Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
hinüber.
Kim drehte sich um und erstarrte. Auf dem Kiesweg stand Michi. Sein Anblick war wie ein Schlag in die Magengrube. Er sah noch besser aus als in Kims sehnsüchtigsten Träumen, die sie in den letzten Nächten regelmäßig heimgesucht hatten. Seine blaugrünen Augen strahlten, und seine kurzen, dunkelbraunen Haare standen strubbelig vom Kopf ab. Kim hätte sie so gerne berührt, aber sie hielt sich zurück.
Sie räusperte sich. »Was willst du hier?«
»Ich musste dich sehen.« Michis Stimme klang rau. »Ich bin extra mit dem Zug hergefahren, weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Kann ich kurz mit dir reden?«
Kim wollte gerade den Kopf schütteln, da erhoben sich Franzi und Marie wie auf Kommando von ihren Liegestühlen.
»Wir lassen euch lieber allein«, sagte Marie. Franzi nickte. Dann verschwanden die beiden um die Hausecke.
Kim sah ihnen verdutzt – und etwas ärgerlich – nach. Ihre besten Freundinnen ließen sie einfach im Stich. Na toll!
Michi kam zögernd näher und blieb vor Kim stehen. »Wir müssen uns dringend unterhalten«, sagte er. »Du kannst mich nicht einfach so abservieren.«
»Wer hat denn hier wen abserviert?«, fragte Kim. Hoffentlich fing sie nicht an zu heulen. Sie wollte das hier mit Anstand und Würde hinter sich bringen. » Du hast dir doch eine neue Flamme gesucht!«
Michi schüttelte den Kopf. »Du hast alles völlig falsch verstanden. Willst du sehen, wer meine neue Flamme ist?« Ehe Kim etwas erwidern konnte, zog er ein Foto aus seiner Hosentasche und hielt es ihr unter die Nase.
Kim stutzte. »Wer ist das?« Auf dem Foto war ein süßes kleines Mädchen mit braunen Rattenschwänzen zu sehen. Sie hatte eine Zahnlücke und grinste frech in die Kamera.
»Das ist Olivia, Giovannis zweite Tochter.« Michi steckte das Foto wieder ein. »Mit ihr war ich letztens im Kino.«
Kim war wie vor den Kopf geschlagen. Der Sinn von Michis Worten sickerte unerträglich langsam durch ihre Gehirnwindungen. »Giovanni hat noch eine Tochter?«
Michi nickte. »Genau. Olivia ist Paolas kleine Schwester.«
»Und mit Paola ist überhaupt nichts gewesen?« Kim konnte es immer noch nicht glauben.
»Natürlich nicht!«, sagte Michi entrüstet. »Paola sieht zwar nicht schlecht aus, aber man kann sich keine fünf Minuten vernünftig mit ihr unterhalten. Sie interessiert sich nur für irgendwelche Teenie-Stars und die neueste Mode. Außerdem hat sie überhaupt keinen Humor.« Er zog eine Grimasse. »Ich bin immer froh, wenn ich nicht zusammen mit ihr arbeiten muss.«
Kim warf Michi einen ungläubigen Blick zu. »Ehrlich?«
Michi sah sie treuherzig an. »Ehrlich! Außerdem liebe ich nur ein Mädchen – nämlich dich!«
Kim spürte, wie ihr Herz auf wundersame Weise wieder zusammenwuchs. Angenehme Wärme durchströmte sie. Endlich fühlte sie sich wieder wie ein kompletter Mensch. »Dann hab’ ich mich also ganz umsonst aufgeregt?«, fragte sie.
Michi grinste. »Du warst eifersüchtig auf eine Siebenjährige.«
Kim ließ den Kopf hängen. »Es tut mir so leid! Ich hätte dir vertrauen sollen. Und ich hätte nicht so ausrasten dürfen.«
Michi zog sie an sich. »Ich verzeihe dir. Aber nur, wenn du mich jetzt endlich küsst.«
Diese Bedingung erfüllte Kim nur zu gerne. Als sich ihre und Michis Lippen trafen, seufzte sie glücklich und schloss die Augen. Wie hatte sie nur je daran zweifeln können? Die Liebe war eindeutig das größte Glück auf Erden!
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