Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
genauso wie die Kobolde. Der König tobte und sandte Taucher aus, um das Gold zu finden. Ein Taucher nach dem anderen stieg in die Fluten, aber keiner kam wieder heraus. Seitdem haben viele Menschen nach dem Gold gesucht, doch gefunden hat es niemand.«
Vicky verstummte. Kim meinte, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Sie räusperte sich. »Das … das war eine sehr schöne Geschichte, vielen Dank.«
Vicky lächelte traurig. »Mein Vater hat mir die Geschichte früher immer erzählt, als ich klein war. Ich weiß nicht, wie oft. Darum kann ich sie immer noch auswendig.«
»Und wo ist dein Vater jetzt?«, erkundigte sich Franzi.
Vicky schwieg. Clarissa drückte ihre Hand und antwortete für ihre Tochter. »Mein Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Er ist im neu angelegten Stausee ertrunken.«
Franzi biss sich auf die Unterlippe. »Oh, das tut mir leid.«
Bedrücktes Schweigen breitete sich am Tisch aus. Vicky schien ganz in ihre Trauer versunken zu sein. Sie tat Kim wahnsinnig leid. Sie musste gerade acht Jahre alt gewesen sein, als ihr Vater gestorben war. Über so einen schweren Verlust kam man wahrscheinlich nie hinweg. Kein Wunder, dass die Trauer sie immer noch wie feiner Nebel umgab.
Kim überlegte krampfhaft, was sie sagen könnte, aber ihr fiel einfach nichts Tröstliches ein. Schließlich entschloss sie sich zu einem Themenwechsel. »Befinden sich auf dem Grund des Sees tatsächlich noch die Ruinen eines versunkenen Dorfes?«
Clarissa ließ Vickys Hand los und nickte. »Ja. Es sind die Überreste von Alt Schiertal. Das Dorf wurde vor zehn Jahren umgesiedelt. Ich bin dort aufgewachsen. Vicky hat dort ebenfalls ihre Kindheit verbracht.«
»Es war bestimmt nicht leicht für Sie, Ihr Heimatdorf zu verlassen, oder?«, fragte Marie mitfühlend. »Ich stelle mir das schrecklich vor.«
Clarissa seufzte. »Allerdings. In dem Haus, das wir aufgeben mussten, hatte meine Familie seit Generationen gelebt. Mein Mann, Vicky und ich waren dort sehr glücklich. Es war ein Schock, als die Entscheidung für den Stausee fiel und klar wurde, dass unsere Heimat in den Fluten versinken würde.« Sie drehte sich um und zeigte auf ein Foto, das in einem Holzrahmen an der Küchenwand hing. »Das ist mein Elternhaus.«
Kim betrachtete das Foto. Es zeigte ein altes Fachwerkhaus mit kleinen Fenstern, hinter denen rote Gardinen leuchteten. Im Garten wuchsen Sonnenblumen. Kim konnte sich kaum vorstellen, dass dieses hübsche Haus jetzt auf dem Grund des Sees vor sich hin moderte.
Franzi schien es ähnlich zu gehen. »Ich würde ausrasten, wenn irgendwelche Leute beschließen würden, unser Haus einfach so zu überfluten …«
»Zuerst waren wir auch sehr wütend«, erzählte Clarissa. »Vor allem Peter, meinen Mann, hat es schwer getroffen. Er hätte Alt Schiertal niemals freiwillig verlassen. Aber dann haben wir uns damit abgefunden. Wir hatten schließlich keine andere Wahl. Außerdem haben wir eine gute Abfindung bekommen, mit der wir dieses Haus kaufen und die Pension eröffnen konnten.«
Das Telefon klingelte. Clarissa entschuldigte sich und ging in den Flur. Kim, die der Tür am nächsten saß, bekam Teile des Gesprächs mit. Als sie das Wort »Polizeirevier« aufschnappte, spitzte sie unwillkürlich die Ohren.
»Muss ich wirklich persönlich aufs Revier kommen?«, fragte Clarissa. »Meine Pension ist ausgebucht, ich habe gerade kaum eine freie Minute … Na gut, wenn Sie meinen … Dann also bis morgen.«
Als Clarissa zurück in die Küche kam, meinte Kim, ein paar neue Sorgenfalten auf ihrer Stirn zu entdecken. Der Anruf war offenbar ziemlich unangenehm gewesen.
»Was ist denn los?«, fragte Kim vorsichtig. »Hast du Ärger mit der Polizei?«
Clarissa setzte sich wieder an den Tisch. »Nein, nicht direkt.« Sie trank einen Schluck Tee. »Es geht um den Einbruch in unserer Gartenlaube.«
Franzi horchte auf. »Sie haben eine Gartenlaube?«, fragte sie. »Und dort ist eingebrochen worden?«
Die drei !!! wechselten einen Blick. Das waren äußerst interessante Neuigkeiten.
»Genau.« Clarissa seufzte. »Es ist vor zwei Tagen passiert. Und nun soll ich aufs Revier kommen und eine Aussagemachen. Ausgerechnet jetzt, wo hier in der Pension der Teufel los ist. Das ist doch völlig überflüssig!«
»Finde ich nicht«, erwiderte Kim ruhig. »Vielleicht hast du etwas Wichtiges beobachtet und kannst der Polizei helfen, den oder die Täter zu fassen.«
Clarissa winkte ab. »Ach was! Die finden den Täter sowieso
Weitere Kostenlose Bücher