffte die Schultern. „Dann folgen endlose Monologe darüber, wie dumm ich bin und dass das die gerechte Strafe ist, weil meine Mutter eine Sünde begangen hat – nämlich die, mit meinem Vater zu schlafen, ohne dass sie verheiratet waren, und dann auch noch schwanger zu werden dabei.“
„Aber...“, Kaja suchte nach den passenden Worten, was gar nicht so einfach war, „ihm ist schon bewusst, dass wir mittlerweilen im 21. Jahrhundert leben – welchem das 20. vorangegangen ist – und nicht im Mittelalter?“, schloss sie dann ungläubig.
„Puh“, atmete Miri hörbar aus. „Tut mir leid, mich nimmt das immer unglaublich mit. Ich weiß, dass ich das einfach von mir abprallen lassen sollte, aber ich kann einfach nicht anders. Ich nehme es immer persönlich.“ Sie schnäuzte sich geräuschvoll die Nase.
„Ich kann das gut verstehen. Ist ja schon schwierig genug, wenn man sich solche Dinge ab und zu anhören muss. Wenn ich mir vorstelle, das jeden Tag mitmachen zu müssen, oje oje.“
„Ich bin da vermutlich auch speziell
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